Carl-Werner Möller Hof zum Berge bietet in Europas erstem Küchenmuseum eine Reise durch die ganze Welt

Der Mann ist Genießer, Koch, Wirt, passionierter Sammler und genialer Geschichtenerzähler. Seine eigene ist spannend genug: Wie kommt man zu einem solchen Girlanden-Namen, Herr Möller Hof zum Berge? Die Sache ist, aus heutiger Sicht, ganz einfach. Die Eltern hatten 44 Jahre lang in wilder Ehe gelebt. Als sie dann heirateten, adoptierte der Vater den Sohn. Der nannte sich Möller (nach der Mutter) und Hof zum Berge (nach dem Vater).

Aber der lange Name ist nur ein Teil seiner Lebensstory und beileibe nicht der wichtigste. Carl-Werner, nennen wir ihn einfach mal so, sonst ist der knappe Raum hier zu rasch gefüllCarl-Werner Möller Hof zum Berge eröffnete im Alter von 22 Jahren sein erstes Restaurant, das Szenecafé „Blanche“ in Braunschweig. Ein Jahr später folgte die „Cuisine Josephine“, der Küche eines Schlosses von Josephine Baker nachempfunden. Damit begann seine Leidenschaft fürs Kochen, für Küchen und die Kulturgeschichte des Genießens. Von Braunschweig folgte der Sprung nach Hannover, Eröffnung erst eines Gourmetservices, dann eines Restaurants, schließlich eines Bistros, alle drei unter dem Namen „La Truffe“. Es ging weiter, mit einer Entenbraterei auf dem Weihnachtsmarkt, mit der „Fire Bar“ in der Altstadt, mit der Organisation von Straßenfesten und Kleinkunstbühnen.Carl-Wilhelm, längst stadtbekannt, ließ feine Feste und spektakuläre Partys steigen.

Ein Besuch im Kölner Schoko­ladenmuseum brachte ihn auf die Idee, ein Museum für Küchen aus aller Welt einzurichten. Es sollte zeigen, wie und wo in aller Welt die Speisen zubereitet wurden und werden. Klar, dass ein Bonvivant wie Carl-Werner Möller Hof zum Berge - hier muss einfach noch einmal der volle Name her, der wie ein Titel klingt und schwingt - an vieles, nur nicht an eine blutleere Vitrinenschau gedacht hatte. Ein aktives, lebendiges, ein „lebendes“ Museum sollte es werden. Er gründete 2009 einen Verein, der jungen Menschen die Kunst des Kochens und Genießens erschließen will. Kochschulen für Erwachsene, für Junggesellen und angehende Eheleute, Kurse für Ratatouille und chinesische Spezialitäten, Fingerfood, Tapas, jüdische Buffets oder Köstliches aus 1001 Nacht runden das Programm ab. Das WOK-Museum öffnete 2010 seine Türen in einer ehemaligen Druckerei im Stadtteil List. Seither haben dort 11.000 Kinder und Jugendliche geschnippelt, geköchelt, abgeschmeckt, gegessen. Aber auch der museale Teil ist seither kräftig gewachsen. In 35 Kojen, wie er die einzelnen Abteilungen nennt, staunen die Besucher über Küchen aus der DDR (mit Ostalgie-Zubehör), aus russischen Datschas, einem englischen Cottage, eine Schweizer Bergbauernküche, orientalische, französische, italienische Küchen und eine friesisch-holländische, mit Delfter Porzellan ausgestattet.

Die älteren Gäste gehen auf Zeitreise und denken in der Nachkriegs­küche von 1947 an eine Ära, in der Schmalhans Küchenmeister war. Danach schauen sie sich die ersten Metalleinbauküchen und eine hellblaue Siematic-Küche von 1960 an. Neu sind Kochstellen aus dem Alten Land, aus Schweden im Baukastensystem, als Vorläufer des Ikea-Prinzips, aus Amerika mit einem Kochstudio im typischen Diner-Stil, sowie aus Japan.

Der Museumschef plant schon die nächsten Schritte: Kojen für mobile Küchen, eine Galley aus dem Flugzeug, eine Miniküche aus einem der berühmten Züge. Und natürlich eine Kombüse, in der die Smutjes an Bord brutzeln und zaubern. Dafür schaut sich der Meister immer wieder auch in Hamburg um, hofft auf Leihgaben und besucht an der Elbe seine beiden Koch-Spezis Tim Mälzer und Christian Rach.

Und wenn er nicht im WOK pusselt, plant oder kocht? Dann plant und kocht der 58-Jährige nur für sich, in seinem Refugium, einem Tiroler Holzhäuschen, das aber nicht in Österreich, sondern auf einem Hügel im Hildesheimer Wald. Wasser aus dem Brunnen, kein Strom, aber ein Gasherd. Und an den Wänden, auf dem Tisch und neben dem Bett: historische Menükarten, Kochbücher, Schätze, die nach und nach auch ins Museum nach Hannover-List wandern. Hier, in der Waldeinsamkeit, entspannt Claus-Werner Möller Hof zum Berge: „Kochen ist für mich Meditation.“

Infos unter www.wok-museum.de