Barrierefreies Reisen hilft Menschen mit Einschränkungen – Service und Angebote sind in den vergangenen Jahren deutlich besser geworden

Viele Menschen, die körperlich ein­geschränkt sind, reisen trotzdem gern. Doch nicht immer haben sie die Möglichkeit, barrierefrei an einen Urlaubsort zu gelangen und sich dort problemlos zu bewegen. In den vergangenen Jahren sind Service und Angebot allerdings spürbar verbessert worden.

EntwicklungDer Begriff „barrierefrei“ hat das früher übliche „behindertengerecht“ im Sprachgebrauch abgelöst.

Die Zielgruppe hat sich deutlich erweitert: „Zum einen geht es um Rollstuhlfahrer, Sehbehinderte, Hörgeschädigte und geistig eingeschränkte Personen, zum anderen um alle, die mit schwerem Gepäck, Rollator oder Kinderwagen komfortabler unterwegs sein wollen“, sagt Axel Dreyer, Professor für Tourismusmanagement an der Hochschule Harz in Wernigerode. Ein barrierefreier Reiseverlauf komme nicht nur Personen mit Einschränkungen zugute, sondern macht eine Reise auch für alle anderen bequemer. „Er ist ein wesentliches Qualitäts- und Komfortmerkmal im Rahmen des touristischen Angebotes“, heißt es in dem Praxisleitfaden „Tourismus für ­alle“, der vom Institut für Tourismusforschung 2015 für Kommunen in Sachsen-Anhalt erstellt wurde. Bei Hotels, insbesondere Neubauten, werde verstärkt Wert auf Barrierefreiheit gelegt. Bei ­älteren Häusern sei die Umsetzung schwieriger.

Von Strand- bis Ski-Urlaub

Die Stiftung My Handicap bietet im Internet unter www.myhandicap.de/­barrierefrei-reisen/ Erfahrungsberichte und Tipps. Demnach ist selbst die Inka-Stätte Machu Picchu relativ gut mit dem Rollstuhl erreichbar. Empfohlen wird das Ferienzentrum Centro Ferie Salvatore in Mittelitalien, das seit mehr als 35 Jahren beliebtes Badeurlaubsziel für behinderte Sportler oder Familien mit Kindern im Rollstuhl ist. Barrierefreien Berg- und Ski-Aktiv-Urlaub ermöglicht der Verein Freizeit Paraspecial-Outdoor-Sports im österreichischen Rohrmoos (PSO, www.freizeit-pso.com, Tel. 0043/650/90 16 294). Dort kosten zum Beispiel drei Tage Unterricht mit je zwei Einheiten täglich 530 Euro inklusive Ausrüstung und Liftpass. Gefahren wird auf der Hochwurzen in der Vier-Berge-Skischaukel Schladming. In der Arbeitsgemeinschaft Barrierefreie Reiseziele in Deutschland haben sich Städte und Urlaubsregionen zusammengeschlossen, die unter dem Motto „Urlaub für ­alle“ Pionierarbeit leisten wollen. Dazu gehören die Eifel, Ostfriesland, Rostock, Magdeburg, Erfurt, die Sächsische Schweiz sowie das Fränkische, das Ruppiner und das Lausitzer Seenland (www.barrierefreie-reiseziele.de).

Mit Spezialisten planen

Große Reiseveranstalter weisen meist auf ­behindertenfreundliche Hotels hin. ­Genannt werden manchmal Türbreite und Ausstattung wie befahrbare Dusche oder unterfahrbares Waschbecken. Wer umfassende Beratung und mehr Ziele für betreutes und barrierefreies Reisen sucht, wendet sich am besten an Spezialveran­stalter wie zum Beispiel Runa Reisen (Tel. 05204/92 27 80, www.­runa-reisen.de) oder Pro Handicap Travel (www.prohandicaptravel.de, Tel. 0511/54 54 65 98).

Kreuzfahrten gut geeignetJe neuer ein Schiff ist, desto barrierefreier ist es in der Regel.

Viele Reedereien bieten neben barrierefreien Kabinen inzwischen umfangreichen Service von der Treppenraupe an der Gangway über Poollifter bis hin zur Mitnahme des Blindenführhundes (z. B. MSC, Aida). Behindertenfreundliche ­Kabinen (frühzeitig reservieren!) gibt es ­inzwischen oft auch mit Balkon, zum Beispiel auf der MSC „Musica“, MSC „Lirica“, „Aidaprima“, „Aidaperla“ (ab September 2017) und den neueren Tui-Cruises-Schiffen (ab „Mein Schiff 3“). Die MS „Amadea“ verfügt über zwei ­behindertenfreundliche Juniorsuiten mit Balkon.

Flug und Bahn

Flughäfen, Airlines und Bahn haben sich auf Passagiere mit eingeschränkter Mobilität eingestellt. So hilft zum Beispiel am Hamburger Helmut Schmidt Airport der DRK-Mediservice durch die Pro­blemzonen des Flughafens. Bei Lufthansa lassen sich Betreuungswünsche unter der Hotline 0800/83 84 267 anmelden. Unter der Telefonnummer 0180/6 512 512 ist der Mobilitätsservice der Deutschen Bahn zu erreichen. Er unterstützt bei Reiseplanung und Platzreservierung, schickt die Fahrkarten per Post oder hilft beim Ein-, Um- und Aussteigen (Infos unter www.bahn.de/­barrierefrei).