Der Rheinländer Jan Rouven hat als erster Deutscher seit Siegfried und Roy eine Illusions-Show auf dem Las Vegas Strip

An sechs Abenden in der Woche kokettiert Jan Rouven mit dem Risiko und flirtet mit der Gefahr. Auf das „Bett des Todes“ legen, auf dem sich direkt neben ihm fallende Schwerter ins Brett bohren? Ist Alltag für ihn. Ebenso wie das Hantieren mit Kreissägen oder dass er sich unter Wasser aus Fesseln befreien muss. Der 32-jährige Rheinländer ist Illusionist und hat es mittlerweile bis in die USA auf den berühmten Strip von Las Vegas geschafft. Seit mehr als zwei Jahren hat er im Casino-Hotel Riviera, wo einst Elvis und Frank Sinatra auftraten, mit „Illusions“ seine eigene Show.

„Directly from Germany“, heißt es dort in der Ansage, bevor er auf die Bühne kommt. „Das Deutsche ist ein Alleinstellungs- und Qualitätsmerkmal“, sagt der Magier. Er ist der erste deutsche Illusionist seit Siegfried und Roy, der sich auf dem Strip etablieren konnte. Für „Illusions“ darf er sogar einen ihrer Tricks verwenden. Bereits mit 16 lernte er seine Vorbilder persönlich kennen. Mittlerweile sind sie befreundet. „Erst neulich war Siegfried zum Kaffee da“, sagt Rouven beim Gespräch auf der Terrasse seiner Villa am Stadtrand von Vegas. Dort wohnt er mit Frank Alfter, Ex-Profimagier und sein Mentor und Manager seit den Karriereanfängen – und mit Riesenpudel Puccini. Zwölf Badezimmer hat das Haus, einen großen Pool mit Wasserfall und Rutsche. Der Blick reicht über die Berge. Einige Meilen jenseits des Entertainment-Epizentrums lebt Rouven in recht ländlicher Atmosphäre am Wüstenrand.

„Um Zauberer zu werden, muss man seinen eigenen Weg finden“, sagt der gebürtige Kerpener. Sein erster Trick war aus dem Zauberkasten. Ein Münztrick, bei dem er aus einer Münze zwei machte. Mit 12, 13 Jahren trat er auf Kindergeburtstagen auf, später auf einem Stadtfest. In der Schule hat er seine Musiklehrerin am Besenstiel schweben lassen. „Das war da meine letzte Tat. Ich saß im Unterricht und wusste, dass ich das alles nicht brauche, denn ich wollte reisen und dabei als Zauberer auftreten.“ Wenn es nach dem Wunsch seiner Eltern gegangen wäre, hätte er zwar Arzt werden sollen oder Rechtsanwalt. „Heute sind sie stolz auf mich, aber damals wollten sie, dass ich was Ordentliches mache“, sagt Rouven, für den sehr früh feststand, dass er Magier werden wollte. Nach dem Abitur hatte er erste Engagements in Freizeitparks und auf Kreuzfahrtschiffen.

Im alten Stadtzentrum von Las Vegas auf der Freemont Street zauberte Rouven eine Zeit lang jeden Abend vor mehr als 2000 Leuten. „Einer davon war Teilhaber des Riviera, der auch ein Casino in Downtown hat“, erinnert sich Rouven. „Dort hat er mich immer gesehen, wenn er draußen seine Zigarre rauchte.“ Was er sah, gefiel ihm so gut, dass er den Magier dem Riviera empfahl. Kurze Zeit später flatterte das Angebot für die eigene Show ins Haus.

Auf dem Werbeplakat blickt Rouven mit schwarz geschminkten Augen ernst und geheimnisvoll. Mit dem echten Jan Rouven hat diese Inszenierung aber wenig zu tun. Wie in seiner Show ist er auch im Gespräch rheinländisch bestens gelaunt und hat trotz seines Erfolgs Bodenhaftung behalten. Ihm ist es wichtig, seine Zuschauer nach der Show zu treffen. Er unterhält sich mit ihnen, macht Fotos, gibt Autogramme. Sechs Tage in der Woche illusioniert er auf der Riviera-Bühne. Selbst in seinem Urlaub von Vegas zaubert er auf einem Kreuzfahrtschiff. „Leute zu faszinieren gibt mir ein schönes Gefühl“, sagt er.

Die Tricks für die Show kauft er von Erfindern, oder er tüftelt selber an neuen Illusionen. „Das Bett mit den fallenden Schwertern war eine unserer Ideen“, sagt er. Das hatte er sich für den Fernseh-Wettbewerb „The Next Uri Geller“ ausgedacht. Vor vier Jahren belegte er darin den vierten Platz. Hinten im Garten ist ein Lagerhaus. Dort hat er Tricks gelagert. Einen Riesenbohrer etwa, den er wie zahlreiche andere Illusionen nicht verwenden kann, weil die derzeitige Bühne dafür zu klein ist. Doch das soll sich eines Tages ändern. Rouven möchte gern weiter in die Mitte des Strips, in ein Hotel mit größerer Bühne. Er könnte sich aber auch vorstellen, für eine permanente Show wieder in Deutschland zu arbeiten. Dann hieße die Ansage „direkt aus Las Vegas“.