Unseren ersten Ferientag verbrachten meine Eltern und ich (damals zwölf) am 29. Juni 1981 in der Wartehalle des Flughafens London-Gatwick. Unser Plan, in Fuhlsbüttel ein- und erst wieder in Los Angeles auszusteigen, war schiefgegangen. Zwar bot die US-Fluggesellschaft Northwest Orient Direktflüge im Jumbojet von Hamburg nach Südkalifornien an – aber nicht nonstop, sondern via London, wo weitere Passagiere in unsere Boeing 747 steigen sollten. Dort streikten aber die Fluglotsen.

Am zweiten Tag hatten wir es bis nach Minneapolis (Minnesota) geschafft, wo wir über Nacht auf den Weiterflug warten mussten. Zum Frühstück mein erster French toast („Armer Ritter“ auf Amerikanisch), zum Lunch der Grand Canyon aus der Luft und – mit 24 Stunden Verspätung – endlich die Landung in „L. A.“. Von nun an war alles „great“: die superbreiten Autobahnen und die vielen US-Straßenkreuzer. Die Sonne. Der Pazifik. Die Strände. Die riesigen, rund um die Uhr geöffneten Supermärkte, Disneyland, Universal Studios, meine erste Avocado, unser erstes Essen beim Mexikaner und die selbst gebackenen Chocolat-Chip-Cookies meiner Tante Mally, die in einem kleinen, mondänen Appartementhaus ein paar Meilen südlich von Hollywood wohnte. Auf den ersten Blick ernüchternd wirkte dagegen das Eigenheim meiner Tante Uta in Camarillo, nordwestlich von Malibu: ein eher schlichtes Holzhaus, das auch in einem Schrebergarten stehen könnte, wenn die US-Doppelgarage und die Palmen nicht wären. Bald begriff ich: So sehen alle Einfamilienhäuser hier aus.

Es gab so viel zu entdecken: die weltbeste Clam Chowder (eine Muschelsuppe) in Pismo Beach, die Santa Barbara Mission, das Fachwerkdorf Solvang – und das TV. Schon morgens staunte ich mit einem Erdnussbutter-Erdbeer-Toast in der Hand über Gameshows, die erst viel später nach Deutschland kamen wie „The Price is Right“ („Der Preis ist heiß“). Im Kino hatte „James Bond – In tödlicher Mission“ Premiere, und noch heute denke ich bei Sheena Eastons Titellied „For Your Eyes Only“ an das leckerste Popcorn und die unbeschwerteste USA-Reise meines Lebens.