Für viele Zeitgenossen stellen die natürlichen Sprachbarrieren einen trif­tigen Grund da, den Urlaub lieber daheim zu verbringen. Linguistische Fallen und Gefahren lauern schließlich überall, bevorzugt auf Speisekarten – das merkt der Reisende spätestens dann, wenn das gesamte Servicepersonal eines Restaurants nach der geradebrechten Bestellung die Gaststätte in einen ­Tempel der absoluten Heiterkeit verwandelt.

Es gibt eine große deutsche Volksgruppe, die von der Sprachevolution – aus welchen Gründen auch immer – bis heute klar bevorzugt wird. Und das sind, natürlich, die Bayern, deren Nähe zum deutschen Traumurlaubsland Nummer eins, Italien, beinahe schon unheimlich ist. (Natürlich wissen Sie, dass die bayerische Seenplatte, bestehend aus Ammer-, Starnberger-, Tegern- und Chiemsee erst mit dem Gardasee komplettiert wird.)

Wer sich bisher aufgrund seiner mangelnden Italienischkenntnisse nicht traute, die Alpen trotz der Verlockungen des „Dolce Vita“ zu überqueren, sollte zum Üben deshalb einen Urlaub auf einem ober- oder niederbayerischen Bauernhof in Erwägung ziehen – denn hier gibt es den kostenlosen Italie­nisch-Crashkurs inklusive! Und zwar deshalb, weil die bayerische Mundart und die italienische Sprache zahllose ­ver­blüffende Gemeinsamkeiten aufwei­sen.

So wird das L beim Sprechen häufig zum I, wie zum Beispiel „bigin“ (bügeln), „Fuime“ (Filme), „Abbrui“ (April) oder „Bruin“ (Brille). Darüber hinaus werden auch R- und N-Laute zum A sowie B zum W: „schliaffa“ (schlürfen), „fian“ (führen), „Mewe“ (Möbel), „Radi“ (Rettich) oder „Kiwi“ (Kübel). Italienischer geht es doch nun wirklich nicht!

So gestählt sollte sich der Sprach­urlauber nach einer Woche des Vokabellernens ruhig einmal an die ersten einfachen italienischen Satzkonstruktionen wagen. Am besten fängt man damit an einem lauen Sommerabend in einem der vielen zünftigen Biergärten an: Wenn dort nach der dritten „Masss“ (Maß) zum Beispiel die vierte auf den Tisch kommt, dann muss es auf Italienisch heißen: „Dipackiano!“ (dich trinke ich auch noch).