Kleine Fluchten: Das Taun Hövt in Groß Zicker steht auf der Rügener Halbinsel Mönchgut. Dort sind Wasser und Land auf eigentümliche Art verquickt

Die Lage des Taun Hövt begeistert wohl jeden. Kein Wunder, gehört das Mönchgut doch zu den schönsten Landstrichen der Insel Rügen. Und so schweift der Blick an dieser Stelle der Landzunge über die Weite des Greifswalder Boddens und die fast kahlen Hügel, die „Zicker Alpen“ genannt werden. Tatsächlich wird man eher an eine mitteldeutsche Gebirgslandschaft erinnert als an eine flache Küstenlandschaft. Folgerichtig ist der Name des Hotels „Taun Hövt“, das sich am Ende der engen Straße von Groß Zicker befindet. Denn „Taun“ ist plattdeutsch und bedeutet „zum“, und „Höft“ bezeichnet einen „natürlichen Ufervorsprung“.

Alice Triphan ist eine muntere und sympathische Gastgeberin. Da sie 1974 auf der Insel in Bergen geboren wurde, bezeichnet sie sich als „Rüganerin“. „Die Zugezogenen werden Rügener genannt“, erklärt sie den feinen Unterschied. Nach der Wende machte sie sich nach Berlin auf, wo sie als Servicekraft in einer Kneipe jobbte. „Da habe ich Erfahrungen fürs Leben gesammelt“, sagt sie. Auch das Interesse für das Hotel- und Gaststättengewerbe war geweckt. Doch das Heimweh trieb sie wieder zurück auf die Insel. „Mir fehlte das Wasser“, bekennt sie, „und meine Familie und Freunde.“ Deshalb setzte sie ihre Ausbildung zur Restaurantfachfrau im Kurhaus Binz fort. Ihr heutiger Mann Matthias und sie übernahmen als Pächter das Taun Hövt, wobei Mathias als gelernter Koch für das leibliche Wohl der Gäste zuständig ist.

Seit 2007 stand an dieser Stelle die Gaststätte Buddelschiff. Die wurde zum Apartmenthotel erweitert und fand auf ungewöhnliche Weise eine neue Besitzerin. Eine Unternehmerin aus Riedberg bekam eine Kaffeetasse geschenkt, auf der sich eine Abbildung des Taun Hövt befand. Neugierig geworden, fuhr sie nach Rügen. Die Umgebung sagte ihr zu, und so kaufte sie das ganze Anwesen, das sie an Alice und Matthias verpachtete. Heute umfasst es neun geräumige Apartments, verteilt auf drei Gebäude. Die Ferienwohnungen sind im ländlich-modernen Stil möbliert. Alle verfügen über separate Schlafzimmer, Küchenzeile, Essecke und Wohnraum und zum Teil über eine eigene Sauna.

Im gemütlichen Restaurant mit Kaminzimmer für die kalten Tage werden landestypische Speisen serviert. Nach dem Essen sollte man eine der Spirituosen aus der Alt-Reddevitzer Hofbrennerei Zur Strandburg probieren. Besonders lecker ist auch der hausgemachte Kuchen vom Blech, den man an wärmeren Tagen auch auf der großen Sommerterrasse genießen kann.

Obwohl die Lage abgeschieden ist, gibt es auf dem Mönchgut viel zu unternehmen. Ausgewiesene Wanderwege führen in die Fauna und Flora des Biosphärenreservats. Anschauen ist erlaubt, pflücken nicht. Auch ist alles verboten, was Räder hat, und so erfolgt die Fortbewegung ausschließlich per pedes. Ein Spaziergang über die Hügel ins 1,5 Kilometer entfernte Fischerdorf Gager lohnt sich. Der Hafen ist sehr beliebt.

Auch kulturell hat die Gegend viel zu bieten. Hierbei sei vor allem auf die Mönchguter Museen hingewiesen, in denen man die Geschichte des Mönchguts und seiner Bewohner aufleben lässt. Ausstellungen über Leben und Bräuche werden im Heimatmuseum gezeigt. Im Museumshof ist ein bäuerliches Gehöft zu besichtigen, im dem viele Freilichtveranstaltungen stattfinden. Das Rookhus ist eine architektonische Besonderheit. Im Küstenfischermuseum wird über den traditionellen Fischfang unterrichtet, und das Pfarrwitwenhaus, erbaut in der charakteristischen Zuckerhutform, wird als Galerie genutzt. Einzigartig ist die Schulstube mit Lehrerwohnung im Middelhagener Schulmuseum. An einer Unterrichtsstunde mit Frau Damp muss man teilgenommen haben.

So bietet das Mönchgut mit kilometerlangen Sandstränden, viel Natur, traditionellen Seebädern und verträumten Fischerdörfern großen Reiz und viel Abwechslung. Auf einer hauseigenen Postkarte des Taun Hövt steht geschrieben: „Machen wir es kurz: Bei uns ist es einfach schön!“ Stimmt.