Kleine Fluchten: Das Kavalierhaus am Templiner See in Brandenburg punktet durch besonders schöne Lage. Die wussten schon Theodor Fontane und Albert Einstein zu schätzen

Auf der großen Terrasse des Kavalierhauses genießen die Gäste Kaffee und Kuchen und den weiten Blick über den Templiner See. Umgeben von alten Eichen und Buchen verleiht das gelb getünchte Hotel dem Ort einen Hauch von Italien. Tatsächlich ließ sich einst der Bauherr von den mediterranen Baukünsten südlich der Alpen inspirieren.

Der Bau des Kavalierhauses wurde von dem preußischen General Heinrich Ludwig August von Thümen um 1830 in Auftrag gegeben. Beeinflusst durch die Vorliebe Friedrich Wilhelms IV. für Italien und die Antike entstand ein klar gegliederter Bau im klassizistischen italienischen Landhausstil. Das Kavalierhaus liegt nur wenige Schritte vom Schloss Caputh entfernt inmitten des etwa fünf Hektar großen Schlossparks. Der Landschaftsarchitekt Peter Joseph Lenné gestaltete den Schlosspark der damaligen Mode entsprechend im englischen Landschaftsstil. Die Lage zwischen Schloss und See wusste 1872 schon Theodor Fontane zu schätzen.

Das Kavalierhaus wurde als Gästehaus, der Anbau als Gewächshaus genutzt. Bekannte Personen verbrachten im Kavalierhaus angenehme Stunden, darunter auch der Dichter August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Vom Anlegesteg am Kavalierhaus können Gäste mit einem Dampfschiff die Havelländische Seenlandschaft erkunden, sich bei einem Bad im See erfrischen oder einen Halt in Potsdam einlegen. Die Hauptstadt Brandenburgs ist nur sieben Kilometer entfernt. Auch das benachbarte Schloss Caputh ist einen Besuch wert. In frühbarockem Stil erbaut, ist es das einzige erhaltene Schloss in der Potsdamer Kulturlandschaft aus der Zeit des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg.

In fast allen Räumen ist die Gestaltung der Decken mit Gemälden und Stuckaturen erhalten geblieben. Das Schloss ging aus einem Landhaus hervor, das Friedrich Wilhelm seiner Gemahlin, Kurfürstin Dorothea von Holstein-Glücksburg, übereignete. Sie ließ das Gebäude ab 1671 erweitern, zur Sommerresidenz umbauen und verlieh dem Schloss annähernd seine heutige Gestalt. Eine weitere glanzvolle Zeit erlebte das Schloss Caputh unter Friedrich Wilhelm I., dem ersten preußischen König, der es für Jagdaufenthalte nutzte. Er ließ um 1720 im Souterrain des Hauses den Fliesensaal, den früheren Sommerspeisesaal, mit über 7500 niederländischen Fayencenfliesen mit Motiven in Blau und Weiß einrichten.

100 Jahre später erhielt von Thümen das Schloss samt dazugehörigem Gut Caputh, das nach seinem Tod an seinen Sohn August überging. Ein Neffe des letzten Besitzers, Rittmeister Alfred von Willich, übernahm 1908 das Anwesen mit Park und Kavaliershaus. Der Öffentlichkeit zugänglich ist das Schloss erst seit der Renovierung durch die Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, die es 1998 als Schlossmuseum eröffnete.

Der erste Eigentümer des Kavalierhauses, der Berliner Lorenz Bruckner, kaufte es 1995 vom Land Brandenburg und ließ es sanieren. Nach einem weiteren Eigentümerwechsel führt das Haus seit fünf Jahren der Pächter Thomas Podjatzki, der lange in der Gastronomie und Hotellerie tätig ist. Heute bietet das Kavalierhaus ein Restaurant und sechs elegante Zimmer. Darunter eine Hochzeitssuite mit Fenstern zum Schlosspark und der Terrasse mit Blick über den Templiner See. Sonntags gibt es Familienbrunch mit Büfett.

Wer an Schloss und Dorfkirche vorbeigeht, gelangt durch den Ort zu dem wohl berühmtesten früheren Bewohner Capuths, Albert Einstein. Am Waldrand gelegen, steht das rotbraune Holzhaus mit weißen französischen Fenstern. Innen ist es funktional und schlicht im Bauhausstil gestaltet. Obwohl der Bau als Sommerhaus konzipiert war, lebte Einstein bis auf die kältesten Monate das ganze Jahr über hier. Er verließ Caputh nur, um an Vorträgen teilzunehmen oder öffentlich aufzutreten. „Mein Paradies liegt an einem Havelsee von Kiefern umgeben“, sagte der Nobelpreisträger über sein Sommerhaus. In der Caputher Seenlandschaft konnte er der Hektik der Großstadt entfliehen, konnte segeln, Spaziergänge durch die Wälder machen und in Ruhe arbeiten.

Regelmäßig lud er Wissenschaftler und Künstler zu sich ein, darunter Anna Seghers, Max Planck, Gerhart Hauptmann und Max von Laue. Viele von ihnen waren enge Freunde, mit denen Einstein über die Quantentheorie wie über die Gefahren von Krieg und Rassismus diskutierte. Als er im Dezember 1932 mit seiner Frau Caputh verließ, um für Gastvorlesungen in die USA zu reisen, sahen sie das Haus zum letzten Mal. Sie emigrierten nach Princeton. Heute ist das Haus in Caputh das einzige Wohngebäude in Deutschland, das an Albert Einstein erinnert. Es gehört der Hebräischen Universität Jerusalem und dem Land Brandenburg und wird von der Stiftung Einstein Forum verwaltet. Einsteins Frau Elsa schrieb in ihren Briefen: „Caputh, wo mein Mann am glücklichsten gewesen!“.