Kleine Fluchten: Das 25hours Hotel Bikini Berlin öffnete am 31. Januar für Gäste, die unter anderem mit einem exklusiven Blick auf den berühmten Tierpark belohnt werden

Stell dir vor, du öffnest die Augen, und Schimpansen bewerfen sich mit Schnee. Nein, es ist kein Traum, du bist auch nicht am Kilimandscharo, sondern liegst in einem Hotelbett und schaust direkt auf den Berliner Zoo. Auch Opala, Kiwu oder Likemba spielen gerne im Schnee – doch nicht lange, denn dann gibt es Futter, und das haben sie lieber im Warmen. Pfleger fahren mit Karren über vereiste Wege, Schulklassen bleiben an den Käfigen stehen. Man sieht alles von oben, eingemummelt in ein dickes Federbett. Warum schon aufstehen? Aus bodentiefen Fenstern kann man noch viel weiter schauen, über den ganzen Tiergarten, bis zur „Goldelse“ und zum Glockenturm am Haus der Kulturen der Welt. Wie schön wird das erst im Sommer? Eine Tasse Kaffee und ein Frühstück können das jetzt noch toppen, aber nur, weil es im zehnten Stock serviert wird und man da sogar Rundumblick hat.

Das Bikini-Haus gegenüber der Gedächtniskirche galt in den Wirtschaftswunderjahren als kreativer Aufbruch und wurde 1955 von den Architekten Paul Schwebes und Hans Schoszberger entworfen. Es war zweigeteilt – mit offener Galerie, daher der Name Bikini. Der denkmalgeschützte Komplex wird seit ein paar Jahren zu Wohnungen, Büros und einer Shoppingmeile umgebaut und soll im Frühjahr fertig sein. Das „Kleine Hochhaus“ ist schon fertig und eröffnete am 31.Januar als 25hours Hotel Bikini Berlin mit 149 Zimmern.

Generalmanager Michael Wünsch erklärt, dass die junge Hotelkette mit ihrem siebten Hotel sehr gern nach Berlin gekommen sei und hier nach zeitgemäßen Antworten in der Hotellerie suche. In einer Stadt wie Berlin seien das Freiheit, Weltoffenheit und individuelles Design. Das Motto des Gestaltungsteams um Werner Aisslinger lautet „Urban Jungle“, und dieser gestaltete Großstadtdschungel verblüfft wohl jeden, manchmal durch Schlichtheit, dann durch einen Hauch von Extravaganz. „Come as you are“ – bewusst habe man auf eine Hotelklassifikation verzichtet. Statt Liftboys oder Kofferservice gibt es Autos wie den Mini oder Bikes auszuleihen. Übrigens ist ein Hamburger, der Hotelier Kai Hollmann, Erfinder der 25hours-Idee. Er öffnete das erste Haus gegenüber dem Gastwerk in Bahrenfeld und ist heute einer von vier Gesellschaftern der Hotelgruppe.

Kommt man in die Eingangshalle, starrt man auf eine unverputzte Betonwand und denkt: „Mannomann, sind die hier noch nicht fertig?“ Doch das ist gewollt. Auch im dritten Stock, über der Rezeption, unverkleidete Rohre, Leitungen, Graffiti auf grauem Grund, aber das ist wieder Kunst. Der Japaner Yoshi Sislay hat alles mit schwarzem Edding bemalt: Zimmerwände mit Affen, Fischen, Elefanten sowie Fahrstühle mit Hinweisen. Die „urbane Baustelle“ gehört zum Stil, der durch einen Hauch von Provokanz gebrochen wird. Echtes Fuchsfell in Hängematten, Apothekengläser als Lampen oder DDR-Hydrokultur in Pflanzenwannen. Freude beim Einrichten gab es wohl auch in den „Entspannungsbereichen“ wie bei der hauseigenen Bäckerei mit Kaminecke oder in der Discoecke mit Turntablewand. Die Möbel sind hochwertig und zum Teil handgefertigt. Es gibt kleine Sitzgruppen, die je nach Geschmack erweitert werden können.

Im neunten Stock sind eine Trockensauna, Ruhe- und Fitnessraum untergebracht und im zehnten Stock das Restaurant NENI mit ostmediterraner Küche, die Monkey-Bar und eine atemberaubende Rundumterrasse. Für das Küchenkonzept zeichnet Haya Molcho verantwortlich, eine Köchin aus Tel Aviv, die in Bremen aufgewachsen ist.

Abends im Hotelzimmer ist es ruhig, die Betten sind komfortabel. Die Affen schlafen schon, man blickt auf den schwarzen Dschungel, da und dort schnattert noch eine Wildgans.