Kinder spielen Cowboy und Sheriff. Oder Kaufladen. Oder Passkontrolle. Sie träumen sich in ferne Länder. Oder in Länder, die es gar nicht gibt. Dieses Spielchen gibt’s auch für Erwachsene: in Transnistrien. Transnistrien? Klingt wie Absurdistan. Doch Transnistrien gibt’s wirklich. Zumindest in den Köpfen der Transnistrier. Trotz absurder politischer Stellung. Denn Transnistrien gehört offiziell zur Republik Moldau. Kein Land der Welt hat die abtrünnige Provinz je anerkannt. Noch nicht einmal Russland. Obwohl sich Transnistrien russischer gibt als Russland. Wie die letzte Republik der UdSSR. Die ist längst tot. Wie Genosse Lenin. Doch Lenin gibt weiter sein Bestes – im sozialistischen Transnistrien. Dort gibt es Lenin-Statuen und Anstecknadeln mit Hammer und Sichel. Es gibt einen Präsidenten, eine Staatsflagge, eigenes Geld, Briefmarken, Autokennzeichen. Und sogar einen eigenen Cognac. Das Firmengebäude der Marke ist auf dem Fünf-Rubel-Schein zu sehen. Ein Alkoholabfüller auf Banknoten – wo gibt’s denn so was? Den Geldschein gibt’s erst hinter der Grenze. Dort stehen Soldaten. Mit den grauen Uniformen und Schildmützen erinnern sie an Sowjetoffiziere. Staatstragend kontrollieren sie Reisepässe. Gleich gibt’s was: einen Passierschein für zehnstündigen Aufenthalt. In der Hauptstadt Tiraspol thront Lenin auf einem Sockel. Fotografieren erwünscht. Dahinter das Parlamentsgebäude. Fotografieren verboten. Gibt’s das? Wildwestlogik. Die Supermärkte heißen Sheriff. Gibt’s nicht? Gibt’s doch. In dem Land, das es gar nicht gibt.