Auf der Blumeninsel im Bodensee gibt’s Ökologie zum Anfassen. Und zukünftig 100 Prozent regenerative Versorgung

Jetzt blühen sie wieder – 245.000 Tulpen, Pfingstrosen und Rhododendren in 200 Arten und Sorten. Wie Farbbeutel platzen im Frühjahr die Blüten auf und formen einen riesigen bunten Teppich, der neben Bienenvölkern auch Schwärme von Besuchern anlockt.

Sie ist zwar nur 45 Hektar groß, trotzdem ist Mainau im Bodensee die wohl meistfotografierte und mit 1,2 Millionen Gästen im Jahr eine der bestbesuchten Inseln Deutschlands. Der Blumenpracht sei Dank, die sich je nach Jahreszeit rund um das Barockschloss zu einem Farbfeuerwerk entfaltet.

Bettina Gräfin Bernadotte, 40, die als Präsidentin des Kuratoriums für die Tagungen der Nobelpreisträger in Lindau jedes Jahr die Teilnehmer an den Bodensee lockt, und ihr Bruder Björn Graf Bernadotte, 39, führen die Mainau GmbH. Ohne finanzielle Unterstützung vom Staat ist die Blumeninsel mit 150 Angestellten und im Sommer noch einmal so vielen Saisonkräften zwar im wahrsten Sinne des Wortes ein florierendes Unternehmen. Doch wohin steuert die Mainau? Werden neben Familien und der Generation 50 plus auch Jugendliche und junge Erwachsene von dem Besuchermagneten angezogen?

Bereits 2013 wurde eine neue Attraktion geschaffen, die sich hauptsächlich an 15- bis 30-Jährige richtet – erstmals in ihrer Geschichte bezieht die Mainau das angrenzende Festland mit ein. Ökologie zum Anfassen gibt es im neuen Erlebniswald, der auf 1,6 Hektar das Ökosystem Wald in mehreren Stationen erlebbar macht. „Der Fokus liegt auf Umwelterziehung“, sagt Graf Bernadotte. „Menschen, die sonst nicht mit der Natur und dem Ökosystem Wald in Berührung kommen, sollen für dieses Thema gewonnen und für die Natur sensibilisiert werden.“

Im Rinden- und Astbaumhaus zum Beispiel werde der Wald aus einer ganz anderen Perspektive wahrgenommen. Weitere Elemente sind ein 100 Meter langer aufgeständerter Rundweg, ein Baumhöhenweg mit 30 Stationen und zehn Kletterparcours in bis zu 25 Metern Höhe. Mutige klettern über frei schwingende Astteile, balancieren über ein Seil und Hängebrücken. Schaukeln, Lianen, Kletternetze sprechen vor allem junge Leute mit Spaß an der Bewegung an. „Von der Wurzel bis zur Krone wird alles erklärt. Große und kleine Besucher bekommen auf diese Weise Zugang zum Wald“, sagt Graf Bernadotte.

Galten bislang neben den saisonalen Gärten das Palmenhaus mit Orchideenschau von Mitte März bis Anfang Mai und das Schmetterlingshaus als Highlights, dürfte in diesem Jahr das Motto „Hinterm Horizont ... Neue Ausblicke entdecken“ spannend werden. Von Gärtnern gestaltete „Blickpunkte“ lenken den Fokus auf überraschende Aussichten außerhalb der Insel bis zu den schneebedeckten Alpengipfeln.

Lennart Graf Bernadotte, Enkel von König Gustav V. von Schweden und Vater der jetzigen Mainau-Manager, hatte 1932 die drittgrößte Bodenseeinsel in ziemlich verwildertem Zustand als Verwalter seines Vaters übernommen. Unter seinen Händen wurde sie zum Musterbeispiel für Nachhaltigkeit und Ökologie. Immer stärker entwickelt sich die Insel zum Impulsgeber in Sachen Umwelt. Ziel für die nächsten Jahre ist es, die Insel in Bezug auf Wärme- und Stromenergie zu 100 Prozent regenerativ zu versorgen: „Die Mainau strebt eine Balance aus Ökonomie und Ökologie an“, sagt Graf Björn. Schon jetzt werden 70 Prozent der Wärmeenergie aus regenerativen Quellen auf der Insel gewonnen.

Auch die Anreise der Besucher soll möglichst umweltschonend sein. „Mit Bahn und Schiff statt mit dem Auto“ lautet die Devise. Das Kombiticket für alle Nahverkehrszüge der DB in Baden- Württemberg, die Fahrt mit den Fähren der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) ab Konstanz, Friedrichshafen und Überlingen zur Mainau sowie den Insel-Eintritt kostet 57 Euro.