Kleine Fluchten: Im Ballebro Faergekro, eingerichtet in einem Bauernhof aus dem Jahr 1729, lassen sich Geschichte und Idylle am Alsensund genießen

Gemächlich, friedlich und ganz ohne Straßenhektik geht es zu, wenn man hinter Flensburg in Dänemark die Autobahn verlässt und gen Osten Richtung Sønderborg, weiterfährt. Wie von einer Kette gezogen bewegen sich die Pkw gleichmäßig über die Straßen. Das hektische Großstadtgefühl fällt von einem ab. Nach rund zwei Stunden Fahrt und fast genau 200 Kilometern von Hamburg aus stoppt uns der Alsensund. Wir haben den Ballebro Faergekro erreicht. Das Hotel, das äußerlich ein Flair vom Kolonialstil hat, liegt direkt am Sund und passt sich sehr geschmackvoll in die Landschaft ein.

Weit reicht die Geschichte hier zurück, um genauer zu sein: fast 300 Jahre. Denn 1729 wurde der Bauernhof, in dem sich heute die komfortablen Hotelzimmer befinden, erstmals erwähnt. Es gab hier eine Fährverbindung zur Insel Alsen, die der Herzog eingerichtet hatte und noch heute, aber motorisiert, besteht. Damals waren es noch zwei kleine Holzkähne, so pendelt heute eine Fähre, die auch Autos mitnehmen kann, zwischen Alsen und Ballebro auf Südjütland. Nur zehn Minuten dauert heute die Überfahrt.

Um den Fährgästen die Wartezeiten zu überbrücken, wurde 1840 der Krog, die Gastwirtschaft, gegründet. Bier wurde dort gebraut, welches auch gleich vor Ort getrunken werden konnte. 1929 wurde die Wirtschaft um den Tanzsaal erweitert, der auch noch heute besteht. Immer zu Pfingsten wurde hier zum Tanz aufgespielt, diese Tradition soll bewahrt werden.

Unabhängig von der Historie des Hotels ist die Region auch sehr geschichtsträchtig: 1864 ist hier das Stichwort. Denn genau vor 150 Jahren fand in Südjütland unweit von Ballebro der Deutsch-Dänische Krieg statt. 1864 Veranstaltungen soll es dazu geben. „Wir feiern, dass wir heute an einer demokratisch gewählten Grenze leben“, so der Tourismuschef von Sønderborg

Ein paar Kilometer westlich von Sonderburg stießen auf den Düppeler (Dybbøler) Schanzen im April 1864 die preußischen und dänischen Truppen aufeinander. Auf dem kleinen Höhenzug, von strategisch wichtiger Bedeutung, hatten sich die dänischen Truppen verschanzt. Ihre Stellungen wurden jedoch aufgrund der preußischen Übermacht überrannt, die Dänen zogen sich auf die Insel Alsen zurück, wo sie dann endgültig im Sommer 1864 geschlagen wurden.

In der Region Südjütland finden das ganze Jahr über verschiedene Aktivitäten und Veranstaltungen statt, die dem Besucher die dramatischen Ereignisse von 1864 authentisch vergegenwärtigen. Im Geschichtszentrum Dybbøl Banke kann man sich vom Schlachtlärm und dem Kanonendonner überzeugen oder auf dem weitläufigen Gelände Palisaden, Kanonen und die militärischen Einrichtungen und Unterstände besichtigen, wie sie hier vor 150 Jahren waren.

Abseits der kriegerischen Auseinandersetzungen gibt es jedoch auch viel zu entdecken: Die leicht hügelige Region lässt sich vortrefflich mit dem Rad erkunden, und Sønderborg mit seinem Schloss lädt auch zu einem Bummel ein.

Historie macht hungrig, wir freuen uns schon auf den Kro, denn die Abendkarte hatte uns so richtig neugierig gemacht. Krabben sind Dänemark als Vorspeise fast schon nicht mehr wegzudenken wie der Lachs ganz klassisch in Buttersauce. Die Kalbslendchen in einer Thymian-Rotweinsauce: ein Gaumengenuss. Am nächsten Morgen genießen wir das Frühstück. Kein Büfett, sondern individuell zusammengestellt und persönlich an den Tisch gebracht. Zum Frühstück sollte man sich unbedingt ein gekochtes Ei bestellen. Und nicht nur das hebt den Faergekro von anderen Hotels ab.