Im Jahr 2002 ging es mit den Kindern nicht (schon wieder) nach Spanien, sondern per Fähre nach Litauen – drei Wochen Baden im Baltischen Meer. In Klaipeda lag noch eine etwa 50 Kilometer lange Autofahrt in Richtung Westen auf der Nehrung vor uns, bevor wir das Ziel Nida erreichten.

Die Kurische Nehrung erstreckt sich auf etwa 100 Kilometern, eine schmale Landzunge mit dem schönsten Ostseestrand, den ich je gesehen habe. Die eine Hälfte ist litauisch, die andere gehört zur russischen Enklave Kaliningrad, dem früheren Königsberg.

Leider spielte in der ersten Woche das Wetter nicht so mit, es war kühl und windig und den Kindern überhaupt nicht nach Baden zumute. Zudem war die Strandmuschel abhandengekommen – durch eine Unachtsamkeit des Familienvaters. Ich hatte sie einfach auf dem Weg vom Strand zum Auto liegen gelassen. Kein Problem, kaufe ich halte eine neue, dachte ich. Doch das ging damals nicht, nirgendwo war so etwas aufzutreiben. Strandkörbe gab es auch keine.

Ein kleines Urlaubsdrama hätte seinen Lauf nehmen können. Tat es aber nicht. Denn das Wetter wurde deutlich besser, die Stimmung auch. Die Ostsee hatte an einigen Tagen fast Nordseecharakter, in Strandnähe gab es eine kleine Imbissbude mit allem Nötigen für den Tag. Wir hatten trotz Hochsaison immer reichlich Abstand zu den Nachbarn, durchstreiften zwischendurch Wälder und kletterten auf riesige Dünen. Ich begann, Thomas Mann zu verstehen, der hier einst ein Sommerhaus (es wird heute als kulturelle Einrichtung genutzt) bewohnt hat.

Mein Resümee: Warum in die Ferne schweifen, wenn die Ostsee liegt so nah?