Kleine Fluchten: Das Hotel Dagmar in Ribes Altstadt liegt direkt zwischen Wikingermuseum und Klosterkirche

Die mittelalterliche Stadt Ribe in Jütland ist ein echtes Schmuckkästchen und mit dem Auto oder der Bahn gleichermaßen bequem zu erreichen.

Vom Bahnhof aus führt die Straße schnurgerade in die Stadtmitte, wo das Hotel Dagmar direkt am Torvet, wie der Marktplatz auf Dänisch heißt, seinen Standort hat. Dabei lassen sich gleich einige der Sehenswürdigkeiten und kulturellen Highlights des bezaubernden Ortes entdecken. Rechter Hand liegt das Wikinger-Museum, links passiert man die Klosterkirche St. Katharinen. Nach wenigen Metern ist der beeindruckende Marktplatz erreicht, auf dem die mächtige Kathedrale aus dem 11. Jahrhundert den Mittelpunkt der Stadt bildet. Ein solch imposantes Bauwerk kann in dieser Kleinstadt für Verwunderung sorgen. Es zeugt vom einstigen Reichtum der Bürger, war Ribe doch einst die bedeutendste Handelsstadt Europas und hatte sehr viel mehr Einwohner als die 5000 Seelen, die heute hier beheimatet sind. Der große Platz mit seinen 100.000 Granitsteinplatten, die ein Mosaik bilden, erinnert durch die Niveauunterschiede ein wenig an die berühmte Piazza del Campo im toskanischen Siena. Zu jeder vollen Stunde ertönt eine schöne Melodie des Glockenspiels.

Benannt nach der beliebten Königin Dagmar, die sich für die ärmere Bevölkerung einsetzte und für viele Wohltaten bekannt ist, ist das Hotel Dagmar aus dem Jahre 1581 das erste und damit älteste in Dänemark. Wer dänische Gemütlichkeit sucht, ist hier genau richtig. Der Umgangston ist wie immer in diesem Land locker, ohne anbiedernd zu sein. Alles ist hier ein wenig „gamle“, was nicht mit dem deutschen Wort „gammelig“ zu verwechseln ist, sondern „alt“ bedeutet. Dazu gehören das gesamte Inventar wie auch die Seidentapeten und der weiche Teppichboden. Herrlich altmodisch ist auch der Rezeptionstresen mit dem typischen Schlüsselbord und seinen Fächern, in denen man früher die Nachrichten für den Gast hinterlegte, was heute angesichts von Smartphones und SMS obsolet geworden ist. Die knarrende Holztreppe mit dem schönen Geländer und die schrägen Fußböden, auf denen man sich wie auf schwankenden Planken eines Schiffes fühlt, sind weitere Merkmale des hochbetagten Hauses. Die Wände sind im klassischen Ochsenblut gestrichen, an denen wie in einem Museum überall wertvolle Bilder hängen, die vom früheren Besitzer Leif Petersen gesammelt wurden. So wirkt alles wie von anno dazumal und mutet fast wie eine Filmkulisse an.

Ribe erhielt im Jahr 2013 den Titel „schönste kleinste Stadt in Europa“

All dies trifft auch für das Gourmetrestaurant zu. Das Alte wurde vorbildhaft bewahrt und über all die Jahre behutsam restauriert. So ist seine ursprüngliche Atmosphäre weitgehend erhalten, und im festlichen und romantischen Ambiente lässt es sich vortrefflich speisen. Der langjährig tätige Chefkoch versteht sein Handwerk und verwöhnt seine Gäste auf hohem Niveau, wobei es saisonal bedingt nur eine kleine Auswahl an Vor-, Haupt- und Nachspeisen gibt. Dabei wird aber jeder fündig. Zu empfehlen ist zum Beispiel das Thunfischcarpaccio mit Ingwer, Queller und Sauerampfer, die Variation vom Lamm mit Polenta, wildem Knoblauch und Rosmarin-Glacé sowie Rhabarber und Koriander als Dessert. Wer es einfacher und bürgerlicher mag, kann in das gemütliche Kellerlokal ausweichen.

Dem ermatteten Touristen steht am Ende des Tages eines der 48 puppigen Zimmer zur Verfügung, in denen es sich angenehm vom Stadtrundgang erholen lässt. Denn der kann angesichts der vielen Sehenswürdigkeiten tatsächlich ein wenig anstrengend werden. Am besten beginnt man mit einem Besuch des Doms, des Hauptanziehungspunkts der Stadt. In dem monumentalen Bauwerk gibt es viel zu entdecken, bis hin zu den Wandgemälden in den Chorbögen und den modernen Glasmosaiken. Danach sollten Besucher den Turm besteigen, um sich von dort einen Überblick zu verschaffen. Auf der Aussichtsplattform im Freien stört nichts den Rundumblick. Dieser schweift über die Dächer der Stadt und das umgebende flache Marschland bis hinaus zur Nordsee, wo die benachbarten Inseln am Horizont zu erkennen sind.

Der Rundgang durch Haupt- und Nebenstraßen lässt die mittelalterliche Atmosphäre aufleben. Der Versuchung, aus dieser bilderbuchschönen Stadt ein Postkartenidyll zu machen, hat man zum Glück widerstanden. Nichts wirkt aufgesetzt oder kitschig. Vollkommen zu Recht erhielt die Stadt im vergangenen Jahr den begehrten Titel „schönste, kleinste Stadt in Europa“. Ein Besuch des Kunstmuseums, das sich in einer ehemaligen herrschaftlichen Villa aus dem Jahre 1864 befindet, sollte nicht fehlen. Mit seiner beachtlichen Sammlung gehört es zu den exklusivsten Museen des Landes. Gezeigt werden vor allem Meisterwerke der dänischen Kunst von 1750 bis 1950 sowie bedeutende Bilder der berühmten „Skagenmaler“ und klassischen dänischen Modernisten.