Kleine Fluchten: Das Romantik Hotel Bergström ist ein Häuserensemble und prägt das Wasserviertel von Lüneburg

„Wollen wir einen kleinen Rundgang machen?“, fragt Hoteldirektor Sven Flecke und eilt sogleich voran. Hätte er doch besser darauf hingewiesen, festes Schuhwerk zu tragen. Denn die Hotelanlage rund ums Bergström ist eine kleine Stadt in der 1000-jährigen Salzstadt Lüneburg. Über mittelalterlich komfortables Kopfsteinpflaster laufend, kann man darüber staunen, was der Klebstoff-Unternehmer Henning J. Claassen im Laufe der Jahre an Backsteingebäuden im Wasserviertel gekauft, restauriert und umgebaut hat. Begonnen mit dem Hotel Bergström im Jahr 1987, kamen später die Abtsmühle und die Lüner Mühle sowie der alte Wasserturm hinzu, wo heute die „Märchen-Suiten“ untergebracht sind. Modernes und Historisches zusammenzufügen sei das Ziel, so Flecke.

Zum Glück gibt es noch einen Termin im gerade eröffneten Bergström Spa

Aus einem ehemaligen Altenheim hat Claassen kurzerhand ein Tagungszentrum mit stilvollen Konferenzräumen gemacht, in dem auch gern geheiratet wird. Hochzeiten in der Filmstadt von „Rote Rosen“ im jüngst zum Romantik-Hotel gekürten Vier-Sterne-Haus – ein Selbstgänger. Vorbei an windschiefen Fachwerkhäuschen geht es weiter zum kleinen Hafen, liebevoll Marina genannt. Rundherum Cafés, Restaurants, Bars. Und auch die Läden in der großzügigen Fußgängerzone können sich sehen lassen. „Hier ist ja richtig was los“, staunt meine Begleitung. Wer als Hamburger noch nie in Lüneburg war, ist doch sehr überrascht über dieses rege „Nachtleben“. „Rein flächenmäßig hat Lüneburg nach Madrid die zweitgrößte Kneipendichte in Europa“, legt der Direktor noch einen drauf. Der Kneipenbummel für den Abend ist also schon mal gebongt. Was man sonst noch so macht in Lüneburg? „Fahrrad fahren, golfen, spazieren gehen“, sagt Flecke. Mit Kindern lohne sich ein Ausflug in den Heidepark Soltau, sehenswert seien außerdem das Salzmuseum und der über 100 Jahre alte Wasserturm, der auf Resten der mittelalterlichen Wallanlagen gebaut wurde. Wer einigermaßen schwindelfrei ist, wird mit einem tollen Blick über die Stadt und ihre Kirchen St. Nicolai und St. Johannis belohnt. Bei klarer Sicht soll man sogar bis ins 45 Kilometer entfernte Hamburg sehen können. Zurück geht es auf Stufen durch den einstigen riesigen Wassertank.

Für den schnellen Kunstkick zwischendurch braucht man nur vom Bergström ein paar Schritte bis zum Schwesterhotel Altes Kaufhaus zu gehen. Im Souterrain hat der Eigentümer seine private zeitgenössische Sammlung aus Gemälden und Skulpturen ausgestellt. Von so vielen Eindrücken erschöpft, geht es nun doch endlich ins Hotel, hinauf in eins der 131 geschmackvollen Zimmer, von wo man auf die Ilmenau und den Außenbereich des italienischen Bistros Mama Rosa blickt – es gehört ebenso zum Hotel-Imperium wie das Marina Café und die Weinstube Lüner Mühle. Am liebsten würde man einfach lang gestreckt auf den Zwei-Meter-Betten liegen bleiben. Füße und Rücken schmerzen doch ein wenig. Zum Glück gibt es noch einen Termin im gerade eröffneten Bergström Spa. Nach zwei ausgiebigen Saunagängen wird man in schönen, hellen Behandlungszimmern durchgeknetet und verwöhnt (eine 40-minütige Rückenmassage kostet 46 Euro, eine 90-minütige Gesichtsbehandlung 48 Euro). Danach ist man bereit für einen langen Abend im schönen Lüneburg. „Wir wollen Erinnerungen schaffen“, steht in der Hotel-Broschüre auf dem Nachttisch. Das Bergström wird in bester Erinnerung bleiben. Nur die Schuhe müssen zum Schuster.