Menschen, die im Flugzeug hintereinandersitzen, sind klar definierte Gegner. Der eine möchte in himmlischen Schlaf verfallen und bringt seinen Sitz in die vertikale Position, der andere fürchtet um den Zustand seiner Kniescheiben wie ein Schweinsteiger um seine Patellasehnen.

Könnten Sie nicht bitte... Es startet mit der Magie der schlichten, noch mittelhöflichen Worte. Doch der Knollenpilz vor mir, der ich nun mal 1,93 Meter lichte Höhe messe, begegnet dem Dilemma mit trotziger Ignoranz.

Darauf: Wussten Sie, dass der Schilddrüse eines jeden Menschen nur fünf Milligramm Jod fehlen, um ihn zum Idioten zu machen? Doch selbst diese Humortrockenübung bringt einen nicht mit Stil ans Ziel.

Dann versagt der Harmonisierungstrieb: Unverschämtheit, soll ich mir etwa die Tangenten abhauen... Das klare Ja hierauf vom Vordersitzer sucht auch nicht gerade den gefälligen Konsens. Wenig erbauliche Stimmung. Streit in Endlosschleife, in einer Zweitsprache, für die wir alle Begabung zeigen: Kindisch.

Jüngst musste der Flug 1462 vom amerikanischen Newark nach Denver „notfallmäßig“ in Chicago zwischenlanden, weil sich zwei Passagiere über die Sitzpositionen nicht einigen konnten. Er, smarter Business-Mann, wollte auf seinem Laptop orgeln. Sie, 48, die Vorderfrau, wollte sich in Liegeposition in Morpheus’ Arme begeben. Er hatte an ihrer Rücklehne so eine Art Klemme angebracht, die ein Verstellen in den Schlafmodus unmöglich macht (in den USA für 22 Dollar zu erstehen). Sie wusste, dass die Airline jenes Schlafentzugs-Dingsda nicht akzeptiert. Sie bestand hartnäckig auf ihre Waage-Rechte. Er muss das als vorsätzliche Entmannung verstanden haben. Nirgendwo Selbstheilungskräfte beim Sitz-Streit. Riesenzoff. Nicht nur Worte flogen hin und her.

Nun konnten ja die beiden Luftkontrahenten vom Flug-Personal nicht aufgefordert werden, draußen weiterzustreiten. Und sie hatten offensichtlich auch nicht genügend Eis an Bord, um dem Ganzen mit dem beliebten Sommerloch-Spielchen „Ice Bucket Challenge“ (jene hochaktuellen Eiskübel-Aktionen) eine Abkühlung zu verpassen. Also: Zwischenlandung Chicago. Entsorgung der Sitz-Fighter. Androhung: 25.000 Dollar Bußgeld für jeden. Das saß dann!

Übrigens: Die Fluggesellschaft, die diesen Zwischenfall erlitten hat, heißt „United“, zu Deutsch: vereint, gemeinschaftlich. Wirklich himmlisch.