An immer mehr Autobahnen locken Marken-Paradiese, sogenannte Factory-Outlet-Center, zum Zwischenstopp

Das neue Jahr beginnt mit kleinen Preisen. Auch wenn es keinen offiziellen Winterschlussverkauf mehr gibt: Die Saisonware muss raus. Immer mehr Urlauber decken sich mit den Schnäppchen ein – in einem Outlet-Center. Die laden entlang der Autobahnen zum Zwischenstopp ein. Voll ausgestattet mit Mode oder Sportartikeln namhafter Markenhersteller zu Niedrigpreisen fährt man dann befriedigt weiter. Wir verraten, wo sich von Fabrikverkauf und Vorjahresware profitieren lässt.

Mode- und Sportartikel-Hersteller verkaufen die Reste ihrer Kollektion verbilligt an Schnäppchenjäger: Das ist das Prinzip von Factory-Outlets. Wo sich mehrere solche Marken-Stores zusammengetan haben, spricht man von einem Factory-Outlet-Center. Erfunden haben es – natürlich – die Amerikaner, nach Deutschland brachte die Idee eine schwäbische Familie. Die Holys in Metzingen verkauften in den 90ern ihre Anzugfirma Hugo Boss. Den Fabrikverkauf aber behielten sie und bauten ihn sogar aus. Heute haben sich rund 60 Mode-Hersteller mit ihren Outlets versammelt, teils in alten Fabrikhallen, teils in der angegliederten Outlet-City. Neben Klassikern wie Levi’s, Falke, Tchibo und Puma lockt das Management nun mit Luxuslabels wie Jimmy Choo oder Coach. Mindestens 30 Prozent Rabatt werden zugesichert, bis zu 70 Prozent Rabatt seien möglich.

Billiger einkaufen beim Hersteller: Diese Aussicht lockt die Fans meilenweit. Sportschuh-Shopper zieht es bevorzugt in die mittelfränkische Kleinstadt Herzogenaurach. Dort, an der A3 westlich von Nürnberg, sind die Sportschuhgiganten Puma und Adidas zu Hause. Und selbstredend haben beide ihr eigenes, stahl- und glasglänzendes Outlet. Längst haben auch der Adidas-Erzfeind Nike, dazu die Modemarke s’Oliver und drei große Sportartikelhändler den Reiz des Standorts erkannt und Fabrikverkäufe aufgemacht. Ein gemeinsames Shoppingcenter gibt es nicht, so müssen die Besucher mit dem Auto zwischen den Fabrikverkaufshallen hin und her pendeln. Die liegen alle an der vierspurigen Stadtautobahn.

Factory-Outlet: Das klingt, als ob Restposten ab Fabrikrampe verkauft würden. Dabei ist der Hinterhofcharme längst Vergangenheit. An seine Stelle treten künstlich angelegte Einkaufsdörfer auf der grünen Wiese. Beste Beispiele sind das Ingolstadt Village an der A8 zwischen München und Nürnberg und Wertheim Village an der A3 zwischen Frankfurt und Würzburg. Beide bieten ein bisschen Disneyland, ein bisschen Schlussverkaufsstimmung und viele bunte Häuschen. Jedes gehört einem Markenhersteller. 100 sind es in Ingolstadt, 120 in Wertheim. Da wohnt Joop, dort Hilfiger, da drüben Bogner.

Ein Dutzend Outlet Center hierzulande, das ist im Europa-Vergleich wenig

Der neueste Schrei ist ein anderer: In der Eifel hat gerade das erste Outlet-Center in einem historischen Ort aufgemacht. Ein Investor aus Österreich küsste den Kurort Bad Münstereifel wach – mit 40 Läden, verteilt über die ganze Altstadt, alle untergebracht in denkmalgeschützten Häusern: Bugatti, Tom Tailor, Puma. Die Gebäude sind echt, die Wassermühle stammt aus dem zwölftenJahrhundert. Sogar eine richtige Stadtmauer gibt es. Allerdings auch noch echte Einwohner – und von denen ist nicht jeder begeistert, als Staffage für ein Shoppingparadies zu dienen.

Ein rundes Dutzend Outlet-Center gibt es in Deutschland, auch in Neumünster und Soltau. Damit liegt die Bundesrepublik europaweit eher zurück. Vorreiter sind Großbritannien, Frankreich und Italien. Einige der Kaufrausch-Tempel dort sind sogar gezielt auf den deutschen Gast ausgerichtet. Zum Beispiel das Outlet-Center am Brennerpass, unmittelbar hinter der österreichisch-italienischen Grenze.

Geöffnet haben die Outlet-Center in Italien und Frankreich auch sonn- und feiertags. Die Preise nehmen sich europaweit nichts: 20 bis 30 Prozent Preisvorteil sind immer drin, versprechen die Anbieter. Längst sind auch aktuelle und speziell für die Outlets produzierte Artikel im Angebot. Das gilt auch für die österreichische Anlage Salzburg Designer Outlet des Betreibers McArthurGlen. Das Örtchen mit dem 28.000-Quadratmeter-Glaspalast heißt tatsächlich Himmelreich, liegt aber eher praktisch als idyllisch zwischen Autobahnausfahrt und Flughafen. Auf Häuschen hat man verzichtet, die 100 Shops sind in der Optik eines Kaufhauses angeordnet. Gedacht wird in den Einkaufspalästen an alles – sogar an die Kinder. Die können im Dinoland abgegeben werden, während Mama und Papa dem Kaufrausch frönen.