Draußen rauscht der Regen. Der Morgenhimmel ist verhangen, die Palmenwedel triefen vor Nässe. Thailand im Sommer ist Thailand in der Regenzeit. Das hat auch Vorteile, denn nicht immer regnet es, und die Villa kostet nur einen Bruchteil dessen, was man in der Saison investieren müsste, um allein mit sich und dem Pool zu sein. Allein? Da bewegt sich etwas im Wasser. Ein Schwarz-Schwimmer, der strampelt und versucht, die Ohren über Wasser zu halten. Eine Ratte!

Ganz klar, das Vieh muss weg. Aber wie? Irene, die Butlerin, würde gewiss sofort ein Killerkommando anrücken lassen. Doch ein Mord in der Idylle würde das Urlaubskarma schwer belasten. Das Tier dem Verderben zu überlassen kommt noch weniger infrage. Die Ratte paddelt weiter. Glücklich sieht sie nicht aus. Eher erschöpft. Wie kann man das Tier packen, damit es sich für die Rettung aus Todesangst nicht mit einem Biss von ungepflegten Rattenzähnen revanchiert?

Der Regen rauscht unerbittlich. Das Tier wird kraftloser, Handeln ist geboten. An der Tür steht ein Schirmständer. Den Schirm herausgefischt, alles Weitere geschieht instinktiv: Öffnen, eintauchen, mit Schwung die Ratte aus dem Pool hebeln und mitsamt einer Ladung Chlorwasser über den Zaun befördern. So weit reicht der Schwung nicht. Die Ratte landet im Gras, schüttelt sich, blickt sich verwirrt um. Wie der Blitz verschwindet sie durch den Zaun. Im Wasser treiben ein paar Blütenblätter. Frieden liegt über der Villa. Und die Ratte? Sagt hoffentlich nicht ihren Freunden, wo die tierlieben Urlauber wohnen.