Im Khao-Sok-Nationalpark im Süden Thailands sind Gäste der Natur ganz nah. Sie wohnen in Luxuszelten und erleben den Umgang mit Umwelt und Ressourcen.

Om erzählt etwas über den See, die darin versunkenen Dörfer, die Ausmaße des Staudamms, aber so recht kann gerade niemand folgen. Unsere kleine Reisetruppe ist fasziniert von der Gesamtkulisse, dem kräftigen Türkis des Wassers und dem satten Grün der dicht bewachsenen Kalksteininseln im Khao Sok National Park, die vor Millionen Jahren entstanden sind und heute in unterschiedlichen Höhen und Formationen den aufgestauten See unterteilen und einrahmen. Hier in Thailand könnte der Wellnesskult begonnen haben, denke ich, und dazu passt es, dass sich unsere einheimische Reisebegleitung mit Om vorgestellt hat. Dass sie mit vollständigem Namen Omduan ­Geermuth heißt, mit einem Deutschen verheiratet ist, in Deutschland gelebt hat und deshalb auch gut Deutsch spricht, erfahren wir erst später.

Aber Deutschland ist weit weg, und inzwischen haben wir in einem Einbaum-Motorboot Platz genommen. Über uns ein kleines Dach aus wehendem Plastikmaterial, vor uns der hoch aufragende Bug des aus massivem Holz gebauten Bootes, am Heck ein riesiger alter Lkw-Dieselmotor, und noch etwa vier Meter weiter hinten pflügt eine kleine Schiffsschraube durch das etwa 25 Grad warme Wasser.

Schade, dass das Ungetüm von Motor jetzt so viel Krach macht. Aber schaut man voraus, hört man es schon nicht mehr und ist vielmehr fasziniert von dieser einzigartigen Natur. Kaum ist zu erkennen, wo Felsen und Bäume den Weg für unser Boot frei machen, und doch entwickeln sich immer neue Sichtachsen, Kurven und Verlängerungen – wir fahren durch unendlich scheinendes Grün auf diesem türkisfarbenen See, dem Cheow Lan Lake. Er entstand 1982 durch den Bau des ­Ratchaprapha Staudamms und ist mit etwa 165 Quadratkilometern eineinhalbmal so groß wie die Müritz.

Alle Gästezelte des schwimmenden Rainforest Camps tragen Vogelnamen

Plötzlich geht ein Ruck durch das Schiff, und sogleich macht sich auf unseren Gesichtern typisch deutsche Anspannung bemerkbar. Doch Om und der Bootsführer beruhigen, es sei nur ein Stück schwimmendes Holz gewesen. Noch zwei-, dreimal geschieht dies, und allmählich gewöhnen wir uns daran, so sei es eben hier auf diesem See, auf dessen Grund einst 13 Dörfer angesiedelt waren.

Wir sind auf dem Weg zum Rain­forest Camp, einer kleinen, schwimmenden Anlage mit zehn Zelten und einem Hauptzelt. Jedes kleine Luxuszelt ist auf einem eigenen Ponton montiert und beherbergt ein komplett eingerichtetes Schlafzimmer mit Doppelbett sowie ein eigenes Badezimmer in europäischem Standard. Elektrizität wird tagsüber für jede Einheit über eine Solaranlage gewonnen, die Abwässer werden nach modernster Technik gesammelt und entsorgt.

Om verteilt die Teilnehmer auf die Zelte, und hier wird deutlich: Diese touristische Institution nimmt den Umgang mit der Natur und den Ressourcen ernst. So haben die Zelte keine Nummern, sondern tragen Namen von hier lebenden Vögeln. Ich wohne beim Kingfisher (Eisvogel), der mit seinem blauen Gefieder einen kräftigen Akzent in dieser grünen Welt setzt. Nach kurzer Begutachtung meiner perfekt ausgestatteten Behausung für die kommende Nacht mache ich es mir auf meiner Terrasse mit zwei Gartenstühlen bequem. Obwohl Lage und Sicht einzigartig sind – man blickt auf ein beeindruckendes Panorama am anderen Ufer, die Berge und die sich leicht bewegende Spiegelung der Wolkenformation – spüre ich, wie es mir schwerfällt, mich zu entspannen. Alles ist fast zu schön, zu ruhig und zu natürlich. Ich fühle mich wie in einem kleinen Rausch, erst nach einiger Zeit gibt sich die Aufgeregtheit und ich bin in der Lage, die Natur in diesem Teil des ältesten Regenwaldes der Welt besser zu genießen.

Zwei Übernachtungen in den Camps kosten 450 Euro

Anreise: z. B. mit Thai Airways von Frankfurt über Bangkok nach Phuket.

Unterkunft:Unterkunft: Elephant Hills Camp und Rainforest Camp (www.elephant-hills.com). Preise pro Person für zwei Nächte ca. 450 Euro, Kinder kosten in der Hochsaison 120 Euro.

Auskunft: Auskunft: www.khaosok.com (Die Reise wurde unterstützt von Thai Airways und dem Thailändischen Fremdenverkehrsamt.)

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Erst die Mittagsglocke holt mich aus meinem Traum. Sie ist ein Zeichen für die Bewohner der zehn Zelte und der Tagesgäste, sich zum Lunch vor dem Hauptzelt auf dem großen überdachten Ponton zu treffen. Maximal sind wir vielleicht 25 Personen. In legerer Kleidung, aber leicht glänzend von Mücken- und Sonnenschutz, bedienen sich alle am Büfett mit traditioneller Küche. Om und ihre Kollegen gesellen sich im Safari-Look dazu, erklären das einfache, aber sehr schmackhafte Essen und machen aufmerksam auf das eine oder andere Geräusch aus der Tierwelt vom nahen Ufer. Plötzlich erblicken wir drei kleine Makakenaffen, die hoch oben in den Bäumen spielen, aber keine Notiz von den Zugereisten nehmen. Wir sind Gäste in ihrem Revier, aber wir stören sie nicht.

Für den Nachmittag ist eine Kajakfahrt geplant, und jeweils zu zweit in einem Boot paddelt die kleine Truppe weiter in den Regenwald. Deutlich enger wird der Flusslauf, und der Blick führt ins Unterholz. Die Vielfalt der Vegetation ist unbeschreiblich, Formen und Farben der Blätter harmonieren, und doch sind alle unterschiedlich. Dazu verbinden dicke und dünne Lianen über weite Strecken hinweg Bäume, Äste und abgestorbenes Holz. Und auf dem Wasser begegnen uns immer wieder kleine, schwimmende Inseln grüner Wasserpflanzen. Manchmal machen Om und ihr Kollege einen kurzen Abstecher mit ihrem Kajak, um Plastik-Unrat aus dem Wasser zu fischen. Es sind Utensilien der einheimischen Fischer, die mit einfachen Plastikbehältern ihre Netze markieren.

Den Abend verbringen die wenigen Übernachtungsgäste wieder bei einem gemeinsamen Essen an den langen Holztischen, einige spielen danach Karten, lesen oder lassen sich von den Mitarbeitern über Flora und Fauna aufklären. Später bleibt in meinem Kingfisher-Zelt nur kurz das Licht an. Hier am anderen Ende der Welt ist es gar nicht schwer, Elektrizität zu sparen. Wir wissen, es gibt nicht viel, zudem will niemand den Mücken den Weg weisen. Als langsam die wenigen Geräusche der kleinen Zeltstadt verstummen, wird die Vielfalt der Tierwelt um so lauter. Sie reden und gackern alle durcheinander, ich verstehe kein Wort und kann sie nicht einmal orten – ist es Traum oder Wirklichkeit?

Die Wirklichkeit holt mich früh am nächsten Morgen aus dem Schlaf, als in weiter Ferne Fischer in den Booten mit Außenborder zu ihren Fanggründen fahren. Langsam heben sich die kleinen Dunstwolken auf der anderen Uferseite, schnell noch ein erfrischendes Bad im See, und schon erklingt die Glocke zum Frühstück, bevor es dann mit dem Boot zurück zur Anlegestelle am Staudamm geht. Wir machen uns auf zu einer anderen Zeltstadt, dem Elephant Hills Camp, in diesem riesigen National Park.

Dieses Mal stehen alle Zelte auf festem Boden, kleine gepflasterte Wege verbinden die einzelnen, sehr gut ausgestatteten Unterkünfte, und das Zen­trum bildet ein riesiger Bau in offener traditioneller Bauweise. Hier befindet sich die Rezeption, werden alle Touren in die Umgebung angeboten, sei es Dschungeltrekking oder der Elefantenbesuch. Unter dem Dach des imposanten Gebäudes wird auch gegessen, und in kleinen Kochworkshops oder anderen Veranstaltungen wird man über Land und Kultur informiert.

Wer mag, kann einen Elefanten nach dem Schlammbad waschen

Unser Weg führt uns am Nachmittag zu den Elefanten, die in ihrer asiatischen Rasse kleiner sind als solche in Afrika, aber nicht weniger beeindruckend. Bis zu 200 Kilogramm Obst und Gemüse verzehren die vegetarischen Dickhäuter am Tag, und während sie noch im nahen Wasserloch spielen, zerkleinern wir mit kräftigen Messerhieben das Zuckerrohr, spalten Ananas und brechen Berge von Bananen.

Ernster wird es erst, als ich eingewiesen werde, die Elefantenkuh Chom Poo nach ihrem Schlammbad zu waschen. Ihr Pfleger Jatuwa Audomnirum macht es vor, Om übersetzt und kichert. Sie hat gut lachen, denke ich, aber das Riesenvieh lässt sich behutsam schrubben und mit dem Schlauch abspritzen. Chom Poo und die anderen Vierbeiner genießen sichtlich ihren Auftritt, wissen sie doch, dass danach die Fütterung erfolgt.

Jeder Tierpfleger, sie werden in Thailand Mahout genannt, kommt dazu mit seinem Elefanten zum Büfett, und schon greifen sich die langen Rüssel vorsichtig aus unseren Händen ihr Futter.

Tierpfleger Jatuwa Audomnirum mit Reiseleiterin Om Geermuth
Tierpfleger Jatuwa Audomnirum mit Reiseleiterin Om Geermuth © Conrad Bauer-Schlichtegroll

Äußerst geschickt und feinfühlig gehen die Tiere dabei vor. Aber im Gegensatz zu ihren afrikanischen Artgenossen haben sie auch einen leichten Vorteil: Ihr Rüssel verfügt über eine kleine fingerartige Spitze, die die Nahrungsaufnahme vereinfacht. In kurzer Zeit sind große Stücke Ananas und Berge von kleinen Bananen samt Schale vertilgt.

Hier im Camp haben es die Tiere gut, und dabei wird auch der Grundgedanke vom Rainforest und Elephant Hills Camp sehr deutlich: die Bewahrung von Natur- und Tierwelt im Einklang mit der traditionellen Lebensweise Thailands.

Die Reise wurde unterstützt von Thai Airways und dem Thailändischen Fremdenverkehrsamt.