Kleine Fluchten: In Mecklenburg bietet Schloss Lühburg charmante Ferienwohnungen mit Kamin und einen romantischen Schlosspark

Wenn die Tage langsam länger werden, beginnt Wolf Christian Calsows liebste Jahreszeit. „Besonders schön ist es hier, wenn es tagsüber warm genug ist, um unter einer Decke auf einem Liegestuhl im Garten ein Buch zu lesen, und abends kühl genug, um es sich vor dem Kamin mit einem Glas Rotwein gemütlich zu machen“, sagt der Hausherr von Schloss Lühburg. Er spaziert mit den beiden Jagdhunden Chaplin und Duce durch den Park am Wassergraben entlang und unterhält sich mit seinen Gästen. Die genießen dabei den Blick in die üppige Natur mit hoch gewachsenen alten Buchen, Linden, Eichen und den prachtvollen am Wasser hängenden Weiden.

Anschließend geht Calsow durch die Hintertür in das Schloss zu der in warmem Rot gestrichenen Eingangshalle, nimmt die nächsten Besucher in Empfang und begleitet sie zu ihrer Ferienwohnung. Sie alle sind im Landhausstil eingerichtet, mal etwas rustikaler, mal etwas eleganter. Im linken Seitenflügel sorgen freigelegte alte Balken und sanierte Türen aus einem abgerissenen Gutshaus für besonderes Flair und Kaminöfen für kuschelige Wärme. In der unteren Etage des Schlosses wurden eingezogene Wände entfernt, um die ursprüngliche Größe der Räume wieder herzustellen. „Wir kommen Schritt für Schritt voran“, sagt Hausherrin Dorothee Calsow.

Nach 20 Jahren im bayerischen Regensburg zog es die beiden in den Norden. Ursprünglich wollten die Calsows eine Ferienwohnung in Schleswig-Holstein. „Im Urlaub entdeckten wir ein Grundstück für ein Haus und wollten ganz in die Nähe der Küste ziehen“, berichtet die gebürtige Regensburgerin. Doch es kam anders. Als sie im Norden unterwegs waren und ihnen die Fahrt nach Regensburg zu weit war, machten sie bei ihrem Vetter auf Gut Dalwitz in der Nähe von Schloss Lühburg eine Zwischenstation. Heinrich Graf von Bassewitz erzählte ihnen, dass das Haus ihrer Urgroßeltern wieder zu haben sei. „Ein ganzes Schloss, das kam für uns damals gar nicht infrage“, erinnert sich Dorothee Calsow, eine geborene von Bassewitz. Doch als sie sich am nächsten Tag das im Hinterland von Rostock gelegene Haus anschauten, war es Liebe auf den ersten Blick. Die Calsows übernahmen es 2010 in relativ gutem Zustand. Ein Bauingenieur aus Essen hatte das Schloss seit 1996 als Feriendomizil genutzt und schon für eine Zentralheizung und neue Wasserleitungen gesorgt. Im hohen Alter von über 80 Jahren wollte er sich nicht mehr darum kümmern und verkaufte Lühburg.

Die Geschichte des Gutes Lühburgs geht bis zu den Anfängen des 14. Jahrhunderts zurück. Ein Vorfahre der Familie von Bassewitz, Ludolf Friedrich von Bassewitz, erbaute das heutige Schloss 1730 als barocke Dreiflügelanlage. Es gilt als das älteste Schloss in diesem Stil in Mecklenburg. Noch heute zeugt eine Steintafel im Treppenhaus von der Entstehungsgeschichte des Hauses. Nach dem Zweiten Weltkrieg bewohnten Flüchtlinge das Haus, die Katholische Kirche nutze einen großen Salon für einige Gottesdienste, und zu DDR-Zeiten diente es als Schule, Konsum und Bücherei.

Seit die Calsows sich in Lühburg niedergelassen haben, verwandeln sie das denkmalgeschützte Schloss nach und nach in einen wunderbaren Landsitz. Zwölf Ferienwohnungen sind entstanden, alte Holzböden wurden freigelegt, der Betonboden mit Linoleumbelag durch Eichenparkett ersetzt, die Dächer der Seitenflügel, der sogenannten Kavaliershäuser, neu gedeckt sowie Neonbeleuchtungen in der Eingangshalle und im Treppenhaus entfernt. Im Park fällte man 120 Bäume und legte so die Sichtachse in die Landschaft und in den alten Obstgarten wieder frei. Etwas ganz Besonders an diesem Park sind die Linden: 52 alte Linden bilden eine lange Allee, die zum Flanieren einlädt. Vor allem Hochzeitspaare schreiten gerne unter dem Dach der Linden durch den Park. Am Ende der Alle können sie sich das Jawort geben, denn dort erwartet sie ein Standesbeamter. Im Garten und im linken Seitenflügel des Schlosses kann dann anschließend ausgiebig gefeiert werden.

In der Küche wird nicht nur für die Gäste gekocht, sondern auch mit ihnen

Dorothee und Hans Christian Calsow bewohnen mit ihrem jüngsten Sohn fünf Zimmer in der oberen Etage. „Lühburg ist unser Zuhause geworden, wir fühlen uns sehr wohl hier“, sagt der 50-jährige ehemalige Unternehmensberater, der sich um Haus und Gäste kümmert. Seine Frau ist für die Buchungen und die Organisation von Festen und Veranstaltungen und für die Küche zuständig. Mit den Gutsbesitzern in der Umgebung pflegen die beiden einen regen Austausch, ganz gleich, ob es um die Suche nach guten Handwerkern oder um ihre Gäste geht, die so auch andere Herrenhäuser kennenlernen. In der großen Schlossküche mit acht Herdplatten und zwei Backöfen kochen sie für ihre Gäste und mit ihnen, zum Beispiel köstliche Wildgerichte. „Einen Brunftplatz haben wir sogar in unserem Park“, berichtet der Schlossherr. Auch das Wild zu beobachten sei für die Gäste immer eine Attraktion.

Langsam geht die Sonne hinter den Bäumen von Schloss Lühburg unter, die Gäste haben sich in ihr Feriendomizil zurückgezogen. Hans Christian Calsow dreht eine letzte Runde mit den Hunden durch den Park und freut sich auf den Abend. Endlich ist es Zeit für ein gemütliches Kaminfeuer.