Das Schicksal meint es gut mit den Nachbarn im Norden. So durften sie erst vor ein paar Monaten erfahren, dass sie laut einer Untersuchung der Post die Zufriedensten in deutschen Landen sind. Kurz darauf ließ ihre Regierung sie wissen, dass sie, die Schleswig-Holsteiner, zudem im „echten Norden“ leben und nicht in einer der Billigkopien namens Hamburg, Niedersachsen oder Meckpomm.

Zu Beginn des neuen Jahres verrät ihnen ihre Tourismus-Agentur nun zu allem Überfluss, dass sie auch noch im „Glückswachstumsgebiet“ zu Hause sind. Es sei höchste Zeit, der Welt zu erklären, worin das viele Glück besteht. Und das jetzt mal ganz ehrlich. Folgerichtig blühen ab sofort in der Werbung für Schleswig-Holstein keine Rapsfelder mehr, kein immerblaues Meer leckt an die Küsten, und keine Strandkörbe braten in Dauersonne vor sich hin. Stattdessen lassen sich im Film Touristen vom Sturm durchpusten, segeln auf aufgewühlter See und matschen im Watt. Die Landeskinder selbst sind aufgerufen, „glückshormonauslösende“ Momente und Orte per Smartphone-App mit den Gästen zu teilen. Nach dem Motto: meine Couch, Frauke Niessen, mein Aldi-Prospekt...

Doch dies, mit Verlaub, kann nur ein Anfang sein. Soll es wirklich gelingen, auch noch den letzten Bayern, Saarländer und Hessen ins Nordische zu locken, muss das ganze Land noch eine Schippe drauflegen. Griesgrämige Schweiger, wie es sie hie und da zwischen den Küsten geben soll, erhalten ab sofort Ausgangsverbot. Wetterpapst Meeno Schrader verkündet tägliche Hiobsbotschaften mit übersprudelnder Begeisterung: „Ein Sauwetter, liebe Zuschauer: Es bleibt zum Glück so widerlich, dass man keinen Hund vor die Tür jagen würde. Aber Sie, Glückspilze, dürfen raus!“

Auch die Politik beteiligt sich an der Wohlfühloffensive. „Don’t worry, be happy“ löst „Schleswig-Holstein meerumschlungen“ als Hymne ab. Bei der Beratung des Landeshaushalts summt das ganze Kabinett versonnen „Always look on the bright side of life“. Und von all den Windrädern rufen demnächst täglich um 18 Uhr die neu ernannten Glückswachstumsbeauftragten weit ins Land: „Häppi Auer, Glückskinners. Kööm is groodis!“