Dass Männer auf Reisen mit dem Auto niemals nach dem Weg fragen und Frauen die Straßenkarte zumeist verkehrt herum halten – geschenkt! Denn mittlerweile ist in fast allen Kraftfahrzeugen ein Navigationsgerät serienmäßig, oder das Smartphone übernimmt den Part des Pfadfinders, der dabei hilft, Umwege zu vermeiden und Staus zu umfahren, was vor allem auch die Harmonie zwischen den Geschlechtern fördert: Da sich ja nun die quälende Linksrum-rechtsrum-Diskussion erübrigt, darf man Navigationsgeräte mit Fug und Recht als digitale Paartherapeuten bezeichnen. Jedenfalls dann, wenn man einer repräsentativen Umfrage des Fachverbandes Bitkom glaubt.

Aber leider hat auch der digitale Fortschritt eine Schattenseite. Und zwar immer dann, wenn es a) schnell gehen muss (weil zum Beispiel die Fähre pünktlich ablegen will, aber der Verkehr durch unvorhersehbare Ereignisse so gut wie zum Erliegen gekommen ist) und b) einer der Autoinsassen schon mehrmals in der Gegend war und daher die besten Schleichwege kennt. Dann kommt es im Wageninneren garantiert zum erbitterten Streit, weil der eine nun mal auf den GPS-gestützten Wegweiser in vermeintlicher Echtzeit schwört und der andere aufs menschliche Erinnerungsvermögen und die Erfahrung setzt.

Spätestens ab diesem Zeitpunkt mutiert die längst tot geglaubte Linksrum-rechtsrum-Diskussion also zur Kardinalfrage, auf die es dummerweise jedoch niemals die richtige Antwort geben kann. Denn wenn man die Fähre verpassen würde (um bei diesem Beispiel zu bleiben), wäre es absolut sinnlos, sich weiterhin darüber zu streiten, was oder wer recht hatte – das Navi oder der Mensch. Das gilt aber auch für den Fall, wenn man es doch noch rechtzeitig an Bord geschafft haben sollte: Also bitte kein Triumphgeheul, denn um diese Frage zu klären, müsste man – auch im wissenschaftlichen Sinne – einen Gegenbeweis antreten. Was logischerweise unmöglich ist.