Gästebuch

Lieber Jürgen Sternhagen,

wir haben uns nie getroffen, aber nach einem Besuch in Ihrem Hotel, dem Badhotel Sternhagen in Cuxhaven-Duhnen, habe ich dennoch das Gefühl, Sie zu kennen. Man begegnet Ihnen dort überall – dabei sind Sie schon verstorben. Es geht los an der Rezeption. Noch bevor man seinen Zimmerschlüssel in der Hand hält, sieht man Sie bereits mit freiem Oberkörper arbeiten. Alte Fotos erinnern an die Geschichte des Hotels, das Sie mit eigenen Händen aufgebaut haben. „Am schwierigsten sind die Ecken“ pflegten Sie als gelernter Maurer zu sagen. Weil Sie aber zusätzlich eine Banklehre absolvierten, ahnten Sie früh, dass es lukrativ sein könnte, an der Nordsee Zimmer zu vermieten. Also kauften Sie und ihre Frau Helga 1956 einen Kartoffelacker direkt an der Brandungszone für 2000 Mark und setzten den ersten Stein.

Aus den anfangs zehn Räumen „mit fließend kaltem Wasser“ (wie im alten Werbeprospekt angepriesen) sind inzwischen 48 geworden. Das Hotel wurde öfter erweitert und renoviert als die Nase von Michael Jackson; ganze 17 Richtfeste haben Sie und Ihre Mitarbeiter gefeiert! Was für tolle Partys das gewesen sein müssen, ahnt man bei einem Gang hinunter in den riesigen Weinkeller. 50.000 Flaschen von 540 Gewächsen und aus 15 Ländern lagern dort. Ich frage mich, wer das alles trinken soll, denn eigentlich geht es total gesund zu bei Ihnen. Als einziges original Thalasso-Hotel in Cuxhaven badet man bei Ihnen im frisch geschöpften Meerwasser oder lässt seine Haut mit Algen einreiben. Menschen mit Bronchitis und Hautleiden schwören auf diese Behandlung. Und wem es gut geht, der setzt sich einfach in den Whirlpool und verwechselt das Geräusch der 230 Düsen mit dem der Nordsee draußen.

Ohnehin scheint sich die Welt draußen drinnen im Hotel zu spiegeln. 40.000 Schiffe pro Jahr sieht man auf dem Weltschifffahrtsweg vorbeifahren, einer der meist befahrenen Schifffahrtswege der Welt. Manche Gäste des Badhotels stehen mit Ferngläsern auf dem Balkon, um die Namen der Containerriesen zu lesen. Die erkannten Sie, Herr Sternhagen, natürlich schon aus der Ferne. Denn als leidenschaftlicher Sammler haben Sie sich fast jedes Schiff und jeden Ausflugsdampfer als Miniatur angeschafft. Überall im Hotel sind die Modelle ausgestellt; die öffentlichen Räume gleichen dadurch einem maritimen Museum.

Außer den Booten hatten es Ihnen Teppiche und Kunstwerke angetan. Vielleicht wollten Sie nur deshalb so viel anbauen, um mehr Wände für Ihre Schätze zu schaffen? Man sieht vor allem Werke von Johannes Holst und Ernst Troch, die das Leben auf und am Meer darstellen. Von Troch ist sogar die Staffelei erhalten. Wer das Hotel von der Meerseite aus betritt, geht direkt an ihr vorbei. Also ruhig mal gucken und nicht gleich hoch zum Kuchenbuffet rennen, wie die meisten es tun. Ganz unverständlich ist die Eile der Besucher nicht, denn die Torten sowie alle anderen Speisen werden von echten Spitzenköchen zubereitet. Einer von ihnen hat sogar zwei Michelin-Sterne erkocht: Marc Rennhack. Im Restaurant Sterneck bereitet der junge Küchenchef Steinbutt mit Bohnen, Aal und Speck oder Gelbschwanzmakrelen mit Fenchel und Sake zu.

Unglaublich lecker, aber irgendwie schade, dass mit dieser Kochkunst nicht mehr geworben wird. Warum lassen Sie die zwei Michelin-Sterne nicht draußen ans Hotel oder zumindest in die Empfangshalle hängen, Herr Sternhagen? „Das hätte ihm überhaupt nicht gefallen“, sagt ein Mitarbeiter, der seit 40 (!) Jahren im Hotel arbeitet. „Nicht so dick auftragen, einfach sehr gut machen und gut is’.“

Das muss man als Hausherr erst einmal schaffen, selbst nach dem Ableben so präsent zu sein. Mein Respekt dafür Herr Sternhagen, das wollte ich Ihnen gerne schreiben.

Herzliche Grüße, Yvonne Weiß

Badhotel Sternhagen, Original Nordsee-Thalasso-Hotel, Cuxhavener Straße 86 in Cuxhaven-Duhnen. Tel. 04721/4340, www.badhotel-sternhagen.de

Gästebuch

Lieber Jürgen Sternhagen,

wir haben uns nie getroffen, aber nach einem Besuch in Ihrem Hotel, dem Badhotel Sternhagen in Cuxhaven-Duhnen, habe ich dennoch das Gefühl, Sie zu kennen. Man begegnet Ihnen dort überall – dabei sind Sie schon verstorben. Es geht los an der Rezeption. Noch bevor man seinen Zimmerschlüssel in der Hand hält, sieht man Sie bereits mit freiem Oberkörper arbeiten. Alte Fotos erinnern an die Geschichte des Hotels, das Sie mit eigenen Händen aufgebaut haben. „Am schwierigsten sind die Ecken“ pflegten Sie als gelernter Maurer zu sagen. Weil Sie aber zusätzlich eine Banklehre absolvierten, ahnten Sie früh, dass es lukrativ sein könnte, an der Nordsee Zimmer zu vermieten. Also kauften Sie und ihre Frau Helga 1956 einen Kartoffelacker direkt an der Brandungszone für 2000 Mark und setzten den ersten Stein.

Aus den anfangs zehn Räumen „mit fließend kaltem Wasser“ (wie im alten Werbeprospekt angepriesen) sind inzwischen 48 geworden. Das Hotel wurde öfter erweitert und renoviert als die Nase von Michael Jackson; ganze 17 Richtfeste haben Sie und Ihre Mitarbeiter gefeiert! Was für tolle Partys das gewesen sein müssen, ahnt man bei einem Gang hinunter in den riesigen Weinkeller. 50.000 Flaschen von 540 Gewächsen und aus 15 Ländern lagern dort. Ich frage mich, wer das alles trinken soll, denn eigentlich geht es total gesund zu bei Ihnen. Als einziges original Thalasso-Hotel in Cuxhaven badet man bei Ihnen im frisch geschöpften Meerwasser oder lässt seine Haut mit Algen einreiben. Menschen mit Bronchitis und Hautleiden schwören auf diese Behandlung. Und wem es gut geht, der setzt sich einfach in den Whirlpool und verwechselt das Geräusch der 230 Düsen mit dem der Nordsee draußen.

Ohnehin scheint sich die Welt draußen drinnen im Hotel zu spiegeln. 40.000 Schiffe pro Jahr sieht man auf dem Weltschifffahrtsweg vorbeifahren, einer der meist befahrenen Schifffahrtswege der Welt. Manche Gäste des Badhotels stehen mit Ferngläsern auf dem Balkon, um die Namen der Containerriesen zu lesen. Die erkannten Sie, Herr Sternhagen, natürlich schon aus der Ferne. Denn als leidenschaftlicher Sammler haben Sie sich fast jedes Schiff und jeden Ausflugsdampfer als Miniatur angeschafft. Überall im Hotel sind die Modelle ausgestellt; die öffentlichen Räume gleichen dadurch einem maritimen Museum.

Außer den Booten hatten es Ihnen Teppiche und Kunstwerke angetan. Vielleicht wollten Sie nur deshalb so viel anbauen, um mehr Wände für Ihre Schätze zu schaffen? Man sieht vor allem Werke von Johannes Holst und Ernst Troch, die das Leben auf und am Meer darstellen. Von Troch ist sogar die Staffelei erhalten. Wer das Hotel von der Meerseite aus betritt, geht direkt an ihr vorbei. Also ruhig mal gucken und nicht gleich hoch zum Kuchenbuffet rennen, wie die meisten es tun. Ganz unverständlich ist die Eile der Besucher nicht, denn die Torten sowie alle anderen Speisen werden von echten Spitzenköchen zubereitet. Einer von ihnen hat sogar zwei Michelin-Sterne erkocht: Marc Rennhack. Im Restaurant Sterneck bereitet der junge Küchenchef Steinbutt mit Bohnen, Aal und Speck oder Gelbschwanzmakrelen mit Fenchel und Sake zu.

Unglaublich lecker, aber irgendwie schade, dass mit dieser Kochkunst nicht mehr geworben wird. Warum lassen Sie die zwei Michelin-Sterne nicht draußen ans Hotel oder zumindest in die Empfangshalle hängen, Herr Sternhagen? „Das hätte ihm überhaupt nicht gefallen“, sagt ein Mitarbeiter, der seit 40 (!) Jahren im Hotel arbeitet. „Nicht so dick auftragen, einfach sehr gut machen und gut is’.“

Das muss man als Hausherr erst einmal schaffen, selbst nach dem Ableben so präsent zu sein. Mein Respekt dafür Herr Sternhagen, das wollte ich Ihnen gerne schreiben.

Herzliche Grüße, Yvonne Weiß

Badhotel Sternhagen, Original Nordsee-Thalasso-Hotel, Cuxhavener Straße 86 in Cuxhaven-Duhnen. Tel. 04721/4340, www.badhotel-sternhagen.de

Lieber Jürgen Sternhagen,

wir haben uns nie getroffen, aber nach einem Besuch in Ihrem Hotel, dem Badhotel Sternhagen in Cuxhaven-Duhnen, habe ich dennoch das Gefühl, Sie zu kennen. Man begegnet Ihnen dort überall – dabei sind Sie schon verstorben. Es geht los an der Rezeption. Alte Fotos erinnern an die Geschichte des Hotels, das Sie mit eigenen Händen aufgebaut haben. „Am schwierigsten sind die Ecken“, pflegten Sie als gelernter Maurer zu sagen. Weil Sie aber zusätzlich eine Banklehre absolvierten, ahnten Sie früh, dass es lukrativ sein könnte, an der Nordsee Zimmer zu vermieten. Also kauften Sie und ihre Frau Helga 1956 einen Kartoffelacker direkt an der Brandungszone für 2000 Mark und setzten den ersten Stein.

Aus den anfangs zehn Räumen sind inzwischen 48 geworden. Das Hotel wurde öfter erweitert und renoviert, ganze 17 Richtfeste haben Sie und Ihre Mitarbeiter gefeiert! Was für tolle Partys das gewesen sein müssen, ahnt man bei einem Gang hinunter in den riesigen Weinkeller. 50.000 Flaschen von 540 Gewächsen und aus 15 Ländern lagern dort. Als einziges originales Thalasso-Hotel in Cuxhaven badet man bei Ihnen im frisch geschöpften Meerwasser oder lässt seine Haut mit Algen einreiben. Menschen mit Bronchitis und Hautleiden schwören auf diese Behandlung.

Die Welt draußen scheint sich drinnen im Hotel zu spiegeln. 40.000 Schiffe pro Jahr sieht man auf dem Weltschifffahrtsweg vorbeifahren, einem der meist befahrenen Schifffahrtswege der Welt. Manche Gäste des Badhotels stehen mit Ferngläsern auf dem Balkon, um die Namen der Containerriesen zu lesen. Als leidenschaftlicher Sammler haben Sie sich fast jedes Schiff und jeden Ausflugsdampfer als Miniatur angeschafft. Überall im Hotel sind die Modelle ausgestellt; die öffentlichen Räume gleichen dadurch einem maritimen Museum. Man sieht vor allem Werke von Johannes Holst und Ernst Troch, die das Leben auf und am Meer darstellen. Also ruhig mal gucken und nicht gleich hoch zum Kuchenbuffet rennen, wie die meisten es tun. Die Torten sowie alle anderen Speisen werden von echten Spitzenköchen zubereitet. Einer von ihnen hat sogar zwei Michelin-Sterne erkocht: Marc Rennhack. Warum lassen Sie die zwei Michelin-Sterne nicht draußen ans Hotel hängen, Herr Sternhagen? „Das hätte ihm nicht gefallen“, sagt ein Mitarbeiter, der seit 40 (!) Jahren im Hotel arbeitet. „Nicht so dick auftragen, einfach sehr gut machen und gut is’.“ Das muss man als Hausherr erst einmal schaffen, selbst nach dem Ableben so präsent zu sein.


Herzliche Grüße, Yvonne Weiß