Haben Sie noch Lust, in der Öffentlichkeit zu erzählen, wo Sie im Urlaub gewesen sind? Oder wohin Sie zu reisen gedenken? Denn es ist vollkommen egal, wo Sie Ihre persönlichen Erlebnisse und Pläne postulieren – unter Ihren Zuhörern oder Mitlesern wird es immer jemanden geben, der schon mal genau dort war, von wo Sie gerade zurückkommen oder im Begriff sind, hinzufahren. Und je exotischer, individueller oder abenteuerlicher das Reiseziel ist, desto mehr Senf wird ungefragt hinzugegeben: „Ach, du warst in Porto Empedocle? Und dann hast du nicht die köstliche Dorade bei ‚Giulia‘ probiert, das ist dieses kleine Restaurant direkt am Hafen“, heißt es zum Beispiel oder: „Wir waren letztes Jahr auf Borneo. Gibt’s im Semenggoh Wildlife Centre in Kuching immer noch diesen Mr. Prang? Ich sage dir, das ist der lustigste Wildhüter ever …“, oder: „Also, ich weiß nicht, aber der Murmeltierpfad in Serfaus ist doch die weitaus schönere Route rauf zum Furgler!“

Ihnen bleiben jetzt drei Möglichkeiten: Entweder, Sie kontern die Angeber mit der Anekdote aus, dass Sie eigentlich auf Sansibar heiraten wollten, aber sich dann doch fürs Standesamt in der Karibik entschieden haben. Die zweite Option: Sie schweigen und ärgern sich im Stillen. Die dritte: Sie greifen sanft korrigierend ein, indem Sie bemerken, dass das Restaurant „Giulia“ in Porto Empe­docle bereits seit 2012 geschlossen ist, der Wildhüter Mr. Prang im Labuk Bay Monkey-Sanctuary-Reservat arbeitet und der Murmeltierpfad von der Bergstation Lazidbahn runter zur Mittelstation führt und nicht zum Furgler hinauf.