Die Geschichte beginnt bereits am Gate, kurz vorm Abflug. Sie erkennen den Typ sofort: zum einen an seinem misstrauischen Gesichtsausdruck, zum anderen an der Fachzeitschrift für Fliegerei, die er demonstrativ auf seinem Handgepäck platziert. Auf der Titelseite steht: „Die größten Katastrophen der Luftfahrt“. Wenn Sie wenig später in seiner Nähe sitzen, erfahren Sie alles über die Unsicherheitsfaktoren des Flugzeugtyps, in dem Sie gerade sitzen. Als Sie erstaunlicherweise unversehrt Ihren Urlaubsort erreichen und sich nach dem Auspacken gegen 20 Uhr zum netten Fischlokal hinunter an die Hafenpromenade begeben, sitzt dieser Kerl doch tatsächlich an Ihrem Nebentisch und desinfiziert sein Besteck mit Sterilium. Schließlich könne man ja nie wissen, sagt er zur Begrüßung, denn diese Südländer hätten es ja nicht so mit der Hy­giene. Überhaupt rate er von den Venusmuscheln ab, denn die Gefahr, sich eine Hepatitis einzufangen, sei nicht zu unterschätzen. Seine Schwägerin habe damals vor zwei Jahren nicht auf ihn hören wollen, erzählt er, mit Bedauern in der Stimme. Sie verzichten daraufhin lieber aufs Tiramisu als Dessert – jedoch nicht wegen der latenten Salmonellen-Gefahr, sondern weil Sie einen weiteren lehrreichen Vortrag Ihres neuen Freundes im Keim ersticken wollen. Aber Sie können es nicht verhindern, dass Sie während des Hauptgangs – einer köstlichen gegrillten Dorade – über all die Negativismen aufgeklärt werden, die selbst an diesem Traumziel auf arglose Urlauber lauern: Qualleninvasion, Infektionsgefahr durch Hantaviren, Taschendiebstähle, das Wetter soll ja sehr unbeständig sein und dann noch diese winzigen, fiesen Moskitos in der Nacht!

In diesem Moment sollten Sie den Panikmacher sofort auf Ihre schwere Allergie gegen Mückenstiche hinweisen. Mit etwas Glück wird er Ihnen nachher im Hotel großzügig ein tropentaugliches Mückenspray aus seiner umfangreichen Reiseapotheke überlassen. Denn das vergessen Sie ja immer.