Gut Hörne im Kehdinger Land bietet Bed-and-Breakfast im Country-Stil und mit hohem Romantik-Faktor

Eigentlich ist schönes Wetter angesagt, aber noch hüllt Frühnebel die heimische Elbmetropole ein. Das Gut Hörne im gleichnamigen Ort ist mein Ziel. Der Regionalzug nach Cuxhaven bringt mich nach Cadenberge. Dort erwartet mich schon Freiherr von Zedlitz. Zu meiner Überraschung führt mich der Gutsbesitzer zu einer „Ente“, seiner neuesten Errungenschaft. „Dafür habe ich mein BMW-Motorrad hergegeben“, sagt er sichtlich stolz.

Gut gefedert und weich gepolstert zuckeln wir mit dem 30 Jahre alten Gefährt über die Landstraße. „Mehr als 70 Stundenkilometer macht das Auto nicht, aber schneller darf man hier eh nicht fahren“, bemerkt der diplomierte Agraringenieur.

Nach sieben Kilometern erreichen wir die Gutsanlage. Vorbei am Backsteintor und dem flüchtenden Hahn mit seinen Hühnern fahren wir auf das herrliche Anwesen mit seinen seltenen Bäumen, die hier prächtig gedeihen. Am Ende des Kiesweges steht das 1872 im neugotischen Stil erbaute Gutshaus. Ein für diese Gegend eher untypisches Gebäude, das mit seiner Größe und seinem Baustil an ein englisches Schloss erinnert. „Meine Vorfahren waren sehr anglophil und haben sich die englische Architektur zum Vorbild genommen“, sagt Kuno, der auf die Nennung seines Adelstitels nicht allzu großen Wert legt. Das Gut liegt nahe der Elbmündung direkt am alten Deich. Gegründet wurde es im Jahre 1501 von Heinrich von Gehren. Er war Bürgermeister von Stade und erhielt vom Bremer Erzbischof das heutige Rittergut. Seit 500 Jahren ist es im Familienbesitz. 1982 haben Kuno und Maike es übernommen, die hier viehlosen Ackerbau betreiben. Dinkel, Kleegras, Hafer und Triticale, eine Kreuzung aus Weizen und Roggen, sowie Ackerbohnen werden auf 175 Hektar Fläche angebaut. Auf Führungen des Hausherren erfährt der interessierte Gast viel über die hiesige Landwirtschaft und deren biologisch-organischen Anbau.

Ehefrau Maike war ursprünglich Erzieherin und arbeitete für das Amt für Jugend in Hamburg, bevor sie Kuno von Zedlitz heiratete. Die vielen Räume im Haus legten den Entschluss nahe, einige der Zimmer an Reisende zu vermieten. „Das Bed-and-Breakfast-Konzept haben wir bei unseren Besuchen in England schätzen gelernt“, sagt Maike. „Viele Gäste bleiben nur für eine Nacht, doch es gibt auch zunehmend Gäste, die länger verweilen, weil es ihnen hier gut gefällt“, ergänzt sie.

Die sechs Zimmer haben jeweils ihren eigenen Stil und sind mit viel geschichtsträchtigem Mobiliar bestückt. Morgens setzt sich der Gast an den gedeckten Tisch. Die Freifrau lässt es sich nicht nehmen, mit viel Charme das reichliche Frühstück persönlich zu servieren. Natürlich stammen die Delikatessen aus eigenem ökologischem Anbau. Das Speisezimmer ist mit Geschirrschränken und Truhen sowie wunderschönen Paneelen an den Wänden ausgestattet. Sie wurden von Seeleuten an Bord von Segelschiffen aus Zuckerkisten geschnitzt. Damals wurde der Zucker in Kisten aus bestem brasilianischem Holz transportiert.

Zwar ist das Hotel ein Garni, aber verhungern muss deshalb niemand. Denn in der Umgebung gibt es gute Restaurants. Unternehmen kann man viel. Fahrten entlang der Oste sind beliebt. An deren Mündung ist das „Natureum“ ein weiterer touristisch interessanter Punkt, an dem viele Geheimnisse der Natur gelüftet werden. Von hier sind es wenige Kilometer durch das Vorland zum Baljer Leuchtturm, den eine Interessengemeinschaft vor dem Verfall gerettet hat. An zwei Monaten im Jahr, im Juli und August, ist er zu besichtigen.

Eine weitere Attraktion ist das kleine mittelalterliche Dorf „Op de Hörn“, das von Stade hierher auf das Gelände verlegt wurde. In der kleinen Christopherus Kapelle kann man sich trauen lassen, und auch für Events aller Art ist dieses Dorf zu buchen.