Kleine Fluchten: Das Landhaus Wachtelhof in Rotenburg – der richtige Ort zum Auftanken

Vielleicht ist es das Summen der Bienen, das durch die Mittagshitze klingt. Vielleicht der Duft alter Rosen, der über dem Garten liegt. Ganz sicher aber ist es diese unerwartete Ruhe, die den Gast umfängt. Eben noch geht die Fahrt vorbei an Fast-Food-Kette, Discounter und Billigladen, ein kurzes Sich-Wundern, ob das Navi sich verrechnet habe, dann öffnet sich der gepflasterte Weg hinter alten, von Efeu umrankten Akazien, und plötzlich empfängt eine völlig andere Welt. Einem Märchenschloss gleich steht das Landhaus Wachtelhof da. Geräuschlos öffnet sich die gläserne Schiebetür.

Ein Besuch im Landhaus Wachtelhof ist wie ein kurzes Abtauchen aus dem bewegten Alltag. Hinein in eine Welt, die sich selbst als Nest zwischen Tradition und Zeitgeist bezeichnet. Ein Ort zum Auftanken, an dem alle Sinne angesprochen werden. Natürlich trägt die jüngst modernisierte Lobby für eine gelungene Ankunft im Hause bei. Doch was viel mehr zählt, sind nicht die im Ton eines Wachtelnests gehaltenen Möbel und Dekoration. Es sind die Menschen, die dem Aufenthalt im Wachtelhof eine ganz besondere Note verleihen.

Menschen wie Hoteldirektor Philipp Lennart, der weit mehr ist als nur ein kaufmännischer Leiter. Er ist ein Gastgeber, wie man ihn sich wünscht. Ebenso sein Partner Heiko Kehrstephan, der zu jeder Begebenheit im Haus eine passende Anekdote parat hält. Zur Begrüßung gibt es einen Schluck Eierlikör. Wenn auch nicht vom Wachtelei. „Das kommt“, sagt Lennartz. „Wir bauen in diesem Sommer eine Volière. Im Herbst sollen die ersten Vögel einziehen.“ Lebendige, versteht sich. Denn Wachteln in allen Formen, Farben und Materialien gibt es im Haus zuhauf.

Und so liegt es auf der Hand, dass das frisch renovierte Restaurant, das über 25 Jahre den Namen L’Auberge trug, seit der Neueröffnung im März einfach Die Wachtelei genannt wird. Hier wirkt Küchenchef Daniel Rundholz, der seit der ersten Stunde 1988 mit dem Haus verbunden ist. Er stand den Gründern Heinrich und Marianne Höhns mit Rat und Tat zur Seite, als diese sich den Traum vom eigenen Hotel verwirklichten. Als der Bauunternehmer und seine Frau das erste Mal auf dem Grundstück standen, flog aus dem Gestrüpp ein Vogel auf. „Oh, eine Wachtel“, rief die Frau. Auch wenn es sich um einen Fasan handelte, der Name blieb.

Inzwischen hat Schwiegersohn Heiko Kehrstephan übernommen. Und er hat einen Ort geschaffen, an dem sich alle Wünsche unter einem Dach erfüllen lassen. Es gibt einen großen Landhausgarten, mit Kieswegen, Buchsbaumhecken, Rosen und zwei kleinen Teichen. Mit Kräuterbeeten, Sonnenliegen und Bienenstöcken. Hier kann der Gast unter alten Bäumen entspannen, während Küchenchef Rundholz die Kräuter für das Dinner erntet. Zwischendurch gönnt man sich ein Bad in der Wachtelhof-Therme, deren Sauna- und Badelandschaft sich über 1000 Quadratmeter erstreckt. Unter der Glaskuppel des Lagunenbades mit einer Wassertemperatur vom 30 Grad lässt es sich wunderbar treiben. Es gibt ein Dampfbad, eine Saunalandschaft sowie Massagen und Kosmetikbehandlungen. Neu im Angebot ist die Sinngarten-Massage mit Produkten, deren Inhalte sich aus Zutaten der Region speisen: Wacholder, Myrte, Wiesenkönigin.

Anschließend geht es hinaus zu einem kleinen Spaziergang durch den Garten des Hauses. Oder es werden die Wanderschuhe geschnürt. Keine 50 Meter vom Haus entfernt schlängelt sich der Kulturpfad Rotenburg. Es geht vom Pferdemarkt über den Ehlermannschen Speicher, das Jüdische Museum, den Friedhof der Stadtkirche bis hin zu Mauers Kaffeemühlen-Museum und der Wassermühle. Acht Kilometer lang erstreckt sich der Weg. Wer ihn geschafft hat, darf zurück im Landhof das Verwöhnprogramm fortsetzen. Vielleicht bei einem Glas Cuvée Hotel Landhaus Wachtelhof vom fränkischen Weingut Hugo Brennfleck, dessen Flaschen exklusiv für das Hotel abgefüllt werden. Plätze für den Genuss gibt es genug. Zum Beispiel an der Kaminbar oder im urigen Weinkeller.

Hier begleitet Restaurantleiter Jens Lünsmann in die Welt der süß-herben Rebsäfte. Ein Abendessen ist im Gewölbe ebenso möglich wie im Restaurant eine Etage höher, der Wachtelei, die seit März das Qualitätssiegel pARTus trägt, was so viel heißt wie: das Ursprüngliche kunstvoll inszeniert. Dahinter verbirgt sich die Idee, dass nur Lebensmittel, deren Herkunft sich bis zu ihrem Ursprung zurückverfolgen lässt, verwendet werden. Die Produkte stammen größtenteils aus der Gegend. Küchenchef Daniel Rundholz geht es „um die Liebe zum Produkt sowie darum, mit ihm respektvoll umzugehen“.

Eine Philosophie ganz im Sinne des neuen Direktors. Philipp Lennartz hat im Frühjahr diese Funktion übernommen und bereichert das Haus mit seiner rheinländischen Frohnatur. Eine der ersten Ideen, die der 40-Jährige umgesetzt hat, ist, auf dem Gelände ein Bienenvolk anzusiedeln. In Kürze wird der erste Akazienhonig erwartet. Ein Produkt, das nicht nur den Gästen des Hauses zugutekommen, sondern auch verkauft werden soll. Damit sich der Geschmack der Tage im Wachtelhof mitnehmen lässt, wenn der Wagen wieder vom gepflasterten Hof rollt.