Die vergangenen Jahre war es ja schiedlich-friedlich an der Mallorca-Front zwischen den Deutschen und den Briten zugegangen, doch jetzt müssen wir bedauerlicherweise konstatieren: Es war wohl nur ein Scheinfrieden. Schlimmer noch wiegt allerdings die Tatsache, dass der sommersprossige Aggressor von der Insel jetzt im gesamten Mittelmeerraum zur Mega-Offensive angetreten ist – mit einer perfiden Taktik, gegen die sich die legendären Handtuchscharmützel der vergangenen Jahre um Liegeplätze am Swimmingpool ausnehmen wie der Besuch eines Streichelzoos.

Denn die großen Reiseveranstalter haben festgestellt, dass seit Längerem „von Malaga über Mallorca bis hin zur Marmaris-Bucht eine rätselhafte Magen-Darm-Epidemie durch den Mittelmeerraum schwappt, die wegen der hohen Entschädigungszahlungen über kurz oder lang zu Verteuerungen der Reisepreise führen könnte“, so prognostiziert ein Sprecher des Reisekonzerns Thomas Cook.

Dahinter stecken – und das ist bitterer Ernst – offenbar betrügerische „Claims Management Companies“ aus Großbritannien, die die britischen Touristen zu Falschaussagen gegen ihre Hotels und Clubs anstiften. Denn durch eine Besonderheit des 2012 reformierten britischen Verbraucherschutzrechts können die Spontanerkrankten mit extrem geringem Aufwand Entschädigungszahlungen von mehreren Tausend britischen Pfund pro Person kassieren, abzüglich der Gebühren.

Die Folge dieser Regelung: Die internationalen Reiseveranstalter in Großbritannien werden mit Forderungen von Touristen überhäuft, die im Urlaub angeblich eine Lebensmittelvergiftung erlitten haben. Seit 2012 ist die Zahl der Beschwerden in Großbritannien so um das Siebenfache gestiegen – die ebenfalls feiererprobten Touristen aus dem Rest von Europa vertragen das südländische Essen dagegen nach wie vor ohne größere Probleme. Und wenn sie sich auf offener Straße (oder netterweise später, auf ihren Zimmern) die exzessive Party noch mal würgend durch den Kopf gehen lassen, dann ahnen sie zumindest auch, dass sie ihre heftige Übelkeit in der Regel dem Sangria-Saufen aus dem Eimer zu verdanken haben – und nicht der „verdorbenen“ Paella mit Meeresfrüchten.