Liebe Mallorca-Freunde, nein, heute kommt auf Mallorca nicht der Nikolaus und bringt Geschenke. Der heilige Mann ist auf der Insel unbekannt. Und doch ist dieser Sonnabend ein gesetzlicher Feiertag. Denn am 6. Dezember 1978 wurde die spanische Verfassung in einer Volksabstimmung gebilligt. Drei Jahre nach dem Tod des Diktators Franco erlebte Spanien den ersten Gehversuch eines demokratischen Landes. Doch wundern Sie sich nicht, dass alle Geschäfte und Supermärkte geöffnet haben und Sie überall einkaufen können. Denn der heutige Sonnabend ist ein verkaufsoffener Feiertag.

Einkaufsbummel durch Palma. Tausende kleine Lichter und blühende Christsterne tauchen die Altstadt in festlichen Glanz. In dieser Zeit ist die Inselhauptstadt immer eine Reise wert. Bei Temperaturen bis zu 20 Grad genießen die Menschen ihren Cappuccino vor den Cafés in der Sonne. Attraktive Anziehungspunkte in Palma sind die Weihnachtsmärkte. Die beiden größten sind auf der Plaza Mayor und auf der Plaza Espana. Hier gibt es von Naschereien bis zu originellen Krippenfiguren einfach alles, was das Herz begehrt. Auch die ersten Weihnachtsbäume sind eingetroffen. Fichten aus Dänemark.

Der erste Weihnachtsbaum kam vor genau 60 Jahren auf die Insel. Ein Deutscher sorgte mit ein paar Fichten im Dezember 1954 für Aufsehen in Palma. Uli Werthwein ist heute 85 Jahre alt und lebt in dem Dörfchen Consell. Seine Mutter ist Hamburgerin. Als kleiner Junge zog er mit seinen Eltern nach Barcelona, später betrieb er auf Mallorca ein Gartencenter. „Gleich im ersten Jahr besorgte ich mir in der Adventszeit mehrere Fichten aus den Pyrenäen und bot sie auf dem Weihnachtsmarkt an der Plaza Mayor an. Doch es dauerte Jahre, bis der erste Christbaum offiziell akzeptiert wurde“, erzählt er mir. „Heute habe ich immer noch eine Tanne und eine Fichte im Garten. Weihnachten schneiden wir ein paar Zweige ab, holen sie ins Wohnzimmer und schmücken sie.“

Urlaub während der Festtage in einem Kloster auf der Insel machen, entspannen, am spirituellen Leben teilnehmen und die gute Klosterküche genießen – das ist natürlich etwas Besonderes. „In unserer hektischen und schnelllebigen Welt sind die Klöster wie Oasen“, sagt Tina Esch. Die ehemalige Geografie-Studentin aus Hannover hat es ausprobiert und über ihren Klosterurlaub ihre Diplomarbeit geschrieben. Heute betreibt sie ein Internet-Portal, in dem sie Klosterreisen anbietet. Beispielsweise auf Mallorca im Kloster Lluc in der Serra de Tramuntana. Zur Auswahl gibt es Einzel- und Doppelzimmer, aber auch Studios und Apartments, zusätzlich können Frühstück und Halbpension dazugebucht werden. „Plötzlich ticken die Uhren anders, und dann ist der Weg frei für wahre Entspannung und Seelenheil“, erzählt mir Tina Esch. (www.klosterreisen.de/spanien/ kloster-lluc/, Telefon: 0511/534 35 97).

Wie feiern die Mallorquiner Weihnachten? Heiligabend ist ein gewöhnlicher Arbeitstag. Erst mit der Mitternachtsmesse um 23 Uhr beginnt das Fest. Während des Gottesdienstes erscheint eine geheimnisvolle Frau mit einem Schwert in der Hand und singt das Lied der Sibilia. Die Sibilia ist nach der Überlieferung aus dem Mittelalter eine Prophetin des Jüngsten Gerichts. Der Gesang der Sibilia ist in fast allen Kirchen Mallorcas zu hören. Nach dem Kirchgang geben sich die Mallorquiner weltlichen Freuden hin. Höhepunkt ist das ,,Dinar de Nadal“, das Festessen im Familienkreis am ersten Feiertag. Ein typisches Weihnachtsgericht ist der ,,Gall de Nadal“, der Weihnachtshahn. Die Kinder bekommen nur kleine Geschenke, mehr gibt es am 6. Januar zum Fest der Heiligen Drei Könige.

Der weihnachtliche Höhepunkt für deutsche Residenten und Urlauber ist der deutschsprachige ökumenische Gottesdienst Heiligabend um 15.30 Uhr und 17 Uhr in der Kathedrale in Palma. Diesmal wird die neue evangelische Pfarrerin Heike Stijohann die Predigt halten. Sie hatte am 1. September ihr Amt als Ausland-Seelsorgerin auf Mallorca übernommen.