Der Beginn ist eigentlich nur ein kurzer Gedankenblitz, eine Überlegung beim Bier. „Ihr spinnt ja“, sagen manche. Unser Studium ist erledigt, ein paar Wochen haben wir plötzlich Zeit. Nur kein Geld mehr, um so richtig weit wegzukommen. Aber ein Abenteuer, eine ungewöhnliche Reise, eine Herausforderung soll es wieder sein. Und dann ist da eben diese Idee – mit vielen Fragen: Kann man nicht einfach paddeln? Von der Elbe zum Mittelmeer? Was ist mit der Wasserscheide? Schafft man es gegen die Strömung großer Flüsse? Und: Gibt’s überhaupt eine durchgängige Wasserverbindung?

Die Pläne werden konkreter, Ziel ist nun die Partnerstadt von Buxtehude, Blagnac in Südfrankreich. Gut 1700 Kilometer quer durch Europa. Zwei Kajaks, zwei Freunde, beide Mitte 20. Jeden Tag gut 25 Kilometer, dann würden wir es schaffen.

An einem 17. Juli vor einer Ewigkeit: Ablegen bei Nieselregen. Mit dem Ebbstrom paddeln wir die Este runter auf die Elbe und schlagen auf der Insel Schweinesand das erste Mal unser Zelt auf. Die Arme schmerzen, die Schlafsäcke sind feucht. Und wir glücklich. Da sind die Lichter Hamburgs zu sehen – aber wir fühlen uns schon fern von allem, als wäre es ein exotischer Strand.

Oft fluchen wir in den nächsten Tagen, viel häufiger sind wir aber so zufrieden wie am ersten Tag auf der Insel. Immer dieses Ziel, immer 25 Kilometer, nichts anderes ist wichtig. Regen, Gegenwind, Sonne, Regen, Gegenwind. Die Haare bleichen aus, die Muskeln straffen.

Menschen am Fluss, die uns einfach so einladen. Dann wieder Brücken, unten denen wir unser Zelt aufbauen. Von der Elbe über kleine Flüsse paddelten wir zur Weser, weiter zur Hunte, zum Dortmund-Ems-Kanal, schließlich in den Rhein und mit der Strömung Richtung Holland, die kanalisierte Maas ohne nennenswerte Strömung, was für ein Glück! Auf etlichen kleinen Kanälen Belgiens und Frankreichs weiter, vorbei an den Gräbern von Verdun, und immer wieder Schleusen.

Abends gibt’s vom Campingkocher Tütensuppe mit Reis oder auch Tütensuppe mit Nudeln. 25 Kilometer, keine Pause. Die Haare sind jetzt fast blond, alle Speckrollen verschwunden, der Kopf völlig frei. Immer weiter.

Schließlich die Saône in Frankreich. Nun wird’s leicht! Jetzt ist die Strömung mit uns und zieht zum Mittelmeer.

Die Rhone, mächtige Schleusen, ein kleiner Kanal durch die Camargue. Und am 17. September, zwei Monate nach dem Start, sind wir in Sète am Mittelmeer.

Rund 250 Kilometer auf dem Canal du Midi, das ist nun die letzte Etappe: gemütliches Paddeln, sonnige Tage, Wein immer an Bord. Endlich Urlaub!