Wolfgang Maffert ist Destillateur im Saarland und hat es mit seinen Obstbränden zur Meisterschaft gebracht

Wer kennt schon die Mispel? Das ist eine alte, fast vergessene Obstsorte von bittersüßem, herbem Geschmack. Sie ist selten geworden in Deutschland, zu finden allenfalls auf historischen Streuobstwiesen. Im Saarland stehen noch einige dieser knorrigen Obstbäume. Im Herbst treffen sich die Leute auf dem Land und versteigern die Ernte einzelner Bäume. Äpfel bringen fünf Euro. Um die Mispel aber toben mancherorts regelrechte Bieterschlachten: Wer Glück hat und einen Baum beernten darf (viele Früchte sind das gewiss nicht), muss 100 Euro und mehr hinblättern. Ist für einen guten Zweck; ist praktizierter Artenschutz.

Aus Mispeln kann man leckere Marmeladen und Chutneys machen. Und einen köstlichen Obstbrand daraus herstellen. Wolfgang Maffert aus Rehlingen-Hemmersdorf, einem kleinen, verträumten Dorf hart an der Grenze zu Frankreich, hat Glück; er hat eigene Mispelbäume. Und nicht nur die: Rund um Hemmersdorf pflegt er 20 Hektar Obstwiesen: Quitten und Kirschen, Birnen und Äpfel und noch viele alte Sorten mehr.

Wolfgang Maffert holt aus dem Guten das Beste heraus: Er destilliert feine Brände. Auch aus der Mispel. In fünfter Generation tut er das und räumt auf Verkostungen Medaille um Medaille ab. Nicht nur, weil er auch innerhalb der Obstlinien sortenrein brennt, sondern auch, weil er das nach alter Väter Sitte tut: Nach dem Destillieren lässt Maffert dem Geist Zeit, in Fässern sein volles Aroma zu entwickeln. „Auf der Obstwiese ist die Arbeit, im Keller ist die Zeit“, sagt der 45 Jahre alte Meister-Destillateur.

Von der Straße aus ist dem Haus der Familie Maffert nicht anzusehen, was sich dahinter verbirgt. Die Holztür schwingt knarrend auf, und durch einen kleinen Laden führt der Gang in das Lager mit den Fässern; Edelstahl und Holz. Dahinter ein kleiner Hof mit senkrecht ansteigendem Hang und eben dem Herz der Manufaktur, der kleinen Brennerei. „Die Firma wurde 1849 von meinem Urgroßvater Jakob Monter errichtet. Eine klassische Schnapsbrennerei, in der Anlage wurde das in der Region angebaute Obst verarbeitet, also hauptsächlich Äpfel, Birnen und Zwetschgen“, erklärt er. Das ist heute nicht anders als damals. Mit den Großen kann und konnte er nicht mithalten, Wolfgang Maffert setzte auf Klasse statt Masse. Gut, dass die alten Obstwiesen nach wie vor in Familienhand sind und die alten Bäume gepflegt wurden.

„Denn die alten Obstsorten drohten zu verschwinden. Für den großen, kommerziellen Anbau haben die sich nicht mehr gelohnt“ – zu klein, zu wenig davon am Baum, zu schwer zu ernten. Aber köstlich im Geschmack. „Diese alten Sorten sind doch etwas ganz Besonderes, die schmecken noch richtig nach was. Ich habe mir damals gedacht, da kann man doch etwas daraus machen, einen Mehrwert rausholen.“ Klar kann man das. Schnaps zum Beispiel. Richtig guten, was Besonderes halt. Bevor der jedoch aus dem Kühler tröpfelt, ist es noch eine erhebliche Menge Arbeit. Die Hänge sind steil, die Bäume müssen von Hand gepflegt werden, damit sie 60, 70 Jahre alt werden – und immer noch tragen. Um beispielsweise Schmarotzer aus den Kronen zu klauben, muss Wolfgang Maffert hineinklettern und sie Stück für Stück herausschneiden.

„Grundvoraussetzung für einen hochwertigen Edelbrand ist und bleibt das Obst – nur mit vollreifen und gesunden Früchten kann ich einen wirklichen Spitzenbrand destillieren“, erklärt Wolfgang Maffert. Sind die Früchte dann im Betrieb, wird gemaischt. Wenige Wochen, und aus dem Fruchtzucker hat die Hefe den Alkohol vergoren. Dann heizt Wolfgang Maffert den alten Ofen an und wärmt mit dem Wasserdampf die Brennblasen. Die sind fast 100 Jahre alt, und durch die kleine Destillerie weht der Geruch von Holzfeuer und feinem Alkohol-Aroma.

„Von 60 Bäumen ernte ich je nach Sorte zwischen anderthalb und zwei Tonnen Obst, das hängt auch davon ab, wie gut das Wetter im Jahr ist. Daraus werden maximal 1500 Liter Maische“, bilanziert er. Und aus 1000 Litern Maische brennt er knapp 80 Liter Obstbrand.

Anschließend lässt Maffert dem Obstler Zeit zu reifen, wie bei Cognac und gutem Whisky kommt der Tropfen dazu ins Holzfass. Im Lager stehen die Batterien mit Destillaten von Prinzenapfel, Kluppertebirne und anderem mehr. Und wenn im Saarland jemand „Hundsärsch“ anbietet, ist das nur gut gemeint. So heißt die Mispel dort wegen ihrer Form im derben Volksmund. Aber wer kennt die schon.

Destillerie-Edelobstbrennerei Monter, Lothringer Straße 112, 66780 Rehlingen-Hemmersdorf, Mo–Fr 9–12 Uhr und 13–19 Uhr, Sa 9–14 Uhr, www.monter.de . Eine Halbliterflasche Obstbrand kostet um 15 Euro.