Palma de Mallorca. Urlaubssteuer auf Mallorca? Neue Mitte-Links-Regierung plant, eine Extrazahlung von jedem Touristen zu kassieren.

Werden am Airport und Fährhafen Mallorcas bald Kassenhäuschen aufgestellt, um von anreisenden Touristen eine Urlaubssteuer zu kassieren? Dieses Szenario gehört zu den Ideen der neuen regionalen Mitte-Links-Regierung, die auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln Ibiza, Menorca und Formentera die Macht übernehmen wird.

Geplant ist eine Extrazahlung ähnlich der deutschen Kurtaxe, die pro Kopf erhoben werden soll. Die Höhe steht noch nicht fest. Zahlen sollen nicht nur Hotelgäste, auch Campingplatzbesucher, Mieter von Ferienwohnungen und sonstigen privaten Unterkünften. „Der Tourismus erfordert große Investitionen“, begründet Francina Armengol das Steuervorhaben. Die
43-jährige Regionalchefin der Sozialisten wird vermutlich im Balearen-Parlament zur neuen Ministerpräsidentin gewählt. Und sie verweist darauf, dass andernorts, etwa an der spanischen Costa Brava oder auch in deutschen Erholungsorten und sogar in Berlin ähnliche Bettensteuern fällig werden.

Für Mallorcas Hoteliers, die sich in den vergangenen Monaten noch die Hände rieben, weil der Tourismus auf der Insel wie noch nie boomt, ist die geplante Feriensteuer ein Albtraum. Sie befürchten, dass die Abgabe viele Touristen abschrecken könnte. Die „Ecotasa“, wie die Steuer auf Mallorca genannt wird, „ist für den Tourismus schädlich“, wettert der örtliche Hotelverband. Mallorca ist die beliebteste Ferieninsel Europas und das bekannteste Urlaubsziel im spanischen Königreich. 2014 besuchten 9,7 Millionen ausländische Touristen die Insel, auf der deutsche Besucher fast die Hälfte der Urlauber ausmachen. Und in diesem Jahr könnten, den bisherigen Buchungszahlen zufolge, noch mehr Urlauber kommen.

Soweit nicht die aufgeflammte Debatte über die geplante Steuer für ein plötzliches Ende des Booms sorgt. Denn noch wird hitzig gestritten über die Einzelheiten der neuen Mallorca-Abgabe, die vermutlich erst von 2016 an kassiert wird.

Linksruck bleibt für Urlauber nicht ohne Folgen

Fest steht bisher nur, dass der heftige Linksruck auf Mallorca, den Spaniens Regionalwahlen Ende Mai produzierten, nicht ohne Folgen für die Millionen Urlauber bleiben wird. Die konservative Volkspartei, die in den vergangenen vier Jahren mit absoluter Mehrheit auf den Balearischen Inseln regierte, war von den Wählern hart abgestraft worden. Die Quittung für eine lange Serie von Korruptionsskandalen, in die unter anderem der frühere konservative Balearen-Ministerpräsident Jaume Matas verwickelt war.

Nun haben die sozialdemokratisch ausgerichteten Sozialisten die Wahl gewonnen und wollen zusammen mit der linken Inselpartei „Més por Mallorca“ und der ins Regionalparlament aufgestiegenen Protestbewegung Podemos eine Regierung bilden. Und das Mitte-Links-Bündnis will in der Tourismuspolitik, die vor allem auf ungestümes Wachstum mit neuen Luxushotels und Golfplätzen sowie weniger auf Landschaftsschutz setzte, hart umsteuern.

Bei diesem Kurswechsel soll die Feriensteuer, die alle drei Regierungsparteien im Programm haben, eine Schlüsselrolle spielen. Vor allem mit dem Ziel, die leeren Kassen der hoch verschuldeten Inselverwaltung zu füllen. Mit den Extraeinnahmen sollen Straßen und Strände, aber auch Naturschutzprojekte finanziert werden.

Es ist bereits der zweite Versuch, auf Mallorca, Ibiza und den beiden anderen Balearen-Inseln eine Urlaubssteuer zu etablieren. 2002 hatte eine Linksregierung die „Ökoabgabe“ eingeführt, die von Hotelgästen bezahlt werden musste. Der Steuersatz betrug im Schnitt einen Euro pro Tag und Person. Nachdem 2003 die Konservativen die Regierung bildeten, wurde die umstrittene „ecotasa“ abgeschafft.