„Das Hotel war ganz hübsch, aber der Service ...“ Ja, kaum behauptet der Roomservice in der Fünfsterne-Absteige, dass weder Currywurst noch Dosenbier auf der Karte stehen würden, kaum weigert sich die Inhaberin des Hostels, morgens um vier noch einen Sauerbraten frisch zuzubereiten, und kaum behauptet der Bartender, dass man nach lediglich 25 Jägermeistern betrunken sei, wird der eben noch entspannte Urlauber übellaunig.

Kann ja aber auch wirklich nicht angehen: Immerhin hat man in stundenlanger Kleinarbeit 25 verschiedene Onlinerabatte miteinander kombiniert, 36 Kundenkarten von der Fluglinie bis zum Kleingartenverein eingesetzt und überhaupt alles getan, um einen vierwöchigen All-inclusive-Urlaub zum Preis einer HVV-Tageskarte antreten zu können. Und nun hat sich das Personal gefälligst nach allen Wünschen zu richten, die einem durchs von Sonne, Salzwasser und All-inclusive-Cocktails vernebelte Hirn rauschen.

Gott sei Dank gibt es ja moderne Technik: Dachte man bis vor Kurzem noch, Webseiten, die sich mit Variationen derjenigen Tätigkeiten befassen, die die Natur zur Arterhaltung vorgesehen hat, würden den Großteil des Internets ausmachen, muss man sich nun eines Besseren belehren lassen. Es sind nämlich die Bewertungsportale, die inzwischen geschätzte 98,75 Prozent des gesamten Datenverkehrs bestimmen. Da kann dann Kalle Hansen seinen Unmut über vermeintliche Unzulänglichkeiten der gewählten Unterkunft genauso herausventilieren wie Baroness von Dünkelstein oder Kevin und Mandy.

Doch jetzt schlagen sie zurück, die Gastronomen: Wer unangenehm auffällt, bloß weil er das freundlicherweise für den Meerblick zur Verfügung gestellte Fernglas verschmäht, wer sich über die gesunde Flora und Fauna in der aus feinstem Plastik gestalteten Nasszelle aufregt und wer am Ende sogar der Ansicht ist, dass man das blassbraune, durchsichtige Getränk als alles Mögliche, aber sicher nicht als Kaffee bezeichnen kann, der wird schon sehen, was er davon hat.

Denn nach den Bewertungsportalen für Hotels haben findige IT-Experten eine neue Marktlücke ausfindig gemacht: Die Bewertungsportale für Gäste sind da. Auf Seiten wie Guestchecker, Guestscan und Elitebook tauschen sich jetzt die Hoteliers über Randalinskis, Saufnasen, Knauser und andere Gäste der unliebsamen Art aus. Wer also künftig beim Versuch, den Sommerurlaub zu buchen, schmallippig zurückgewiesen wird, sollte möglicherweise darüber nachdenken, die vier Bademäntel, acht Handtücher, den Nachttisch, das Besteck für die gesamte Großfamilie und den Fernseher wieder zurück an den Besitzer zu schicken. Denn auch wenn der Inhaber mit Schwund im Inventar rechnet, heißt das nicht, dass er ihm nicht auffallen würde.