Da ist es wieder, das böse Wort. Und diesmal sprach der Bahnchef es selbst aus. Gelassen und in aller Öffentlichkeit: „Umgekehrte Wagenreihung.“ Das ist jenes Naturphänomen, bei dessen Ankündigung es auf deutschen Bahnsteigen stets zu verbalinjurischen Ausfällen, Massen-Ohnmachtsanfällen und Bluthochdrucks-Notfällen kommt. Gefolgt von Rollkoffer-Karambolagen, Völkermarathons von Abschnitt F zu Abschnitt A – ein ICE kann immerhin bis zu 400 Meter lang sein – und Schlachten an den Einstiegsluken.

Kommt vor, sagt Herr Grube. Geb` ich jetzt mal zu. Und noch mehr: Kommt bei den Kunden nicht so richtig gut an. Und, da ich schon mal dabei bin: Kommt bei 20 Prozent aller ICE vor. Kann man aber nix machen, sagt Bahnchef Grube. Kommt auch künftig vor. Passiert halt, dass in einem Hightech-Land ein Hightech-Zug im letzten Moment ausfällt und ein anderer, der herumsteht, zum Einsatz muss. Passiert aber auch, dass es Umleitungen gibt, weil „Personenschaden“, „technischer Defekt“, „Polizeieinsatz“ – Bahnkunden kennen die Durchsagen. Und dann fährt der Zug plötzlich aus einer ganz anderen Richtung in einen Bahnhof ein: Volkszorn, stilles Leiden.

Aber da wird sich gewaltig was ändern, verspricht der Bahnchef. Nicht die Sache an sich. „Umgekehrte Wagenreihung“ gibt es weiter. Aber künftig sollen die Kunden viel früher erfahren, dass Wagen 17 diesmal 300 Meter südlich halten wird, und sie können sich rechtzeitig mit Schrankkoffer, Hackenporsche und ihrem Gefolge auf den langen Marsch zum reservierten Platz machen. Bisher wurde diese Ankündigung, sagt Herr Grube, „in mehreren Schritten manuell“ erstellt – und funktionierte eigentlich nie. Künftig komme die Info automatisch. Und rechtzeitig. Wenn nicht im Hightech-Land ein Hightech-Rechner....