Kleine Fluchten: Das Hotel Strauers in Bosau liegt direkt am Plöner See im östlichen Hügelland Schleswig-Holsteins

Aprilwetter. Nieselregen, kühl, unfreundlich. Wonach sehnt man sich jetzt? Klar, nach Sonne, nach Frühling und Aufbruch. Aber wir stehen auf der B432 im Stau, kurz vor Bad Segeberg. Abbiegen nach links, die Orte auf dem Weg in die Holsteinische Schweiz heißen hier Gnissau, Steenkrütz, aber auch Berlin und sogar Weitewelt. Von Plön aus schlängeln wir uns durch dichten Buchenwald und ungefähr 1000 Kurven ins Dorf Bosau, hin zum Hotel Strauers.

Dieses Haus, das von außen weder mit Reetdach-Gemütlichkeit noch mit Design-Architektur besticht, punktet mit inneren Werten. Es strahlt Behaglichkeit und Charme aus: das eine durch gediegenes Mobiliar, nette Sitzecken, eine Kamin-Ecke und freundlich ausgestattete Zimmer. Das andere, der Charme, geht von den Besitzern und ihren guten Geistern aus.

Vor gut zwei Jahren hat die Familie Rahbari das Haus übernommen, Vater Mohammad, Mutter Doris und die Töchter Nadja und Marjam, beide mit Ausbildung im Hotelgewerbe. Das Strauers hatte schon immer einen guten Ruf und viele Stammgäste, die meisten aus Hamburg.

Morgens ein paar Runden im Pool, danach vielleicht eine Jogging-Runde um den Kleinen Warder, eine Halbinsel, die in einer Bucht liegt. Danach ein Frühstück, wie es selbst in Fünf-Sterne-Häusern nicht selbstverständlich ist. Und dann? Einen Krimi lesen, ein Fahrrad mieten (vis-à-vis), einen Bummel durchs Dorf machen, einen Blick werfen in die hübsche Kirche nebenan, eine Runde auf dem zwei Kilometer entfernten Golfplatz drehen, einen Ausflug zu den Schlössern von Plön und Eutin planen...oder nur auf den See schauen.

Und sich, das ganz besonders, aufs Abendessen freuen. Chefkoch Michael Huk, erst seit ein paar Wochen an Strauers’ Herd, will regionale Küche „kreativ gestalten, in Harmonie mit Natur und Saison“. Der junge Stettiner bringt zum Beispiel ein Süßkartoffel-Chilisüppchen mit Erbsenspumante oder klassischen Kalbsrücken mit Selleriemus und der tollen Knolle Topinambur auf den Tisch. Das Fleisch stammt von Höfen aus der Umgebung, der Fisch aus dem See vor dem Fenster, im Herbst liefern Jäger aus der Nachbarschaft frisches Wildbret an. Das alles wird freundlich und kundig serviert von der Restaurantleiterin Manja Schulze-Thielmann, die schon 16 Jahre im Hause ist und sich freut, dass frischer Wind weht, aber Bewährtes nicht weggepustet wird.

Ganz klar, irgendwann wird ein Spa-Bereich dazukommen müssen. Die Gäste werden auf Dauer etwas mehr als nur den Masseur erwarten, der auf Bestellung ins Haus kommt. Die Rahbaris wissen das, aber sie wollen die Neuerungen in Ruhe angehen. In jener Ruhe, die sie auch ihren Gästen vermitteln.