Manchmal sind es verrückte oder zumindest irgendwie seltsame Ortsnamen, die neugierig machen. Welche, die einem an irgendeinem Hinweisschild am Straßenrand unversehens ins Auge stechen. Und mit einem Mal biegt man ab, ohne groß darüber nachgedacht zu haben – weil man es plötzlich wirklich wissen will, ob es in Monopoli vier Bahnhöfe, eine Schlossallee, ein Gefängnis und jede Menge Hotels gibt.

Manche Adresse aus dem Spekulanten- und Immobilienhai-Spiel findet sich tatsächlich in der süditalienischen Wirklichkeit wieder – in der Küstenstadt Monopoli, die 42 Kilometer südlich von Bari auf einem Kliff in Apulien klebt. Anders als auf dem Brettspiel gibt es dort allerdings nur einen Bahnhof, an dem obendrein enorm wenig los ist. Der einzige Wartesaal hat 18 unbequeme Drahtstühlchen. Und nur einmal am Tag fährt ein Zug von hier aus in fast fünf Stunden nordwärts nach Rom, stündlich bricht einer nach Bari auf. Außerdem gibt es eine Hafen- und eine Seestraße.

Wer dorthin will, braucht nicht erst über „Los“ zu gehen, muss keine Ereigniskarte ziehen und normalerweise auch nicht ins Gefängnis – obwohl es ganz in der Nähe eine große Haftanstalt gibt.

In der Schlossallee, beim Brettspiel Monopoly die teuerste und begehrteste Adresse, duftet es derweil nach Fisch, den irgendwer gerade in der Pfanne brät. Die Straße heißt hier Vico Castello, liegt mitten in der von einer Festungsmauer geschützten Altstadt und ist kaum zwei Meter breit. „Schlossgässchen“ bedeutet der Name auch wörtlich.

In Monopoli an der Adria zählt diese Adresse wenig: nicht teuer, nicht besonders edel, keine Allee, sondern eine Gasse. Aber sehr stimmungsvoll. „Ein Hotel in unserer Straße?“ Die Frau auf dem Balkon lacht zwischen ihren roten und violetten Topfblumen hervor: „Zu eng, zu alt, zu schön. Das hat noch keiner versucht“, ruft sie herunter.

Lediglich ein Handtuch hängt hier zum Trocknen aus einem der Fenster im zweiten Stock. Irgendwer hat es mal in einem Hotel mitgehen lassen. Es trägt das eingewebte Logo der Hotelkette Ibis – eher bekannt für günstige Preise als für teuren Glamour.