Christoph Schwanitz vermietet Luxus-Yachten in Myanmar

Wenn Christoph Schwanitz an Eppendorf und Volksdorf zurückdenkt, wo er aufwuchs, dann kommt ihm vor allem die frische Brise in den Sinn. „Die hat man hier nicht“, sagt der 37-Jährige. „Hier“, das ist in Shanghai, dort treffen wir den Unternehmer, seit 2007 lebt er dort. Sein Büro: eine Wohnung, im Stil der 1930er-Jahre eingerichtet, im Viertel „Französische Konzession“, ein Quartier mit Cafés, Bistros, Altbau-Wohnungen, eher beschaulich.

Wie kommt ein Hamburger nach Shanghai? Zweimal war er einst mit einem Schüleraustausch vom Walddörfer-Gymnasium in der 25-Millionen-Metropole, „die Gerüche, die Pflanzen, das Klima, das Leben, alles war anders, irgendwie hat mich das fasziniert“, erzählt er. Nach einem Jurastudium unter anderem mit Stationen in Australien und China fand er einen festen Job in Shanghai: Marketing und Medienarbeit für die deutsche Auslandshandelskammer. Später übernahm Christoph Schwanitz, Sohn des inzwischen verstorbenen Buchautors Dietrich Schwanitz, in Shanghai einen internationalen Wirtschaftsverlag. Dort ist er noch involviert, aber seit Frühsommer 2013 verchartert er hauptberuflich Luxus-Yachten in der Inselwelt von Myanmar.

Und das ist eine Bilderbuch-Unternehmerstory, eine Idee, die aus einem Urlaub geboren wurde und zum Luxusgeschäft avancierte. Christoph Schwanitz sitzt an seinem antiken Schreibtisch, an den Wänden Schiffsutensilien, Landkarten, unter anderem mit Fokus auf das Mergui Archipel im Süden Myanmars: „Wir waren dort drei Wochen mit einer Teak-Zweimaster-Segelyacht und Freunden segeln“, erinnert er sich. „Eine Welt aus 1000 Inseln“, schwärmt er. Myanmar, das frühere Birma, ein Land in Südostasien, im Südwesten grenzt es an den Golf von Bengalen und an die Andamanensee. „Das Meer, die Inselwelt, die Einsamkeit und Unberührtheit. Da kam uns bei ein paar Bieren die Idee, hier Touristen herzubringen“, sagt Christoph Schwanitz.

Der Yacht-Eigner, der vor mehr als 30 Jahren aus Salzburg nach Asien ausgewandert war, war dabei. Schwanitz kaufte sich in dessen Yacht mit ein. Ein paar Meetings, dann kreierten sie eine Webseite. „Burma Boating“ heißt das Unternehmen, das Schwanitz mit ein paar Freunden gründete. Schon nach einigen Tagen meldete sich online eine reiche schottische Lady aus der Oberschicht. Sie mietete die Yacht samt Crew für einen Trip in der Inselwelt Myanmars. Gleich für zwei Wochen, und für sich allein. Sie ließ ihre Lieblingsweine einfliegen, orderte deutsches Vollkornbrot und getrocknete Pflaumen sowie andere Lebensmittel und bezahlte 30.000 Euro – das erste Geschäft war gemacht. „Wir hätten nie gedacht, dass es so schnell anlaufen würde, innerhalb eines halben Jahres war das ein Vollzeitjob“, sagt Schwanitz.

Sie trafen sich mit Verantwortlichen aus Behörden und Tourismusinstitutionen, mit Umweltorganisationen sogar mit einem Experten, der über die Ur-Einwohner forschte. Über die Moken, eines der Völker, die in der Gegend als Seenomaden leben. Während der Zeit des Monsuns bleiben sie auf den Inseln, in der übrigen Zeit ziehen sie mit Booten von Insel zu Insel und leben vorwiegend vom Fischfang sowie von Meeresfrüchten. „Wir wollen sanften Tourismus betreiben und nichts zerstören, die Umwelt erhalten, das ist uns sehr wichtig“, sagt der Unternehmer. Mit seinen Partnern leistet er touristische Pionierarbeit. Mittlerweile gehören vier Schiffe zur Firma, weitere sind geplant, das Geschäft läuft. Ein Arrangement gibt es zum Beispiel für sechs Tage, fünf Nächte für 1800 Euro pro Person. „Es ist ein Markt, der sich immer weiter öffnet“, stellt Schwanitz fest. Seine Kunden kommen aus aller Welt, auch zunehmend aus Deutschland.

Über Phuket, Bangkok, Ranong in Thailand reist man zum Beispiel an, die Schiffstouren starten in Kawthaung, der südlichste Festland-Ort in Myanmar. „Vom Flughafen holen wir die Kunden ab, betreuen sie rundum. Wir haben inzwischen Verträge mit 500 Reiseagenturen weltweit, aber viel kommt durch Empfehlungen.“ Weißer Sand, stahlblauer Himmel, türkisfarbenes Wasser – hat er da Heimweh nach Hamburg? „Einmal im Jahr bin ich dort“, sagt Schwanitz. Bisweilen macht er von dort auch einen Abstecher an die See, norddeutsche Seeluft tanken. Wie gesagt, die frische Brise.