Manchmal ist es hübsch, in Hotel-Lobbys die Drehtür zu beobachten. Besonders eignen sich perfekt geölte Exemplare zu Milieu-Studien. Sie rotieren so schnell, wie man sie dreht, wirbeln so eilig um die eigene Achse, wie es derjenige hat, der hineinspringt und der Tür einen Schubs gibt. Sie klappern wie Windmühlen, als wollten sie abheben. Bei manchen Zeitgenossen steht zu befürchten, dass sich die Tür ins Stockwerk darüber schraubt, weil sie ihr die Rotationsgeschwindigkeit eines Bohrkopfes verpassen. Was die Bohrkopftypen vergessen: Je kraftvoller sie anschieben, desto schwieriger kommen sie wieder heraus. Das macht den Entertainment-Wert aus.

Es sind meist Männer im Anzug, die von der Drehtür wie Kugeln aus der Lotterietrommel in die Halle gespien werden. Das sind die, die zu schnell drehen und den kurzen Moment falsch einschätzen, der ihnen für den Sprung aus dem Rotor bleibt. Während sie noch versuchen, irgendwie wichtig ins Hotel einzumarschieren, und den ersten Fuß in die Lobby setzen, schlägt ihnen die nächste Kammerwand gegen das andere Bein, das erst zum Schritt angesetzt hat. Kinder beweisen dagegen stets erstaunliches Geschick mit Drehtüren, sie bedienen sie mit genau dem nötigen Kraftaufwand. Die Drehtüren aber zum Stillstand zu bringen, selbst wenn in den anderen Kammern Menschen weiterzudrehen versuchen, gelingt vorrangig älteren Damen, die ihre Einkäufe in der Tür so gründlich schreddern lassen, bis gar nichts mehr geht. „Schicksal“, mag man vom Lobby-Sofa aus meinen – und: „war ja absehbar“.