Ökotaxe, Ausreisegebühr, Kulturabgabe: Es gibt viele Möglichkeiten für die öffentliche Hand, selbige bei Urlaubern aufzuhalten und so noch ein paar Euros mehr zu kassieren. Einen besonders originellen Vorschlag hat jetzt Marcelo Crivella, der Bürgermeister von Rio de Janeiro geliefert. Und der ist tatsächlich ernst gemeint.

Vor der Pointe muss man zunächst einmal ein paar Hintergründe kennen: Rio de Janeiro, ohne Zweifel eines der schönsten Städtereiseziele der Welt, leidet unter Straßenkriminalität. Immer wieder werden Touristen Opfer von Ganoven, die zwischen Copacabana, Ipanema und Zuckerhut Diebstähle und Überfälle begehen. Die Polizei scheint zahnlos und ist so pleite, dass sie mittlerweile private Sachspenden annimmt, Klopapier und Seife für die Reviere zum Beispiel. Oder Tankgutscheine, denn etwa die Hälfte der Streifenwagen stehen leergefahren in der Gegend herum.

Die Idee des Bürgermeisters: Jeder in- und ausländische Besucher der Stadt, der auf einem der beiden Flughäfen landet, berappt eine Kriminalitätssteuer. Dieses Geld soll jedoch nicht dazu verwendet werden, um die Polizei im Kampf gegen das Verbrechen wieder wettbewerbsfähig zu machen. Nein, Marcello Crivella möchte diejenigen Touristen entschädigen, die in seiner Stadt beklaut oder ausgeraubt wurden…

Wir finden: Eine großartige Variation des Solidarprinzips, die man unbedingt auf hiesige Geschäftsfelder und deren Anbieter ausdehnen sollte: Nach elf Minuten parshippen noch immer nicht verliebt? Einfach einen Monat lang auf Kosten eines neuen Abonennten weitersurfen. Oder: Der „Tatort“ gefiel nicht? – Macht nichts, Ihr Nachbar erstattet Ihnen auf schriftlichen Antrag ans verantwortliche Funkhaus ein Drittel (einen Monat) der Quartalsgebühren!

Oder, mehr an den Urlauber gedacht: Es hat im Juli an Nord- und Ostsee dauernd geregnet? Dann gibt es eben fünfzig Prozent der Kurtaxe zurück...