Noch sind die Buchungen stabil – aber unter der neuen Regierung verlieren die USA in der Urlaubergunst

Canyons, Cowboys, glitzernde Metropolen: Amerika ist für viele ein Traumziel. Doch der neue Präsident Donald Trump sorgt inzwischen nicht nur für politische Aufregung. Seine Regierung wirkt sich zunehmend negativ auf das Tourismus-Image des Landes aus.

In einer repräsentativen Um­frage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag des führenden Branchenmagazins „FVW“ gaben rund 46 Prozent der an USA-Reisen Interessierten an, sie würden sich in Amerika unwillkommen fühlen oder die Regierung Trump nicht durch einen Urlaub unterstützen wollen. Etwa 36 Prozent sagen hingegen, man solle die Politik von der Herzlichkeit der Menschen trennen. 17 Prozent ist egal, wer im Weißen Haus regiert.

Bei einer nicht repräsentativen Abstimmung mit bisher knapp 10.000 Teilnehmern auf der Webseite urlaubsguru.de äußerte sich ein Drittel dahingehend, künftig die USA als Reiseziel zu meiden. Die Mehrheit (55 Prozent) meint, Touristen sollten sich von der Wahl Trumps nicht beeinflussen lassen. Elf Prozent outeten sich als Nicht-USA-Fans (www.urlaubsguru.de/reisemagazin/donald-trump-neue-praesident-usa; Stand 27. Februar, Umfrage läuft weiter).

Andere Länder könnten von der Flaute profitieren

Thilo Krause-Dünow, Vorstandsmitglied der Tourismusorganisation Visit USA, in der Hotels, Airlines und Destinationen zusammengeschlossen sind, sieht bisher allerdings noch keine Auswirkungen auf das USA-Geschäft. Die Nachfrage- und Buchungszahlen bei seinem Unternehmen Canusa lägen im Vergleich zu 2015 derzeit sogar fünf Prozent im Plus. Die Westküste sei in der Hochsaison schon beinahe ausgebucht, auch Hawaii und Alaska-Yukon seien beliebt. Krause-Dünow vermutet: „Diejenigen, die ohnehin nicht reisen wollen, machen nun ihrem Unmut Luft.“

Fabio Negro, bei FTI für Nordamerika zuständig, sagt: „Im Moment beeinflusst Donald Trump das gute Image der USA negativ, und die Nachfrage ist stellenweise ein wenig zurückhaltend. Aber ob es wirklich Auswirkungen auf das weitere Buchungsverhalten hat, wird sich zeigen. Derzeit können wir noch keine Einbrüche bei den Buchungen für 2017 feststellen.“ Neben Kalifornien sei bei FTI die Nachfrage nach New York sehr hoch.

Bei Dertour verzeichnet man zurzeit sogar noch ein zweistelliges ­Buchungs- plus für USA-Reisen, ­besonders Touren mit Camping- mo­bilen ­seien gefragt. Neben Trump-Argwohn und einem recht schwachen Euro spielen auch die Kosten für Flüge bei Reiseentscheidungen eine wichtige Rolle. Und diese sind zurzeit eher günstig. Mit Lufthansa geht es zum Beispiel im Mai ab 400 Euro von Düsseldorf nach Los Angeles, mit Wow Air ab Frankfurt und ab Mai auch von Düsseldorf via Island ab rund 200 Euro nach New York. 2015 reisten rund 2,26 Millionen Besucher aus Deutschland in die USA. Für 2016 liegen laut Krause-Dünow erst Zahlen bis Juli vor, demnach gebe es für das Vorjahr einen leichten Rückgang zu verzeichnen, allerdings seien die starken Monate August und September noch nicht erfasst.

Jörg H. Trauboth, Krisenmanager und Publizist, rechnet damit, „dass das Interesse an USA-Reisen für den typischen Urlauber deutlich zurückgehen wird“. Der Sicherheitsexperte aus Nordrhein-Westfalen, der früher auch in Amerika lebte, hat erstmalig selbst eine beabsichtigte Reise storniert. Als Grund nennt er „unerfreuliche Erlebnisse mit Homeland Security (Heimatschutzministerium, Anm. der Red.) in der Vergangenheit und nun auch Unklarheit bezüglich weiterer Verschärfungen zum Reisezeitpunkt“. Sogenannte Kioske, die die Einreiseformalitäten automatisiert beschleunigen sollten, hätten keine Erleichterung gebracht. Trauboth prognostiziert: „Sollten Social-Media-Passwörter abgefragt werden, wird dieses nach meiner Überzeugung zu einem dramatischen Einbruch führen.“ Bisher kann man beim elektronischen Reisegenehmigungssystem (ESTA) für eine visafreie Einreise die Frage nach Social-Media-Aktivitäten etwa auf Facebook beantworten, muss sie aber nicht.

Von einer USA-Flaute könnten andere Fernziele wie Südafrika oder Asien profitieren, schätzt „FVW“-Chefredakteur Klaus Hildebrandt. Für Rundreisen gebe es auch dort gute Möglichkeiten. Nachbarland Kanada, das in diesem Jahr 150 Jahre Unabhängigkeit feiert, boomt bereits. Dies liegt allerdings auch am besseren Kurs des kanadischen Dollars.