Hamburg. Rund 40 Schiffe bringen Touristen zur Eiswelt am Südpolarmeer. Was man über Anbieter und Zielgebiet wissen sollte.

Wenn auf der nördlichen Halbkugel der Frühling beginnt, versinkt die Antarktismonatelang in eisiger und stürmischer Dunkelheit. Weil sich der Eispanzer immer weiter ausbreitet, kommt der Kreuzfahrttourismus rund um den Südpol zum Erliegen. Doch schon jetzt laufen die Buchungen für die neue Saison, die von November bis März dauert und eines der größten touristischen Abenteuer unserer Zeit bietet.

Tipps & Informationen

Rund 40 Schiffe und Yachten weltweit bringen Passagiere zur Antarktischen Halbinsel und in die dann teilweise eisfreien Gewässer. Der Markt ist klein, aber exklusiv – und der Preis entsprechend hoch (ab rund 9000 Euro pro Person). Neben der deutschen Reederei Hapag-Lloyd Cruises mit Sitz in Hamburg und ihren beiden Expeditionsschiffen „Bremen“ und „Hanseatic“ zählen Hurtigruten („Fram“, „Midnatsol“) sowie das US-amerikanische Unternehmen Quark Expeditions in Seattle und Oceanwide Expeditions aus Holland zu den wichtigsten Anbietern.

Trend geht zu noch mehr Komfort

Der Trend geht zu noch mehr Komfort und Luxus an Bord. Außerdem wünschen sich die Gäste nicht nur Landgänge, die durch wendige und robuste Schlauchboote (Zodiacs) selbst bei erheblichem Wellengang möglich werden. Sie wollen außerdem im Helikopter weiter nach Süden in die Nähe der Kaiserpinguine fliegen. Besonders Abenteuerlustige träumen sogar von einer Zelt-Übernachtung im Eis.

Manche Schiffe legen nach ihrem Start im argentinischen Ushuaia einen Zwischenstopp in Südgeorgien ein, wo die Reisenden beim Anblick von Millionen Königspinguinen, dösenden Seeelefanten und kampfeslustigen Seelöwen regelmäßig überwältigt werden.

Zodiacs fahren unmittelbar an die Eisberge heran
Zodiacs fahren unmittelbar an die Eisberge heran © Getty Images

Jährlich reisen weltweit rund 34.000 Urlauber ins ewige Eis der Antarktis. Nach den USA ist Deutschland der zweitgrößte Markt mit rund 5500 Passagieren. Dazu kommen neuerdings rund neun Prozent Chinesen, wie die International Association of Antarctic Tour Operators (IAATO) mitteilt. Seit einigen Jahren dürfen nur noch jene Schiffe in die ökologisch sensible Antarktis reisen, die ausschließlich mit Marine Diesel, aber nicht mit Schweröl unterwegs sind. Daraufhin haben große US-Reedereien wie Princess Cruises die Antarktis als Destination gestrichen. Es dürfen ohnehin lediglich 100 Passagiere gleichzeitig an Land gehen, begleitet von mindestens fünf Guides – so wollen es die internationalen Auflagen.

Ganz oben im Luxussegment spielen Hapag-Lloyd Cruises und die französische Reederei Compagnie du Ponant (Marseille) mit. Die Franzosen setzen in der neuen Antarktis-Saison ihre baugleichen Schiffe „Le Lyrial“, „Le Boréal“ und „Le Soléal“ ein, die ab 2009 gebaut wurden. Die modernen Stabilisatoren tragen dazu bei, dass die wegen der Stürme gefürchtete Drake-Passage von Südamerika zur nördlichen Antarktis erträglich wird.

Großartiger Blick aus der Badewanne

In ihrer Form und mit der Passagieranzahl (122 bis 130 Kabinen und Suiten) bieten sie den Fünf-Sterne-Komfort einer großen Yacht. Wer in der Badewanne seiner Balkon-Kabine liegt, kann auf im Meer treibende Eisberge blicken. Die Bordsprache ist Französisch; es gibt aber auch deutschsprachige Lektoren. Die feine französische Küche überzeugt mit Fisch, Krustentieren und Mousse au Chocolat. Im Unterschied zu den Mitbewerbern setzt Ponant auf relativ kurze, elftägige Reisen zur Antarktischen Halbinsel. Ein Schnupperangebot mit Aufenthalten im südlichsten Postamt der Welt und der „Insel der Täuschung“ (Deception Island) kostet ab 9000 Euro pro Person.

Zunehmend Schiffe im Fünf-Sterne-Segment

Auf Deception Island baden regelmäßig Hapag-Lloyd-Cruises Gäste im Ozean. Wo heißer Wasserdampf aus der vulkanischen Erde wabert, stehen Crew-Mitglieder der „Hanseatic“ und „Bremen“ mit Bademänteln und Handtüchern bereit. Die beiden Schiffe haben einen geringen Tiefgang und wurden extra für polare Gebiete gebaut (Eisklasse E 4). Aufgrund der technischen und baulichen Voraussetzungen ist sogar eine Halbumrundung der Antarktis von Ushuaia nach Bluff (Neuseeland) möglich.

Auf der „Bremen“ (4 Sterne) haben 155, auf der „Hanseatic“ (5 Sterne) 175 Gäste Platz. Zahlreiche Lektoren und Wissenschaftler bieten Vorträge an Bord an. Im Unterschied zu anderen Schiffen gibt es dafür ein technisch gut ausgestattetes Auditorium. Bei den täglichen „Recaps“, selbstverständlich in deutscher Sprache, werden die Erlebnisse des Tages noch einmal intensiv besprochen.

Plötzlich tauchen Buckelwale auf

Es kann vorkommen, dass das Dinner am Abend auf der „Hanseatic“ unterbrochen wird, weil backbord plötzlich Buckelwale auftauchen und alle auf die Außendecks wollen. Jährlich besuchen mit Hapag-Lloyd Cruises 1000 Passagiere die Antarktis. Gerade werden zwei neue Expeditionsschiffe im Fünf-Sterne-Segment gebaut. Die Indienststellung ist für den Herbst 2019 geplant. Eine 22-tägige Reise auf der „Bremen“, inklusive Falklandinseln und Südgeorgien, kostet ab 12.280 Euro pro Person.

Einen Neubau hat auch Hurtigruten in Auftrag gegeben. Die „Roland Amundsen“ soll die Flotte ab 2018 ergänzen. In der Saison 2017/18 wird die „Fram“ (254 Passagiere) bis zum Südpolarkreis fahren. Die Schiffsleitung bietet die Möglichkeit an, für eine Nacht im ewigen Eis in Hightechzelten zu übernachten. Richtig dunkel wird es im antarktischen Sommer natürlich nicht.

Die Antarktis ist das Gebiet der zahlreichen
Pinguinarten
Die Antarktis ist das Gebiet der zahlreichen Pinguinarten © Getty Images

Das wohl größte Abenteuer bieten Schiffe wie die „Ortelius“ (116 Passagiere) von Oceanwide Expeditions. Per Helikopter werden Touristen in die Nähe von Kaiserpinguin-Kolonien geflogen. Das vom Komfort eher rustikale Schiff (4-Personen-Kabine mit Bullauge: Zehn Tage ab 9100 Euro) kann durch mehrjähriges Packeis fahren und bietet Ship-to-Shore-Helikoptertransfers auf Snow Hill Island an. Auf der Insel gibt es rund 4200 Brutpaare von Kaiserpinguinen.

19 Tage Antarktis pur ab 18.000 Euro

Auch die russische Reederei Poseidon Expeditions ist bis zum Südpolarkreis unterwegs; ein Drittel der Passagiere kommt aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die 1991 gebaute „Sea Spirit“ (114 Gäste) ist das kleinste deutschsprachig geführte Expeditionsschiff und trotz seines Alters technisch und baulich in Topform. 13 Tage „Unberührte Antarktis“ kosten im Februar 2018 rund 10.500 US-Dollar. Ein schönes Souvenir ist die alltagstaugliche rote Polarjacke. Rutschfeste Gummistiefel können ausgeliehen werden.

Das kleinste und wohl exklusivste Expeditionsschiff ist die vormals auf der Ostsee eingesetzte „Hans Hansson“ von Quark Expeditions. Zwölf Passagiere bleiben auf dem 1960 gebauten Rettungskreuzer wirklich unter sich. 19 Tage Antarktis pur kosten ab 18.000 Euro.

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