Kleine Fluchten: Das Seehotel Lindenhof in Lychen steht ganz allein mitten im Wurlsee

Die Ankunft könnte schöner nicht sein. Eine private Zufahrt führt die letzten 300 Meter durch ein Waldstück und endet vor einem Tor, dessen Flügel sich einladend öffnen. Dahinter präsentieren sich die wichtigsten Zutaten, mit denen sich das Seehotel Lindenhof als echter Tipp für Ruhe suchende Gäste empfiehlt: ein charmantes Haus, nicht zu groß und nicht zu klein, wie ein Solitär eingebettet in den Reichtum der Natur, in das Grün von Wiese, Baum und Strauch und das Blau eines Sees hoch im Norden Brandenburgs.

Hier am Rande der Flößerstadt Lychen entdeckte schon vor über 90 Jahren ein ortsansässiger Wirt das touristische Potenzial jener Halbinsel, die, fast völlig von Wasser umgeben, weit in den Wurlsee hineinragt. An diesem einsamen Platz baute er 1923 eine Sommerpension und pflanzte vor ihrer Tür eine Allee aus Kopflinden, die dem Haus seinen Namen gaben: Lindenhof. Die Gäste kamen bis zum Krieg, danach wurde der Lindenhof Wohnhaus und schließlich Feriendomizil für SED-Funktionäre. Nach der Wende blieb das Gelände zunächst sich selbst überlassen, bis ein privater Investor 1994 die Insel samt Inventar erwarb und 1999 nach zweijähriger Bauzeit auf den Grundmauern des alten Lindenhofs ein neues, komfortableres Haus eröffnete. Seit mehr als dreieinhalb Jahren lenken Monique Tomacka und Michael Stein als Pächter die Geschicke des Seehotels und laden zum Entspannen an diesen vom Massenbetrieb verschonten Ort.

Worin sich der Lindenhof von so mancher Konkurrenz abhebt: Seine Gäste haben Platz. Und zwar draußen wie drinnen. „Statt normierter Standardzimmer bieten wir großzügige Räumlichkeiten zwischen 40 und 59 Quadratmetern“, sagt der Hausherr. Neben einem Einzelzimmer gibt es elf Gästequartiere als Appartements und Maisonette-Dachstudios mit getrenntem Wohn- und Schlafbereich. Mal ergänzt eine Miniküche das Interieur, mal bieten Balkon oder Terrasse zusätzlichen Platz an der frischen Luft. Eingerichtet im Landhausstil, der klassisch-rustikal oder auch modern ausfällt, ist dennoch jede Wohnung anders.

Momentan gastiert in der Nähe jemand vom Nordpol: der Weihnachtsmann

Weit weg vom Alltag genießen viele Gäste des Seehotels Lindenhof einfach nur das süße Nichtstun. Anders als im Sommer, wenn das klare Wasser des Wurlsees zum Schwimmen und der Steg am Bootsschuppen zum Sonnenbaden verführen, wenn die hauseigenen Ruderboote Lust auf eine kleine Tour und die große Terrasse Appetit auf einen Kaffee im Freien machen, rücken jetzt andere Aktivitäten in den Fokus.

Nur ein paar Schritte vom Hotel entfernt hat sich das ehemalige Garten- in ein schönes Wellnesshaus verwandelt – in dem man sich bei duftenden Massagen verwöhnen lassen oder bei hohen Temperaturen tüchtig schwitzen kann, Seeblick inklusive. Denn wer hinter dem Panoramafenster der Sauna sitzt, schaut durch die schütteren Zweige der Ufervegetation weit übers Wasser. Bis hinüber zur anderen Seeseite, wo der Herbstwald seine gelb-braune Barriere bildet. Ein grandioses Kino der Natur! Zum Abkühlen geht’s danach am besten direkt in den See. Jedenfalls solange der Winter das Wasser noch nicht mit einer starren Eisschicht überzieht.

Das Hotel und sein Wellnesshaus fügen sich in die mal wild belassene, mal gärtnerisch gestaltete Landschaft der Halbinsel ein – rund 30.000 Quadratmeter Fläche, die sich Eichen, Kiefern und Linden, Buchen und Kastanien mit Obst- und Liegewiese teilen. Die Gäste stromern über die Wege und nutzen die vielen Sitzgelegenheiten. Wie den kleinen Steg der „Seerosenbucht“ vorn am Tor, von dem man dem Lauf der Nachmittagssonne am Himmel folgen kann. Im Blick die schilfbestandenen Ufer und den glatten Spiegel des Wurlsees, in dem sich Hechte, Barsche und Zander tummeln. Im Ohr das Gezänk eines Entenpaars und das Plopp der Fische, die ab und an die Wasseroberfläche streifen.

Im Lindenhof endet ein Tag mit einem Besuch im Restaurant, wo an weiß gedeckten Tischen frische regionale Küche serviert wird. Das Angebot der Speisekarte folgt den Produkten der Saison und befriedigt mit Kürbis-Chili-Ingwer-Suppe, Fisch aus dem Wurlsee, klassischem Wildbraten oder Schokoladenmousse-Törtchen auch den verwöhntesten Gaumen. Fürs letzte Glas Rotwein wird gern ins angrenzende Kaminzimmer gewechselt, wo sich vor prasselndem Feuer Ideen für die Unternehmungen des nächsten Tages finden.

Gleich vor dem Eingangstor des Seehotels folgt ein schmaler Waldpfad, bedeckt von totem Laub, der Uferkante des Wurlsees und trifft schon bald auf die ersten Häuser von Lychen, das sich wie eine Perle zwischen sieben Seen bettet. Gut zwei Kilometer misst der Fußweg ins Ortszentrum, wo die frühgotische Feldsteinkirche eine Besichtigung lohnt.

Das Lychener Seenseptett ist nur ein Mosaikstein, der sich mit vielen anderen Gewässern, mit Wäldern, Mooren und Heiden zu einer märchenhaften Landschaft zusammenfügt: dem Naturpark Uckermärkische Seen. Radler und Wanderer genießen in der hügeligen Gegend die Natur, in der Seeadler und Biber ihr Zuhause haben. Wer es weniger einsam mag, fährt nach Templin, schlendert durch den historischen Stadtkern oder geht zum Baden in die Therme. Im nahen Himmelpfort gastiert zurzeit eine Berühmtheit vom Nordpol. Es ist der Weihnachtsmann persönlich, der in der Weihnachtspostfiliale an der Klosterstraße sitzt und in Gesellschaft helfender Engel auf Tausende Kinderbriefe antwortet, die ihn aus aller Welt erreichen.