Kleine Fluchten: Das Gutshaus Ehmkendorf in Mecklenburg lädt mitten in der Natur, umgeben von einem Garten, zu gemütlichen und feierlichen Tagen auf dem Land ein

Schon von Weitem leuchtet am Ende einer Allee das gelbe Gutshaus Ehmkendorf. Weit und breit keine Straße, stattdessen hochgewachsene alte Buchen und Eichen, weite Aussichten in die Landschaft und viel Ruhe. In der Gutshausküche befeuert Koch Martin Möller einen riesigen, rund 100 Jahre alten Herd und zaubert ein gebratenes Zanderfilet mit Roter Bete, Fenchel und Kartoffeln mit Zitronenthymian. Mit Blick auf den Herd und in den Garten haben einige Gäste in der guten Stube Platz genommen, andere in dem Blauen Salon nebenan. In der Etage darüber befinden sich acht Doppelzimmer, Stuben genannt, und drei Ferienwohnungen für die Gäste.

Nora Fischer, die frühere Künstlerin, Mode- und Textilgestalterin aus Berlin, verliebte sich bereits 1984 in diesen einst verwunschenen, abgeschiedenen Platz inmitten der prächtigen Natur, in Stille und Weite. „Das Haus hat mich gerufen, hier wollte ich bleiben“, sagt Nora Fischer, die damals in einem engen Hinterhof in einer Wohnung mit Kohleofen in Prenzlauer Berg lebte.

In dem dreiflügeligen neogotisch anmutenden Gutshaus mit grauem Putz fanden nach dem Zweiten Weltkrieg Flüchtlinge einen Platz zum Bleiben. Außerdem wurde es als Kindergarten, Konsum und Verwaltungsgebäude genutzt, verfiel aber zunehmend. Als das Gebäude nach der Wende zum Verkauf stand, zögerte Nora Fischer nicht lange. Mithilfe von Freunden und deren finanzieller Unterstützung legte sie in kleinen Schritten den Garten an und sanierte das Haus. Gemeinsam mit ihrem Mann Siegfried Zuknik ließ sie das Gutshaus aus dem 19.Jahrhundert zu neuem Leben erwachen. Sie eröffneten es 2007 als Wildkräuterhotel.

Die heutige Fassadenfarbe wurde nach historischem Vorbild gewählt, alte Türen, Wandvertäfelungen, Kassettenfenster und Fußböden aufgearbeitet und mit ökologischen, natürlichen Baustoffen und künstlerischen Details ergänzt. Die Zimmer sind individuell mit warmen Farben und im ländlichem Stil eingerichtet. Passend zum Garten tragen sie beispielsweise die Namen Lavendel, Klatschmohn und Kornblume.

Vor einem Jahr zog es auch Fischers Tochter Nadine mit ihren beiden Kindern aus der Großstadt nach Mecklenburg. „Als Kind habe ich hier schon meine Ferien verbracht, während meine Mutter mit der Schaufel beschäftigt war“, erzählt sie schmunzelnd. Nadine Fischer führt das Lebenswerk ihrer Mutter weiter und veranstaltet Yoga-Wochenenden im Gutshaus.

Das ganzjährig geöffnete Restaurant, das Café mit selbst gebackenen Kuchen und die rustikal ländlichen Stuben sind heute bei Radfahrern, Wanderern und Leuten aus der Umgebung beliebt. Das Gutshaus hat sich als Veranstaltungsort einen Namen gemacht. Regelmäßig finden in Ehmkendorf Lesungen, Konzerte und Kochkurse am alten Herd sowie Wanderungen durch das Recknitztal statt. Gerne wird das Haus auch für Familienfeiern und Hochzeiten gebucht; Hobbymaler finden hier einen schönen Ort für Kurse.

Das Gutshaus Ehmkendorf gehört zu der Region Parkland, die sich zwischen der Mecklenburgischen Seenplatte und Rostock erstreckt. Die Guts- und Herrenhausbesitzer dieser Gegend haben sich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen und organisieren Touren, Park- und Hausführungen sowie gemeinsame Abendessen, damit die Gäste viele der historischen Häuser und Parklandschaften entdecken können. Auch die Küste ist nah. Wen es für einen Strandspaziergang an die Ostsee zieht, der braucht von Ehmkendorf nur wenige Kilometer zurückzulegen.