Als neuen Service bietet der US-Fahrdienstvermittler Uber jetzt Bootsausflüge in der Inselwelt Kroatiens an

Das große Urlaubsabenteuer beginnt auf dem Smartphone. Wer künftig eine exklusive Tour mit dem Schnellboot durch die Adria machen oder anstelle eines Autos mit dem Motorboot zum Flughafen düsen will, muss nur noch die richtige App starten. Zwei, drei Tastendrucke, und schon steht ein 300-PS-Geschoss bereit, um mondän übers Wasser zu gleiten. So zumindest lautet die Idee des US-Fahrdienstvermittlers Uber, der mit seinem neuen Service UberBoat im boomenden Bootstourismus Kroatiens mitmischen will.

Und zwar dauerhaft und nicht nur für einen kurzen Zeitraum von ein paar Tagen, wie Davor Tremac, Südosteuropa-Chef des Unternehmens, beim offiziellen Launch in Split angibt. Zwar ­habe man Ähnliches bereits in Cannes während der Filmfestspiele, in Istanbul oder auf dem Nil in Kairo gemacht. Das aber seien nur „Marketing Stunts“ ­gewesen, reine Promotionsangebote, um die Bereitschaft der Kunden zu testen. Die Akzeptanz sei demnach so hoch ­gewesen, dass der Konzern seine Fahrten mit einem rasanten Wassertaxi ­nunmehr für die gesamte Urlaubssaison anbietet.

Wie bei den anderen Angeboten von Uber ist die hauseigene App der Schlüssel. Rund 60 einheimische Bootsanbieter arbeiten mit dem Konzern ­zusammen und bieten auf Vermittlung durch die Handy-Software ihre Dienste an. Nutzer, die sich auf Inseln wie Hvar oder Städten wie Split und Dubrovnik aufhalten, müssen nur ihren Standort und ihr Wunschziel in die Suchmaske eintippen und bekommen sofort Angebote von Skippern, die gerade in ihrer Nähe kreuzen oder an einem Pier liegen. Kommt es zum Vertragsabschluss, ­werden Zeit und Ort abgemacht und die App leitet via Navigation direkt zum ­betreffenden Boot.

Es kann immer nur einganzes Boot gebucht werden

Langwieriges Suchen und Vergleichen von Anbietern vor Ort entfällt dadurch ebenso wie hartnäckiges Feilschen um den Preis – denn der ist bei Uber fix. Ein weiteres Merkmal: Sämtliche Fahrten sollen etwa 30 Prozent günstiger sein als der ortsübliche Marktpreis. Tremac versichert, dass es sich bei den lokalen Anbietern ausschließlich um etablierte Unternehmer „mit allen notwendigen Lizenzen, Kapitänspatenten und Versicherungen“ handele, die schon seit ­Längerem mit „top gepflegten“ Booten ihre Dienste offerieren.

Zur Wahl stehen zu Beginn zwei Optionen. Entweder man bestellt ein Boot als reines Wassertaxi, beispielsweise vom Flughafen Split auf die Insel Hvar. Das nennt sich dann UberBoat und kostet wahlweise 352 Euro (acht Passagiere) oder 440 Euro (zwölf Passagiere). Zwar ist die Passage auch anderweitig möglich. Reisende müssen in ­diesem Fall dann aber erst einmal mit dem Taxi oder Bus nach Split fahren und dort vom Fähranleger aus einen Katamaran nach Stari Grad auf Hvar nehmen. Das Fährticket kostet zwar nur etwa sieben Euro pro Nase – doch die Verbindung existiert nur fünfmal täglich und kann alles in allem bis zu sieben Stunden dauern.

Die zweite Möglichkeit dagegen soll vor allem Urlauber ansprechen, die mit ihrem privaten Speedboot auf große Erkundungstour gehen wollen. Über die sogenannte Adventure-Option der App chartert man Skipper und Schiff für eine ganz- oder halbtägige Bootsreise mit eigener Routenvorstellung quer durch die Adria. Abhängig von Entfernung und Fahrzeit gibt es diesen Service ab 980 Euro (acht Passagiere). Der ­Haken an der Geschichte ist der Uber-typische Shared-Economy-Ansatz. Es gibt bei den Speedbooten keinen Einzelplatzverkauf, gebucht wird immer nur das ganze Boot. Und wer nicht grad mit einer Fußballmannschaft oder einer Großfamilie unterwegs ist, dürfte sich mehrfach überlegen, ob er das Angebot nutzt. Und es handelt sich nicht um einen Hop-on-Hop-off-Service, bei dem die Kapitäne für eine Fahrt mehrere Personen an unterschiedlichen Orten einsammeln, um das Boot auszulasten. Will ein Kunde wirklich einen günstigen Preis erzielen, ist das seine Aufgabe.

Auch ist die Frage, ob ein solches Angebot nicht zu Unmut und Irrita­tionen innerhalb der Branche der lokalen Bootsanbieter führt. Die günstigen Preise kann Uber nur deswegen anbieten, weil sich die beteiligten Kapitäne und Unternehmen eine höhere Buchungsfrequenz versprechen und hoffen, Leerlaufzeiten zu vermeiden. Auch sollen positive Kundenbewertungen der Uber-Gäste eventuell teure Marketingmaßnahmen, aber auch dauerhafte kostenpflichtige Liegeplätze obsolet machen. Und wie schnell in Kroatien die Stimmung innerhalb einer Branche ­kippen kann, zeigen Streiks, Anfeindungen und Handgreiflichkeiten von Taxifahrern in der Hauptstadt Zagreb gegen ihre Uber-Kollegen.

Mit seiner Konzernphilosophie sorgt das viel kritisierte Unternehmen weltweit für eine fragile Atmosphäre ­innerhalb der Mobilitätsbranche, bei der es oft nur einen Funken braucht, um einen Flächenbrand auszulösen. Und einen solchen kann der Fahrdienstvermittler, der das erste Quartal im laufenden Geschäftsjahr mit 708 Millionen Dollar Verlust abgeschlossen hat, sicher nicht gebrauchen.