Dubai. Vom Bio-Hotel in Berchtesgaden nach Dubai – die Deutsche Gabriele Kurz war in dem Emirat mit ihrer vegetarischen Gesundküche eine Pionierin.

Die Arabischen Emirate waren für Gabriele Kurz eigentlich erst einmal abgeschrieben. Sicherlich war sie immer noch fasziniert von der Kultur dort und der Sprache, die sie angefangen hatte zu lernen. Auch die Sehnsucht war ungebrochen, eines Tages einmal dort zu leben. Doch obwohl sie nach dem Abitur eigentlich weg, weit weg wollte, schaffte sie es zunächst nur für eine Ausbildung bis München – und dann schließlich wieder zurück ins tiefste Bayern, nach Bischofswiesen im Berchtesgadener Land. Ihre Mutter Christel hatte sie mit einem verlockenden Angebot geködert: mit ihr gemeinsam das „Bio-Hotel Kurz“ zu führen, das sie einige Jahre zuvor eröffnet hatte. 1989 stieg sie also mit ein, war die erste unter ihren Freunden mit eigenem Business und die Mutter-Tochter-Teamarbeit funktionierte bestens. Außerdem schrieben sie Kochbücher, traten zusammen im Fernsehen auf und wurden für ihre hervorragende Vollwert-Bio-Küche ausgezeichnet.

Dann allerdings klingelte im November 2006 in Bischofswiesen das Telefon: ein Anruf aus Dubai, wie sich herausstellte. „Du kennst Leute in Dubai“, fragte ihre Mutter damals erstaunt, als sie ihrer Tochter den Hörer reichte. Nein, kannte sie nicht, aber es war ein Headhunter dran, der sie für das luxuriöse Madinat Jumeirah Hotel rekrutieren wollte. Gesucht wurde damals eine Köchin, aus Europa, mit einer Expertise in vegetarischer, gesunder Küche. Kurz hielt das zunächst für einen Scherz, doch ehe sie sich versah, landete sie zum ersten Mal in der wuchernden Luxus-Wüsten-Boomtown. Die letzte Hürde, doch noch ihren arabischen Traum zu erfüllen, den sie seit ihrer Jugend und der Lektüre der Märchen aus 1001er Nacht hatte, war nur noch das Vorkochen: Vegetarisch sollte es sein, vollwertig und fine dining – insgesamt zehn Gerichte, die innerhalb einer halben Stunde präsentiert werden mussten.

Die Zutaten für ihre bayerisch-mediterrane Küche waren gut zu finden

Gegen die Konkurrenz setzte sie sich damit schnell durch, unterschrieb sofort den Vertrag und nicht einmal acht Wochen später fing sie in den Emiraten an: als Chef de Cuisine im ersten vegetarischen Bio-Restaurant in der Region, dem „Magnolia“. „Als die Ersten haben wir damit natürlich eine Riesenwelle gemacht“, erinnert sie sich. „Nicht alle verstanden das hier, aber die Expats fanden es super und von den Einheimischen kamen eben die, die auf ihre Gesundheit schauten.“ Auch ohne das Label seien die vegetarischen Gerichte in der emiratischen Küche gar nicht so ungewöhnlich. „Sie ist gar nicht so fleischlastig, wie man meinen könnte“, sagt Kurz, die damals darüber selber überrascht war. „Die waren ja hier früher nicht so reich: An der Küste gab es Fisch und in der Wüste hin und wieder mal eine Ziege.“ Ansonsten aber vor allem viel Gemüse, viel Kartoffeln und klassische Gerichte wie Harees, einen Getreidebrei mit kleinen Fleischpartikeln.

Die Zutaten in der Wüstenmetropole zu finden, die sie für ihre bayerisch-mediterrane Bio-Küche benötigte, war gar nicht so schwierig, wie erwartet. Schließlich gab es in Dubai sogar einen Bio-Supermarkt. Außerdem legte sie einen Garten an, für die frischen Kräuter. Heute gibt es sogar mehrere Bio-Supermärkte und einen wöchentlichen Farmer’s Market mit lokalen Produkten. Frisch ist schließlich wichtig bei ihren raffinierten Kreationen, die auch hartnäckigste Karnivoren davon überzeugt, dass gesund und genießen keinesfalls ausschließen.

Diese gesunde Küche spielt seit jeher eine wichtige Rolle in ihrem Leben. Schon als Gabi Kurz fünf war, fing ihre Mutter an, sehr gesund zu leben und sagte ihr: „Iss doch erst was Gescheites, bis du was anderes zu dir nimmst.“ Als sie 16 war, eröffnete ihre Mutter schließlich das Bio-Hotel und war damit in der Region sicherlich die erste und 1981 dem Zeitgeist einen großen Sprung voraus. Doch obwohl Kurz damals schon Spaß fand am Kochen und Essen, hatte sie lange Zeit überhaupt kein Interesse, auch in der Küche zu arbeiten. Ursprünglich wollte sie Architektin werden, entschied sich nach dem Abitur aber doch zu einer Ausbildung zur Hotelfachfrau, bei der sich in der Großküche ihre berufliche Leidenschaft entzündete.

In der Versuchsküche entwickelt sie neue Menüs und Gerichte

Sich bei der Arbeit als Frau in der männerdominierten Gesellschaft der Emiratis durchzusetzen, war für sie nie ein Problem. „Es geht einem hier fast besser als Zuhause, denn Daheim muss man alles selber machen“, sagt sie. „Hier hält man mir die Tür auf, trägt die schweren Sachen und ist unter Kollegen trotzdem auf Augenhöhe.“ Chef sei Chef. Ob Frau oder Mann sei da egal. Ohnehin arbeitet sie wie für die hyper-internationale Metropole typisch mit vielen anderen Ausländern, einem bunten Haufen von überall her, in dem die Emiratis in der Minderheit sind.

Obwohl sie sich einen Namen mit vegetarischer Küche gemacht hat, bezeichnet sie sich selbst als flexible Vegetariern. Flexibel aus Berufsgründen. Denn auch wenn der letzte Schweinsbraten lang her ist, muss sie beim Verkosten alles probieren. In der Restaurantküche, beim Abendservice, kocht sie heute jedoch kaum noch selber. Seit sie zum Executive Wellbeing-Chef von Talise Wellness, der Wellness-Marke der international vertretenen Jumeirah-Hotels, aufgestiegen ist, steht sie vor allem in der Versuchsküche, in der sie neue Menüs und Gerichte entwickelt: Für das Talise Spa und die Hotels.

Obwohl sie sich ihren arabischen Traum in Dubai erfüllen konnte, hat sie immer mal wieder Heimweh und vermisst einiges an Deutschland. So kleine Dinge, wie dass ganz kaltes Wasser aus der Leitung fließt. Dass es im Sommer nachts abgekühlt. Und dass man in Deutschland reden kann, wie einem der Schnabel gewachsen ist. „Irgendwann gehe ich wieder nach Hause zurück“, sagt sie. „Dubai würde ich dann aber sicherlich auch sehr vermissen – am besten wäre daher Halbehalbe in beiden Welten.“

Weitere Infos:

www.jumeirah.com, www.biohotel-kurz.de