In Salzburg ist man selbstbewusst. Freilich, man hat das barocke Schmuckkästchen der Altstadt, darüber thront fotogen die Festung. Da kann man vom Gast schon einiges erwarten. Pardon, vom Fremden. Gästezimmer heißen hier ja gerne noch Fremdenzimmer. Und als Fremder sollte man grundlegende Infos über Öffnungszeiten und Angebot von Restaurants und Geschäften parat haben, bevor man ihren Service nutzen will.

Wer sich eine halbe Stunden vor Öffnung der Küche auf einen Stuhl der Außengastronomie eines Bistros setzt und zur Sicherheit noch einmal rhetorisch fragt, ob das denn gehe, dem wird schnell klargemacht, dass das „scho bled“ sei für das Bistro – da würd’ sich ja jeder do hihoggn wolln.

Fragt man einen stühlerückenden Kellner um 11.30 Uhr, ob man einen Kaffee bekomme, hätte man wissen müssen, dass das Café erst um 12 Uhr öffnet. Sagt auch der Ton der Antwort.

Wer Platz in einem Café gefunden hat, zum Beispiel dem Tomaselli am Alten Markt, darf bittschön aber nicht denken, er könne Verlängerten und Topfenstrudl bei ein und derselben Person in schwarz-weißer Livree bestellen. Nein: zwei verschiedene Gewerke, zwei verschiedene Kellner, zwei verschiedene Rechnungen. Das ist doch wohl selbstverständlich.

Bei jeder seiner Irrungen und Wirrungen hat der Gast das Gefühl, die Schuld fürs Missverständnis allein zu tragen. Ein „Tut mir leid, das geht leider nicht“ ist eine Formulierung, die in der Sozialisierungsphase eines Salzburgers keine Rolle spielt.

Wie bei der Dame im Shop der Salzburger Festspiele. Der Dame an der Kassa für CDs und Souvenirs, um genau zu sein. Ab wann es Karten für das nächste Jahr zu kaufen gebe, traut sich der Fremde zu fragen. Und will sich im nächsten Augenblick für seine Kopflosigkeit entschuldigen.

So entrüstet ist die Frau, die doch im Shop arbeite und nicht am Ticketschalter. Das wisse sie nun wirklich nicht! Wie kommt man auf die Idee, eine Frau, die zehn Stunden am Tag einen Meter neben der Kollegin steht, die Tickets verkauft, könne eine Winzigkeit über den Ticketverkauf wissen? Dieser Gedanke bringt die Arme ganz umfänglich aus der Fassung ...

Unverhoffte Laxheit an anderer Stelle: Bei Konzerten der Salzburger Festspiele kontrolliert niemand die Eintrittskarten. Man weist dem Gast freundlich den Weg zu seinem Platz. So viel Entspanntheit gibt es selten.