Kleine Fluchten: Das Strandhotel Karlshagen ist modern eingerichtet – mit Anklängen an Jugendstil und Art déco

Auf Usedom erfreuen sich die Kaiserbäder nach wie vor großer Beliebtheit. Allerdings sind sie in der Hochsaison sehr voll. Eine ruhige und preiswerte Alternative bieten die weniger stark frequentierten Orte im nördlichen Teil der Insel. Hier bietet sich vor allem das Strandhotel in Karlshagen an.

Es rauscht, als wir aus dem Auto steigen. Ist es das nahe gelegene Meer oder der Wind in den Wipfeln der Bäume? Wohl beides, denn das Hotel hat seinen Standort am Waldrand und nur wenige Meter vom Strand entfernt. Dieser ist hier genauso schön und breit wie in den anderen Seebädern. Nur fehlt Karlshagen das Mondäne, obwohl es auch hier einst Strandvillen und eine Promeniermeile gab. Leider wurde der Ort im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört. „Heute ist Karlshagen von der Charakteristik her ganz klar ein Familienbad“, sagt Christina Hoba, die Marketingleiterin des Tourismusbüros.

Über Umwege ist auch Andreas Harder hier gestrandet. Der Ostberliner erlernte nach der Schule den Beruf des Wirtschaftskaufmanns. „Aber ich wollte einen Beruf mit Kontakt zu den Menschen, weshalb ich eine Ausbildung zum Restaurantfachmann absolvierte“, sagt er. Als er noch zu DDR-Zeiten auf eine Besuchsreise nach München eingeladen wurde, nutzte er die Chance und setzte sich ab. Doch kam er in der bayerischen Metropole nicht so gut zurecht, weshalb er nach Hamburg zog und hier zunächst im Gröninger kellnerte. Danach vervollständigte er seinen beruflichen Weg im Hotel Elysée. „Dies war für mich wie eine Reise zum Mond“, sagt er zu dieser für ihn glücklichen Fügung. Hotelfachschule und BWL-Studium folgten, bevor er sich Anfang der 90er mit seinem Kollegen Thomas Güde selbstständig machte.

Die Chance, ein anspruchsvolleres Publikum anzusprechen, ergab sich, als die Gemeinde in Karlshagen ein Grundstück in optimaler Lage zu vergeben hatte. Die beiden griffen zu und errichteten ein Hotel im modernen Bäderstil. Eine Berliner Architektengruppe half bei der Einrichtung „mit klaren Formen“, wie der Inhaber sagt. So entstand das Haus, modern mit Anklängen an Jugendstil und Art déco.

Außer der Rezeption befindet sich im Erdgeschoss auch das Restaurant Die Auster. Auf den Wandsofas sitzt es sich gemütlich. Die Karte bietet eine reichhaltige Auswahl an Gerichten, wobei der Fisch aus der Ostsee und dem Haff die hiesige Spezialität ist. Diesen gibt es gedünstet oder gebraten auch in der pommerschen Zubereitung, nämlich unter der Kartoffelkruste. Der klare Fischtopf nach Art des Hauses hat Bouillabaisse-Qualität und schmeckt hervorragend. Das viel besuchte Restaurant zeigt, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis bei den Gästen gut ankommt. Nach dem Abendessen ist der Platz am Kamin beliebt.

Die 22 Zimmer unterteilen sich in Doppelzimmer, Giebelstudios und Maisonettewohnungen. In Letzteren schläft man unter einer schrägen, holzgetäfelten Zimmerdecke. Ein verziertes Bettpaneel gibt dem Raum das gewisse Etwas. Der untere Wohnbereich ist mit einem bequemen Ledersofa, kleinem barocken Tisch und einer Stehlampe im Jugendstil ausgestattet. Über der Couch hängt ein Gemälde von einem Kunststudenten, das vom Motiv her ausgezeichnet zum Gesamtambiente passt.

Wer es etwas ruhiger, gelassener und kostengünstiger haben möchte, ist hier genau richtig. Und kann, nach Ansicht von Christina Hoba, den schönsten Strand genießen. Sie, die schon in Australien, Südafrika und in der Karibik gewesen ist, schwärmt begeistert: „Nur hier quietscht der Sand unter den bloßen Fußsohlen. Und das ist ein Zeichen für feinste Qualität!“ Auch sei der Strand an der Seeseite fester als andernorts, sodass man problemlos eine Kinderkarre schieben kann. „Ich habe es selbst ausprobiert“, versichert sie.

Übrigens verfügt Karlshagen über den größten Hafen auf der Insel. Von hier können Ausflüge auf die Insel Oie gemacht werden. Dort werden Besuchern bei einer geführten Wanderung Flora und Fauna nahegebracht und seltene Vogelarten gezeigt.