New York. Einfach mal nigerianische Küche in einem Apartment in New York ausprobieren? Eatwith funktioniert wie AirBnB – nur zum Essen.

„Kommt rein“, sagt Zuhra und macht eine einladende Geste an der Etagentür. Ein großer und schön eingedeckter Esstisch steht hinter der jungen Frau im Zimmer. Was aber die Gäste erstmal begeistert, ist der Blick nach draußen. Denn die Wohnung liegt in der 36. Etage in einem Apartment-Haus im Financial District in Downtown Manhattan. Vor den Fenstern ein Lichtermeer, rechts der Hudson River, zwischen den Hochhäusern lugt die Verrazano Bridge hervor. „Mensch, ist das schön“, sagt Matthias. Er wird zusammen mit Freunden bei Zuhra zu Abend essen.

Denn die 30-Jährige ist Gastgeberin auf dem Online-Portal www.eatwith.com Diese Internet-Plattform bringt Menschen zusammen, die sich für gutes Essen begeistern. Man kann Gastgeber sein und andere gegen ein Entgelt bewirten. Und man kann sich an privaten Tischen in fremden Städten einbuchen, ein schmackhaftes Menü genießen, neue Leute kennenlernen und Tipps für den Stadtbummel bekommen.

Eatwith.com in 200 Städten weltweit

Eat with gibt es seit vier Jahren, in 50 Ländern sind 200 Städte dabei von Vilnius bis Florenz und Buenos Aires bis Barcelona. In Deutschland kann man in Berlin, Köln und München bei Hobby-Gastgebern schlemmen. Zuhra kommt aus dem Norden von Nigeria. „Ich möchte, dass Speisen aus meiner Heimat bekannter werden." Afrikanische Küche werde zu Unrecht unterschätzt. "Dabei ist der Kontinent ein Schmelztiegel, und seine Lebensmittel spielen bei den Essgewohnheiten auf der ganzen Welt eine Rolle.“

Die junge Frau ist in Großbritannien zur Schule gegangen, hat in Paris gelebt und in New York eine Gastronomie-Ausbildung am International Culinary Center in Soho absolviert. „Und jetzt wende ich französische Hochküche auf nigerianische Gerichte an.“ Seit einem Jahr ist Zuhra bei "Eat with" aktiv, hat bereits mehr als 140 Gäste bewirtet. In der Regel sind ihre Abende ausverkauft, die Bewertungen in den sozialen Netzwerken sehr gut.

Drei-Gänge-Menü mit Kennenlernen

Matthias und die anderen acht Deutschen nehmen Platz und freuen sich auf ein Drei-Gang-Menü. In ihrer kleinen offenen Küche richtet Zuhra die Teller an und reicht sie über den Tresen. Als Vorspeise gibt es scharfe Yams-Kroketten mit Tomaten-Mango-Chutney und Joghurt-Sauce. Yams ist eine Wurzel, ähnlich der Süßkartoffel. „Gut gewürzt, sehr lecker“, lobt Martina aus der Runde. Die Laune am Tisch ist gut. Im Hintergrund läuft afrikanische Popmusik über einen Streaming-Dienst.

Zuhra erzählt über Nigeria, die Gäste stellen Fragen zu den vielen Familienfotos an der Wand. Ihr Vater arbeite im Finanz-Business, ihre Mutter leite eine Saftfabrik, so die junge Frau. „Wenn sie am Wochenende gekocht hat, war ich immer am liebsten bei ihr in der Küche.“ Als Hauptgang kommt Masa und Taushe auf die Teller. Gedünsteter Spinat wird mit Lammgulasch und Kürbis-Sauce auf Reis-Pfannkuchen serviert. Dafür hat Zuhra Reis über Nacht in Wasser eingeweicht und die Körner anschließend zu einem Teig verarbeitet, aus dem dann die Pfannkuchen gebacken werden.

Gäste dürfen selbst Bier oder Wein mitbringen

"Die körnige Struktur ist deutlich zu schmecken", sagt Michael und isst mit großem Appetit. Erfrischendes Hibiskus- und Ananas-Sorbet mit Knusper-Ingwer bildet den Nachtisch. Als Getränk hat Zuhra frischen Ingwer-Hibiskus-Saft gemacht. Gäste dürfen aber auch gern Bier oder Wein mitbringen. Nach gut zwei Stunden ist alles aufgegessen. Zum Abschied schenkt Zuhra jedem Gast noch eine kleine nigerianische Schale als Souvenir. Aber auch so werden die Gastgeberin, der Blick aus ihrer Wohnung und natürlich das Essen in Erinnerung bleiben.