Was haben wir nicht alle gewettert, dass Flugpassagiere auch in Zeiten von Billigfliegern immer weiter geschröpft werden, während der Service an Bord sich im permanenten Sinkflug befindet. In unserer unendlichen Verblendung wollten wir die Wahrheit nicht erkennen. Vielmehr haben wir bei jeder Gelegenheit über Airlines und ihre enge Bestuhlung geflucht. Nur weil einige Sitzreihen mittlerweile so eng zusammengeschoben wurden, dass darin selbst Zwergkaninchen mit Hut nur dank ausgefeilter Origami-Falttechnik Platz finden können.

Unbedarft haben wir die eingeschränkte Bewegungsfreiheit der Gier der Fluglinien zugeschrieben, angestachelt von dem Irrglauben, zusätzliche Sitzreihen würden der Profitmaximierung durch zusätzlich verkaufte Tickets dienen. Nun müssen wir erkennen, dass wir den Airlines Unrecht getan haben. Dafür entschuldigen wir uns in aller gebotenen Form.

Die Augen haben uns zwei Wissenschaftler von der britischen Insel geöffnet. Dank Forschungsergebnissen von Paul Williams (Uni Reading) und Manoj Joshi (Uni Norwich) wissen wir nun, dass die enge Bestuhlung Teil eines vorausschauenden Sicherheitssystems ist. Die Gelehrten aus dem Reich der Queen fanden heraus: Aufgrund des Klimawandels sind auf Transatlantikflügen künftig deutlich mehr und heftigere Turbulenzen zu erwarten. Da diese kaum vorhersagbar sind, könnten Passagiere und Tomatensaft unvermittelt durch die Kabine geschleudert werden. Hinter dem Einklemmen der Fluggäste zwischen Vorder- und Rückenlehne steckt also Kalkül. Die Kräfte, die bei Turbulenzen wirken, sind bisweilen nämlich so stark, dass die Sicherheitsgurte allein den Passagierwirbel wohl nicht verhindern könnten.

Während Williams und Joshi prophezeien, dass die Zahl der Turbulenzen in den kommenden vier Jahrzehnten um bis zu 170 (!) Prozent zunehmen wird, treffen die Airlines heimlich weitere Sicherheitsvorkehrungen. Das Bordpersonal erhält Schuhe mit Bleisohlen und Röckchen mit eingenähtem Saumbeschwerer, alle Getränke werden in geschlossenen Behältern mit Strohhalm serviert.