Sie war so treu, oft mit dabei, hat viel gesehen von der Welt – zumindest, was Hotel-Badezimmer rund um den Globus angeht: die Reise-Zahnbürste, die in einem Leinenbeutel zusammen mit einer Tube Zahnpasta und ein paar Kopfschmerztabletten mitflog. Sie teilte sich ihr Quartier mit einem hölzernen Kamm, den es mal irgendwo als Werbegeschenk gab. Um ihn zu benutzen, fehlt inzwischen die Frisur. Oder die Haarpracht. Aus Nostalgie oder aus mangelnder Reflexion ist der Kamm dennoch weiter mit von der Partie. Dabei ist der Leinenbeutel die Inlandsversion, die handgepäcktaugliche, sicherheitsvorschriftenkonforme Variante, die mit in die Flugzeugkabine darf. Für Langstrecken gibt es noch die Großversion: mit Feile, Schere, Taschenmesser, mehr Medikamenten, mehr Flüssigkeiten – alles für den Transport im Koffer.

Jetzt blieb sie auf der Strecke: die treue Bürste mitsamt ihrer Reisepartner, mit Kamm und Beutel und allem drum und dran. Vergessen in einem Hotelbadezimmer in Düsseldorf, an einem hektischen Morgen einfach liegen gelassen. Der Verlust fiel erst zu Hause auf. Anfangs dachte ich: „Ist ja bloß eine Zahnbürste und ein bisschen Krempel, nicht der Rede wert.“ Dann: „Der Wiederbeschaffungswert liegt unter fünf Euro, alles nicht schlimm, oder?“ Später habe ich doch im Hotel angerufen und nach möglichen Fundsachen gefragt.

Und siehe da: alles längst aufgetaucht. Ob man mir die Fundsachen nachschicken solle? Zahnbürste & Co. kamen bereits am Folgetag an. Sie reisten mit Kurier im gepolsterten Pappkarton. Erster Klasse quasi. Die Wiedersehensfreude ist groß. Und ich glaubte zu spüren: Es beruht auf Gegenseitigkeit.