Wussten Sie, dass drei von vier deutschen Urlaubern wieder Postkarten nach Hause schreiben? Vermutlich ja. Was Sie jedoch wahrscheinlich nicht wissen ist, dass sich anhand der Motive Rückschlüsse auf die jeweilige Persönlichkeit der Schreiber ziehen lassen: Wer etwa Mehrfach-Motivkarten verschickt, auf denen der Urlaubsort, der Marktplatz des Ortes, der Strand, der Bach sowie die dazugehörige Brücke zu sehen sind, fällt auch im richtigen Leben durch Unentschlossenheit auf. Geizhälse wiederum outen sich durch kostenlose Firmenkarten, die sich an Hotelrezeptionen oder in den Sitztaschen von Fluglinien befinden, während Angeber stets teure Designerkunstkarten wählen, die mit Motiven von raffinierter Detailversessenheit punkten; wie beispielsweise drei Stahlstreben des Eiffelturms im Gegenlicht.

Lehrer bevorzugen den Versand von Postkarten aus berühmten Kirchen und Museen, die den Adressaten ihre Bildungsferne dokumentieren sollen. Andersherum funktioniert es natürlich auch, wenn man etwa eine dieser Spaßkarten erhält, die entweder einen verkniffenen, ungefähr 200 Jahre alten Almbauern oder seine gerade mal 18 Jahre alt gewordene Nichte mit aufgespritzten Lippen und schmachtendem Blick im prallen Dirndl oder auch nur ein schwarzes Rechteck zeigen: „Die Toskana bei Nacht.“

Egozentriker und Profilneurotiker beglücken die Daheimgebliebenen fast immer mit Selfies, die sie sich am Urlaubsort ausdrucken lassen, während die Schüchternen am liebsten Postkarten verschicken, deren Motive absolut nichts mit dem eigentlichen Reiseziel zu tun haben, wie etwa niedliche Kätzchen im Körbchen oder das Porträt eines melancholischen Kindes mit Kulleraugen. Doch für alle Postkartenschreiber gilt: Schon am ersten Tag nach ihrer Rückkehr werden sie sich persönlich bei Ihnen davon überzeugen, ob Sie ihren Urlaubsgruß auch erhalten haben. Deshalb Postkarten bitte so lange aufheben.